Viele ehemalige Passagierjets erhalten nach ihrer Ausflottung ein zweites Leben als Frachter. Diese im Fachjargon als Passenger-to-Freighter (P2F) bekannten Flugzeuge werden von spezialisierten Firmen weltweit umgebaut. Oft muss die Struktur angepasst werden, eine größere Frachtluke wird installiert und immer wird die Kabine entfernt.
Seit der Corona-Pandemie hat der Markt für Umbaufrachter einen Aufschwung erlebt. Das Beratungsunternehmen IBA warnte 2023 jedoch vor einem Überangebot an umgebauten Boeing 737-800. Mittlerweile gibt es von fast jedem älteren Flugzeugtyp eine Version als Umbaufrachter, von der Boeing 767-200 ERF (Extended Range Freighter) bis zum Airbus A330 P2F.
Diese Firma prüft schon Umrüstungen von Boeing 787
Nun bringt der Firmengründer und Operativchef des auf Umrüstungen spezialisierten Unternehmens KMC (Kansas Modification Center) eine P2F-Version der Boeing 787 ins Spiel. Gegenüber dem Magazin Flightglobal sagte Jim Gibbs, dass seine Firma eine Umrüstung der 787 prüfe. Gerade die kleinste Variante 787-8 könnte laut Gibbs einen «direkten Ersatz» für die Boeing 767 F werden, deren Produktion 2027 endet.
Laut dem KMC-Chef könnten Frachtfluggesellschaften ähnliche wirtschaftliche Vorteile von einem 787-Umbaufrachter erwarten, wie sie Passagierairlines nach der Inbetriebnahme des Modells verzeichneten - besonders durch Treibstoffeffizienz. Gibbs spricht vom 787-Effekt.
Auch andere Umrüster denken über 787-Umbaufrachter nach
Er räumt ein, dass die Umrüstung einer Boeing 787 von einem Passagier- zu einem Frachtflugzeug komplexer sei als die Modifizierung anderer Jets, weil der Rumpf der 787 aus Kohlefaser besteht. Das erfordere detaillierte Verfahren und Prozesse, mehr Technologie, weniger Handarbeit und mehr Automatisierung sowie fortschrittliche Inspektionstechniken, so der KMC-Gründer.
Dennoch ist KMC nicht das einzige Unternehmen mit der Idee. Auch der israelische Konzern Israel Aerospace Industries (IAI) denkt über eine Umrüstung der Boeing 787 zu einem Frachter nach, wie ein leitender Angestellter gegenüber dem Magazin Air Cargo News verriet. Voraussichtlich würden Fluggesellschaften in den kommenden Jahren zunehmend Dreamliner aus dem Passagierdienst nehmen, so der Mitarbeiter.
Keine Frachtversion der Boeing 787 ab Werk
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