Von Vogelschlag-Kontrollee über Follow-Me-Fahrt bis Flugzeug-Einweisung: Auf dem Vorfeld des Flughafens Frankfurt bleibt keine Minute planbar. Wir waren mit Marius unterwegs – einem Mann, der seit 30 Jahren für Ordnung auf dem Asphalt sorgt.
Ohne sie geht nichts am Boden: Die Mitarbeitenden der Vorfeldaufsicht halten den Betrieb am Flughafen Frankfurt rund um die Uhr am Laufen. Im Podcast „Luftraum“ begleitet Reporter Christopher einen ihrer erfahrensten Kollegen – Marius – auf einer Schicht im Follow-Me-Wagen. Ein Blick hinter die Kulissen eines Berufs, in dem Präzision, Reaktionsvermögen und ein gutes Auge entscheidend sind.
Sie sind die stillen Regisseure an den Startbahnen: Ohne sie würde am Flughafen Frankfurt nichts rollen. Im gelb-schwarzen Follow-Me-Wagen nimmt uns Marius, ein Mitarbeiter der Vorfeldaufsicht, mit auf eine Tour über Deutschlands größten Airport – dorthin, wo Jets landen, Fracht verladen wird und Sicherheit oberste Priorität hat.
«Unsere Hauptaufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass die Taxiways frei sind und kein Fahrzeug oder Gegenstand den Betrieb stört», erklärt Marius. Er und seine Kollegen kontrollieren, koordinieren und greifen ein, wenn nötig – rund um die Uhr. Auf dem Vorfeld sind sie so etwas wie die Flughafenpolizei: «Wir dürfen sogar Vorfeld-Fahrerlaubnisse entziehen – acht Punkte, und du bist raus».
Rund 16 Mitarbeitende pro Schicht sorgen für Ordnung auf dem Vorfeld. Der Flughafen ist in 13 Bereiche unterteilt, jeder weiß per Bildschirm, wo er oder sie gebraucht wird. Es geht Schlag auf Schlag – und oft völlig ungeplant. «Die meisten Einsätze sind spontan. Man weiß morgens nicht, was mittags passiert», so Marius.
Ein typischer Job? Kaum möglich. Mal begleiten sie eine Boeing 787 vom Hangar ans Gate, mal winken sie einen Airbus A320 präzise auf die Parkposition ein. Dann wieder rasen sie bei Nebel auf die Startbahn, um nach Vogelschlag oder Fremdkörpern zu suchen. «Im Winter oder zur Zugzeit der Vögel haben wir manchmal sieben, acht Fälle am Tag», berichtet Marius.
Für diese Aufgaben braucht es mehr als einen Führerschein. «Sechs Monate dauert die Ausbildung mindestens», sagt er. Wer am Steuer eines Follow-Me-Fahrzeugs sitzt, muss das Labyrinth aus Rollwegen, Lichtsignalen und Markierungen auswendig kennen – und darf auf keinen Fall die roten Stopbars ohne Freigabe der Deutschen Flugsicherung überqueren.
Der Tag gipfelt in einem Highlight: Marius und Reporter Christopher Scheffelmeier begleiten einen Dreamliner von Air Canada vom Vorfeld ans Terminal. Über Funk, GPS, Bodenradar und mit millimetergenauem Augenmaß navigieren sie das tonnenschwere Flugzeug über das Vorfeld – bis es perfekt steht. Sekunden später geht’s weiter zum nächsten Einsatz.
Was nach Adrenalin klingt, ist für Marius Alltag – seit über 30 Jahren. «Ich hab als Radiotechniker angefangen, dann Flugzeugabfertiger, jetzt Einsatzleiter». Und sein Lieblingsmoment? «Wenn ich draußen bin, Kerosin rieche und große Maschinen sehe – das ist mein Revier.»
Selbst bei Nacht bleibt keine Zeit zum Durchatmen. Auch wenn zwischen 23 und 5 UhrNachtflugverbot herrscht, ist die Vorfeldaufsicht im Einsatz. «Wenn ein Notfallflieger kommt, muss jemand da sein – Feuerwehr, Abfertigung, wir.»
Ob Boeing 777, Airbus A380 oder Condors neuer A330 Neo: Marius kennt jedes Modell, jede Position. «Im Terminal wäre ich verloren», sagt er lachend. «Aber draußen auf dem Vorfeld – da kenn ich jeden Zentimeter.»
Mehr über den Alltag des Follow-Me-Fahrers erfahren Sie jetzt in unserem Podcast Luftraum.
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