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Rückkehr der Superjumbos

Lufthansa hat «Heidenrespekt» vor A380-Reaktivierung

Im nächsten Sommer will Lufthansa ab München wieder Airbus A380 einsetzen. Die eingelagerten Superjumbos für den Einsatz fit zu machen, ist eine Herausforderung.

«Der A380 kommt natürlich nicht zurück», sagte Lufthansa-Chef Carsten Spohr noch im August 2021. Bis zum Juni des folgenden Jahres rückte die größte deutsche Fluggesellschaft jedoch von dieser Entscheidung ab. Lufthansa kündigte an, vier bis fünf ihrer eingelagerten Superjumbos zurückzuholen und im Sommer 2023 ab München einzusetzen.

Sechs ihrer 14 A380 hat Lufthansa bereits an Airbus zurückverkauft, acht stehen ihr noch zur Verfügung und befinden sich im spanischen Teruel. Auch eine mögliche spätere Rückkehr weiterer Flieger steht zur Debatte. Am ersten A380, der das Kennzeichen D-AIMK trägt, haben Mitte Oktober bereits die Arbeiten für die Reaktivierung begonnen.

«Wir haben einen Heidenrespekt davor»

Lufthansa äußert sich nicht zu den Details der Arbeiten und den dazugehörigen Zeitplänen. Ein einfaches Unterfangen ist es jedoch nicht, wie kürzlich Dirk Meyer deutlich machte. Er ist bei Lufthansa aktuell auf Wartungsseite für die Einführung der Boeing 787 verantwortlich und war bis 2020 zehn Jahre lange Wartungsleiter für den A380.

Er freue sich auf die A380-Rückkehr, sagte Meyer im Gespräch mit dem Planespotting-Kanal Plane Mania. Er erklärte aber auch: «Es ist für uns eine Riesenherausforderung, das Flugzeug wieder in Betrieb zu nehmen.» Nach zwei bis zweieinhalb Jahren, in denen die Superjumbos eingelagert waren, stehe nun «ein Riesenprogramm» an, um die Flieger wieder zu reaktiveren. «Und wir haben einen Heidenrespekt davor», sagte Meyer.

Eingelagert, nicht nur geparkt

Ein eingelagertes Flugzeug unterscheidet sich von einem geparkten. Ist ein Flieger geparkt, wird er in einem nahezu flugfähigen Zustand gehalten – mithilfe von regelmäßigen Funktionstests, Triebwerksläufen und Werkstattflügen. Bei einem eingelagerten Flugzeug ist das nicht der Fall. Hier werden zu Beginn sensible Geräte ausgebaut, Systeme konserviert, empfindliche Oberflächen abgedeckt und Öffnungen im Rumpf geschlossen.

Wenn die Lagerung (im Englischen Storage) endet, sind aber meist mehr Checks nötig als nur die unmittelbaren Arbeiten vor Ort, damit eine Maschine wieder Reisende transportieren darf. So müssen laut der Süddeutschen Zeitung vier der acht Airbus A380 von Lufthansa, wenn sie Teruel verlassen haben, noch zum C-Check, einer intensiven Wartung.

«Sie ersetzen alle 22 Räder, alle 16 Bremsen»

Einen Einblick in den Umfang einer A380-Reaktivierung gab kürzlich Qantas-Chef Alan Joyce. Die australische Airline hatte in der Pandemie ihre Superjumbos ebenfalls eingelagert. «Um nur einen A380 aufzuwecken, braucht es 4500 Stunden oder zwei Monate an Arbeitskraft», erklärte Joyce laut der Nachrichtenagentur Bloomberg.

Pro Jet würden zehn Techniker zwei Monate in der Mojave-Wüste, wo Qantas’ A380 stehen, arbeiten. «Sie ersetzen alle 22 Räder, alle 16 Bremsen, entsorgen alle Sauerstoffflaschen und Feuerlöscher. Alles an Bord der Flugzeuge wird ersetzt», sagte der Airline-Chef.

Nach dem ersten Flug folgt die große Wartung

Ebenfalls seien Tests nötig, unter anderem der Triebwerke. «Und das alles nur, um aus der Wüste nach Los Angeles oder zu einer anderen Wartungseinrichtung zu gelangen», so Joyce. Nach diesem Überführungsflug «werden die meisten Flugzeuge dann noch 100 Tage lang gewartet». 100 Tage klingt nach dem umfangreichsten möglichen Check, einem D-Check.