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Boeings Horror-Woche

Der Dreamliner hat ein paar harte Tage voll von Zwischenfällen hinter sich. Nachdem sich auch die Behörden einschalteten, nimmt nun auch Boeing Stellung.

Es war eine Woche, die der amerikanische Flugzeugbauer wohl am liebsten vergessen würde. Fünf Zwischenfälle mit einem Flugzeugtypen – und ausgerechnet mit dem, der Boeings Prestigeobjekt sein soll. Die Schlagzeilen über die vielen Pannen gingen um die Welt. Nun schaltet sich auch noch die amerikanische Luftfahrtbehörde Federal Aviation Administration (FAA) ein. Man werde den Flieger nochmals überprüfen und dabei alle Aspekte unter die Lupe nehmen, vom Design bis hin zu den Materialien, erklärte sie am Freitag (11. Januar). Besonders fokussieren will sich die FAA allerdings auf die Elektrik.

Mit einem solchen Schritt hatten viele in der Branche bereits gerechnet. Schon ein Zwischenfall am Montag hatte für Aufsehen gesorgt. In einem in Boston geparkten Dreamliner war ein Brand ausgebrochen. Der Schwelbrand hatte sich in der Elektrik im Frachtraum des Fliegers von Japan Airlines entwickelt. Am nächsten Tag traf es erneut JAL. Wegen eines Treibstofflecks konnte ein Dreamliner der Fluglinie nicht abheben. Am Mittwoch dann musste All Nippon Airways einen Flug wegen Problemen mit dem Bremssystem abbrechen und auch einen Tag später traf es zwei Mal ANA. Eine Art Riss im Cockpitfenster zwang einen Jet zur Umkehr. Bei der anderen Maschine bemerkte man nach der Landung eine Art Öl-Leck in der Nähe des Triebwerkes. Die Ursachen werden untersucht.

Häufung wurde zum Problem

Jeder einzelne dieser Zwischenfälle wäre normalerweise wohl nicht einmal unbedingt in die Medien geraten. Doch die Häufung in kurzer Zeit machte Boeing zum Ziel kritischer und zweifelnder Berichterstattung: «Ist der Dreamliner sicher?», «Versagte Boeing», fragten sich Zeitungskommentatoren auf der ganzen Welt. Bisher hatte man von Boeing zum Thema kaum etwas mitbekommen. Ddoch nachdem die Untersuchung durch die FAA bekannt wurde, gab der Flugzeugbauer eine Stellungnahme heraus.

Man begrüße die Untersuchung sogar, so Boeing. Auch man selbst sei ständig daran, die eigenen Flieger mit ihrer Technik und ihren Materialien zu überprüfen. Das trage dazu bei, dass man den Kunden immer höchste Qualität liefern könne. Man vertraue voll und ganz auf das Produkt. «Es ist ein effizienter und ökonomischer Jet, der unseren Kunden einen großen wirtschaftlichen Vorteil und den Passagieren ein verbessertes Reiseerlebnis bietet», schreibt Boeing. Die B787 habe den «rigorosesten und robustesten Zertifizierungsprozess in der Geschichte der FAA» hinter sich. Von daher habe man keinen Zweifel, dass sich dieses Bild auch bestätigen werde.

Sicherer Flieger

Auch die FAA beeilte sich, klarzustellen, dass man nicht am Flieger selbst zweifle. «Wir glauben daran, dass es ein sicheres Flugzeug ist», so die Behörde. Derartige Überprüfungen seien bei neuen Fliegern gar nicht so ungewöhnlich. Dennoch steht für Boeing einiges auf dem Spiel. Es sei sogar möglich, dass die B787 im schlimmsten Fall die ETOPS-Zertifizierung für Langstreckenflüge über Wasser verlieren könnte, so Luftfahrtexperte Hans Weber im Interview mit aeroTELEGRAPH – oder sogar bis zu einer kompletten Lösung der Probleme ganz gegroundet würde.

Lesen Sie das ganze Interview mit Hans Weber von Tecop International in San Diego hier.