Russland arbeitet an eigenen Flugzeugmodellen, um von westlichen wegzukommen. Doch die heimischen Produkte werden deutlich teurer, als noch vor ein paar Jahren erwartet. Das berichtet die Zeitung Izvestia unter Berufung auf das Protokoll eines Treffens zwischen Vertretern des Verkehrsministeriums, der Luftfahrbehörde Rosaviatsiya, des staatlichen Flugzeugbaukonzerns UAC und von dessen Mutter Rostec.
Demnach soll der Kurz- und Mittelstreckenjet Yakovlev MS-21 nun 7,6 Milliarden Rubel kosten. Umgerechnet sind das nach aktuellen Währungskursen rund 81 Millionen Euro oder 95 Millionen Dollar. Das ist immer noch weniger als die Listenpreise für Boeing 737 Max und Airbus A320 Neo. Aber es ist rund 65 Prozent mehr, als vor zwei Jahren angekündigt war.
So hat sich der Preis der Yakovlev MS-21 entwickelt
Ein Blick noch weiter in die Vergangenheit zeigt: Im Jahr 2017, als Russland noch weltweite Verkaufsambitionen für die MS-21 hatte, stellte UAC einen Listenpreis zwischen 91 und 96 Millionen Dollar in Aussicht - damals aber auch vor dem Hintergrund eines ganz anderen Wechselkurses. Der Dollar hat gegenüber dem Rubel seitdem deutlich an Wert gewonnen.
Auch Ilyushin Il-114-300 wird deutlich teurer
Izvestia berichtet ebenfalls unter Berufung auf das ihr vorliegende Protokoll, dass die Leistunsgdaten der MS-21 noch nicht den geplanten Zielen entsprechen würden. Die Zulassung soll laut der aktuellen Planung noch bis August 2026 laufen.
Auch die Ilyushin Il-114-300 wird laut dem Bericht teurer: Der Preis des zweimotorigen Turbopropflugzeug steigt auf 2,6 Milliarden Rubel (28 Millionen Euro) – 2023 lag der Preis noch bei rund 1,44 Milliarden Rubel. Industrieminister Anton Alikhanov hatte laut der Zeitung kürzlich sogar erklärt, dass die Kosten für die ersten drei Maschinen bei je 4 Milliarden Rubel liegen und der Preis dann auf 2,6 Milliarden sinke. Das Regionalflugzeug soll bis Ende 2025 zertifiziert sein.
Neue Finanzierungsmodelle für MS-21 und Co
Die Behörden und die Leasinggesellschaft GTLK arbeiten laut dem Bericht mit den Fluggesellschaften bereits an Finanzierungsmodellen auf Grundlage der neuen Preise.
Rostec stellt niedrigere Preise ab 2030 in Aussicht
Der Staatskonzern Rostec erklärte derweil zur Begründung, dass die Preise für Materialien, Elektronik und Komponenten gestiegen seien, ebenso die Leitzinsen und die Investitionskosten in der aktuellen wirtschaftlichen Lage. Auch der Ersatz westlicher Komponenten durch russische sei in der Vergangenheit noch nicht voll eingepreist gewesen.
Außerdem seien Flugzeuge zu Beginn der Produktion immer teurer, argumentiert Rostec. Nach einem Hochfahren der Serienproduktion würden Kosten und Preise ab etwa 2030 sinken, stellt der staatliche Technologie- und Rüstungskonzern in Aussicht.