Letzte Aktualisierung: um 20:33 Uhr

Nach Rückzieher von PGL

Wer springt jetzt bei Condor ein?

Der Ferienflieger steht nach dem Rückzieher von Lot-Mutter PGL wieder ohne Käufer da. Wer könnte mittelfristig neuer Condor-Eigentümer werden? Ein Überblick.

Die Übernahme von Condor durch die polnische PGL ist gescheitert. Der Ferienflieger möchte sein Schutzschirmverfahren dennoch bald beenden. Eine Sprecherin erklärte, es gebe verschiedene Optionen für die künftigen Eigentumsverhältnisse, etwa eine Treuhänderstruktur. Zudem verhandle man aufgrund der Corona-Krise über Staatshilfen.

Allerdings sind all das wohl nur Übergangsmaßnahmen, die Condor Zeit verschaffen und durch die Corona-Krise bringen sollen. Mittelfristig geht es weiterhin darum, einen Käufer zu finden, der auch eine Modernisierung der Flotte ermöglicht. Aber wer kommt infrage?

Finanzinvestoren

Bevor PGL im Januar den Zuschlag für Condor erhielt, gab es zwei weitere Interessenten, die heiß gehandelt wurden: die britische Investmentfirma Greybull sowie den Zusammenschluss des US-Finanzinvestors Apollo mit deutschen Reiseveranstaltern. Wie finanzstark oder -schwach die Firmen die Corona-Krise überstehen, muss sich zeigen. Apollo leidet derzeit auf jeden Fall: Die Aktie hat seit Februar rund die Hälfte ihres Wertes eingebüsst. Die andere Frage ist, ob die Unternehmen überhaupt weiterhin interessiert sind. Eine Investition in eine Fluglinie ist durch die Pandemie ein größeres Risiko geworden.

Reiseveranstalter

Der Zentraleuropa-Chef von DER Touristik, Ingo Burmester, hatte im vergangen Herbst über Condor vorsichtig gesagt: «Eine anteilige Beteiligung würde ich nicht grundsätzlich ausschließen.» Andere deutsche Reiseveranstalter gaben sich noch zurückhaltender. Selbst im Bündnis mit einem Finanzinvestor wie Apollo dürften die Touristikunternehmen vorerst wohl erst einmal nicht in der Lage und willens sein, Condor zu übernehmen. Viele von ihnen werden froh sein, wenn sie die Krise selber heil überstehen.

Fluggesellschaften

Einst gab es Spekulationen über ein Interesse an Condor etwa von der Wet-Lease-Spezialistin Hi Fly und vom Wizzair-Mutterkonzern Indigo Partners. Derzeit gilt aber für alle Luftfahrtfirmen: Während der Corona-Pandemie wird sich niemand eine Übernahme ans Bein binden. Wie der Markt nach der Krise aussieht, ist noch völlig offen. Aber selbst, wenn dann vielleicht einige Airlines durch das Ausscheiden von Konkurrenten langfristig gestärkt aus den Schwierigkeiten hervorgehen, gilt: Sie werden weiterhin vorsichtig sein mit Investitionen, vor allem bei einem Unternehmen mit einer so alten Flotte wie Condor.

Lufthansa

Wenn es um eine Condor-Übernahme geht, wird immer auch Lufthansa genannt. Denn Condor gehörte ja schon mal zum Konzern und 2019 gab Deutschlands größte Airline sogar ein Angebot für den Ferienflieger ab, der damals noch Teil von Thomas Cook war. Aktuell ist eine Übernahme – auch abseits von möglichen Kartellbedenken – aber undenkbar.

Lufthansa ist wegen der Corona-Krise auf Schrumpfkurs. Und selbst wenn sich die Lage in ein oder zwei Jahren entspannt, Condor dank staatlicher Hilfe überlebt und der Lufthansa-Vorstand wieder Interesse findet, dürfte er große Probleme bekommen, das den eigenen Mitarbeitern und Aktionären zu vermitteln. Eine Spekulation zum Schluss: Sollte der deutsche Staat mögliche Finanzhilfen für Lufthansa daran koppeln, dass der Konzern Condor integriert, könnte das die Lage ändern.