Die Pilotinnen und Pilotendes Logistikriesen werfen Konzernchef Rajesh Subramaniam vor, den Profit über die Mitarbeitenden zu stellen und sprechen ihm öffentlich das Misstrauen aus. Gleichzeitig tobt seit Jahren ein Tarifkonflikt bei Fedex Express.
Im Juni starb Fred Smith, der Gründer von Fedex. Er hatte den globalen Frachtriesen 1971 gegründet und nahm 1973 die ersten Flüge auf. Zehn Jahre später schon schrieb er amerikanische Wirtschaftsgeschichte, als Fedex als erstes Unternehmen überhaupt zehn Jahre nach der Gründung und ohne Fusionen oder Übernahmen einen Umsatz von einer Milliarde Dollar erreichte.
Im März 2022 kündigte Smith seinen Rückzug von der Unternehmensspitze an. Zu seinem Nachfolger machte er den langjährigen Fedex-Manager Rajesh Subramaniam. Smith blieb bis zu seinem Tod aktiv und kümmerte sich im Verwaltungsrat um Themen wie Nachhaltigkeit, Innovation und öffentliche Politik. Nur wenige Monate nach seinem Tod gibt es nun aber harsche Kritik an Subramaniam.
Pilotinnen und Piloten der hauseigenen Airline Fedex Express üben scharfe Kritik am Manager. Die Unzufriedenheit ist so groß, dass das Master Executive Council, das zentrale Führungsgremium von Fedex bei der Cockpitgewerkschaft AlpaA, am 29. September öffentlich ein formelles Misstrauensvotum gegen die Unternehmensführung veröffentlichte.
Die Vorwürfe wiegen schwer: Subramaniam wird vorgeworfen, Fedex einseitig auf maximale Gewinnmaximierung ausgerichtet zu haben - und dabei die traditionelle Unternehmenskultur geopfert zu haben, die unter Gründer Fred Smith stets im Zeichen des Prinzips «Menschen zuerst» stand. Diese Entwicklung würde die Zukunft des Unternehmens gefährden, so die Pilotinnen und Piloten.
Begründet wird der Schritt mit den zahlreichen Umstrukturierungsprogrammen, die seit 2022 eingeführt wurden. Bei One Fedex, Drive, Network 2.0 und Tricolor wäre es nur darum gegangen, die Abläufe zu optimieren, aber die Menschen seien vergessen worden. Die Mitarbeitenden verlören das Vertrauen und darunter leide zunehmend die betriebliche Zuverlässigkeit von Fedex, heißt es im Brief.
In einem hochkompetitiven Marktumfeld von UPS bis Amazon gefährde diese Entwicklung die Zukunft des gesamten Unternehmens, so die Gewerkschaft. Die Unternehmensführung müsse jetzt handeln, heißt es in in der Stellungnahme. Gefordert werden klare Verantwortung, mehr Transparenz und eine Rückkehr zur ursprünglichen Philosophie: Mensch - Service - Gewinn.
Der Zeitpunkt ist brisant. In den nächsten Wochen findet die Jahreshauptversammlung von Fedex statt. Gleichzeitig haben die rund 5000 Pilotinnen und Piloten der Frachttochter noch immer keinen neuen Tarifvertrag.
Im Juni 2023 scheiterten Verhandlungen zwischen MEC und Fedex-Management über eine Gehaltserhöhung von 30 Prozent. Mittlerweile steht eine Steigerung von bis zu 40 Prozent im Raum. Die Verhandlungen befinden sich derzeit in deiner Schlichtung durch das National Mediation Board.
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