Letzte Aktualisierung: um 22:16 Uhr

Streit um A350 und A321 Neo

Jetzt muss auch Boeing im Airbus-Qatar-Streit vor Gericht aussagen

Airbus und Qatar Airways greifen sich wieder gegenseitig vor Gericht an - und ziehen auch noch den zweiten großen Flugzeugbauer in die Sache mit hinein.

Im Juni hatte es eigentlich noch versöhnlich geklungen. «Wir führen nicht nur den Rechtsstreit, sondern versuchen auch, als Unternehmen gemeinsam eine Lösung zu finden», sagte Airbus-Chef Guillaume Faury, der mit einem Airbus A380 von Qatar Airways nach Doha zur Generalversammlung des Airline-Dachverbands Iata gereist war. Dort kam es zumindest auch zu Smalltalk zwischen ihm und Airline-Chef Akbar Al Baker.

Besonders war das, weil zwischen den Unternehmen ein erbitterter Streit herrscht. Es geht dabei um Lackschäden an den Airbus A350 von Qatar Airways. Inzwischen gibt es eine Reihe an Klagen, Unterverfahren und Gegenklagen. Die Stimmung zwischen den Unternehmen hat sich seit Juni wieder stark verschlechtert, vor Gericht schießen sie erneut gegeneinander. Und sogar Airbus’ Erzrivale muss vor Gericht aussagen

Vertrag vorlegen oder nicht?

Der Grund ist eine Bestellung von Qatar Airways über Boeing 737 Max. Der Deal kam zustande, nachdem Airbus zuvor im Streit um den A350 auch einen Vertrag über 50 A321 Neo mit Qatar Airways gekündigt hatte.

In der Folge war wiederum ein Streit entbrannt, ob die Boeing 737 Max eine geeignete Alternative zum A321 Neo ist. Airbus erklärte, das sei der Fall. Qatar Airways wurde im Sinne der Klärung aufgefordert, Airbus den vorläufigen Vertrag mit Boeing vorzulegen. Doch das will der amerikanische Hersteller vermeiden.

Verschiedene Kategorien von Dokumenten

Vor Gericht erhob Boeing Einspruch gegen die Anzahl der Mitarbeitenden von Airbus, die Zugang zu den Daten des Flugzeugs erhalten. «Die Offenlegung von Preisinformationen … das ist Dynamit», sagte Boeings Anwalt Paul Stanley laut der Nachrichtenagentur Reuters vor Gericht.

Richter David Waksman ordnete daraufhin an, dass die Dokumente in verschiedene Kategorien aufgeteilt werden, wobei nur die am stärksten eingeschränkte Kategorie die Flugzeugpreise enthält.

Prozess beginnt Juni 2023

Der eigentliche Prozess um den Fall soll erst im Juni 2023 beginnen – sollten die Parteien sich nicht vorher einigen. Allerdings sieht es aktuell nicht danach aus, die Situation scheint festgefahren. Airbus beteuert weiterhin, dass die Lackschäden an den A350 nur die Oberfläche betreffen und hat dabei auch die Unterstützung der Europäischen Luftfahrtsicherheitsagentur Easa. Die Fluggesellschaft wirft dem Produzenten dennoch vor, dass die Schäden auch die Lufttüchtigkeit beeinträchtigen und sogar Brandgefahr bestehe.

Beide Seiten verschärften am Freitag (14. Oktober) auch außerhalb des Nebenschauplatzes um die Boeing 737 Max erneut den Ton, als sie sich gegenseitig wegen der Verzögerung bei der Herausgabe von Dokumenten sowie wegen der Rückzahlung von Vorauszahlungen in Höhe von mehreren zehn Millionen Dollar an die Fluggesellschaft und von Kreditzahlungen an den Hersteller beschuldigten.

Geld an katarischen Fonds gezahlt

In einer Gegenklage vom Februar fordert Airbus von Qatar Airways 220 Millionen Dollar Schadenersatz und will weitere 185 Millionen Dollar an Gutschriften für künftige Lieferungen zurück, die der Hersteller im Rahmen des ursprünglichen A350-Vertrags von 2007 bis 2009 im Voraus in drei Fonds für die Entwicklung des katarischen Luftfahrtsektors eingezahlt hatte.