Letzte Aktualisierung: um 21:06 Uhr

Zu viele Langstreckenjets

Delta lässt Latam auf A350 sitzen – und zahlt dafür

Latam wollte ihre überzähligen Airbus A350 an Delta Air Lines abtreten. Vier der Jets nimmt die Fluglinie aus den USA nun aber doch nicht. Das kostet sie Millionen.

Es war eine Erleichterung für Latam: Als Südamerikas größte Fluglinie im September 2019 den Einstieg von Delta Air Lines als Aktionär verkündete, gab sie auch einen Deal über 14 Airbus A350 bekannt. Der neue Investor aus den USA verpflichtete sich, Latam vier bereits ausgelieferte A350 abzukaufen und ihr Orders für zehn weitere Exemplare abzunehmen.

Seitdem hat sich durch die Corona-Krise aber vieles geändert. Delta bekommt daheim Staatshilfen, muss dafür aber Auflagen einhalten. Latam hat am 26. Mai für ihre Töchter in Chile, Ecuador, Kolumbien, Peru und den USA Gläubigerschutz beantragt. Das hat auch Folgen für die Vereinbarung der beiden Airlines über die Langstreckenflugzeuge.

Zahlung für Nicht-Abnahme

Wie Medien berichten, wird Delta Latam die vier A350 nun doch nicht abkaufen. Für den Rückzug von der Vereinbarung zahlt sie demnach umgerechnet rund 56 Millionen Dollar. Das ist deutlich weniger als der Kaufpreis für vier gebrauchte A350. Allerdings bekommt Delta nichts für ihr Geld. An einem geplanten Joint Venture mit Latam hält die nordamerikanische Fluglinie trotz des Gläubigerschutzes weiterhin fest.

Die Vereinbarung zu den zehn bestellten Flieger ist offenbar nicht betroffen von der aktuellen Änderung. Im März waren bereits vier A350-900 und sechs A350-1000 für Latam aus Airbus-Orderbuch verschwunden. Bei Delta hinzugekommen sind sie allerdings noch nicht – deren Bestellung steht weiterhin bei 25 A350-900, 13 davon bereits ausgeliefert. Latam hat nun alle 13 verbliebenen A350-900 erhalten und noch zwei A350-1000 offen.

Latam braucht nicht alle A350

Der Bedarf nach Langstreckenflugzeugen ist durch die Corona-Krise und die erwartete langsame Erholung des Fernreisemarktes stark zurückgegangen. Delta hatte erst Mitte Mai verkündet, bis Ende des Jahres ihre 18 Boeing 777 auszuflotten. Latam hatte selbst vor der Corona-Pandemie keine Verwendung für alle ihre A350.

Vier A350-900 der brasilianischen Tochter waren bis vor Kurzem an Latam-Investor Qatar Airways verleast und kehrten laut dem brasilianischen Portal Airway vergangene Woche zurück nach Brasilien. Weiter heißt es, die Gruppe werde in Kürze 19 Flugzeuge an Leasingfirmen zurückgeben, darunter auch zwei A350-900.