Yakovlev Yak-40 von General Air: Sowjetischer Düsenflieger unterwegs in der Bundesrepublik.

Yakovlev Yak-40 von General Air: Sowjetischer Düsenflieger unterwegs in der Bundesrepublik.

Sammlung Döbberthin

Innerdeutscher Flugverkehr

Aufstieg und Niedergang einer Branche

Vom Bodensee bis zur Nordseeküste, von Augsburg bis Kiel: Jahrzehntelang waren Dutzende Regionalfluggesellschaften in Deutschland – mit kleinen Propellermaschinen, großen Ambitionen und oft kurzer Lebensdauer.

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Sie fing klein an. Hatte aber bald nationale Ambitionen. General Air (Iata-Code GR) startete 1963 mit Dornier Do28 und De Havilland Canada DHC-6 Twin Otter im Seebäderverkehr. Rasch erweiterte sie ihr Netz aber auf ganz Deutschland. Zu ihrer Flotte zählten mit der Zeit auch Yakovlev Yak-40 mit 30 Sitzen.

Neben Basen in Hamburg und Kiel wurden auch Ziele wie Kassel-Calden, München, Frankfurt, Köln/Bonn, Westerland, Helgoland und Wangerooge angeflogen. Insgesamt setzte General Air 27 Flugzeuge ein, darunter auch die Convair 440. Nach der Betriebseinstellung 1975 übernahm die Reederei Hadag Teile des Geschäfts und gründete Hadag Air (Iata-Code GP), die mit Twin Ottern zwischen 1974 und 1983 zu den Inseln flog.

Aus General Air wurde Holiday Express

Ab 1983 firmierte die Fluglinie unter dem Namen Holiday Express (Iata-Code HX) weiter und wurde 1987 zur Hanse Express, ein Jahr später zu Hamburg Airlines – der Iata-Code blieb. Mit Dash 8-100 und -300 wurden viele Linienflüge ab Hamburg und Berlin-Tempelhof durchgeführt. Der Betrieb endete 1997.

Auch Cimber Air Deutschland (Iata-Code EG), die Tochter der dänischen Cimber Air, war im Norden Deutschlands aktiv. Mit Nord 262 - einem französischen Turboropflugzeug - verband sie kleinere Flughäfen wie Kiel, Flensburg, Münster/Osnabrück und Saarbrücken mit größeren Städten. Wegen der Ölkrise endete das Engagement 1974. Von 1994 bis 1999 operierte zudem die KBA-Kieler Business Air mit Dornier Do 228.

OLT als großer Anbieter

Im Seebäderverkehr war OLT (Ostfriesische Lufttransport, Iata-Code OL) führend. Mit Britten-Norman Islander und Twin Otter verband sie Nordseeinseln mit dem Festland. Später weitete sie ihr Netz auf Regionalverbindungen in ganz Deutschland aus – etwa ab Hof, Bayreuth, Saarbrücken oder Kassel. In Kooperation mit Lufthansa entstand die DLT (Iata-Code DW). Zudem gründete OLT 1979 die Tochtergesellschaft ROA-Roland Air (Iata-Code DU), die in den 1990er-Jahren ab Bremen aktiv war.

Auch im Westen tat sich viel. LTU aus Düsseldorf gründete gemeinsam mit Cimber Air die IFG-Interregional (Iata-Code IP). Sie flog zwischen 1967 und 1974 mit Nord 262 und Fokker F27 zu Zielen wie Saarbrücken, Bremen und Westerland und diente auch als LTU-Zubringer. 1976 entstand in Dortmund die RFG Regionalflug (Iata-Code VG), die mit Fairchild Swearingen Metrolinern und später ATR 42 und 72 unter anderem nach Frankfurt, Stuttgart und München flog. 1993 fusionierte sie mit der NFD zur Eurowings.

Die große Zeit von LGW

1980 wurde die LGW Luftfahrtgesellschaft Walter (Iata-Code HE) gegründet. Sie begann mit Seebäderdiensten, entwickelte sich aber zur ernstzunehmenden Regionalairline mit Linien nach Berlin, Hamburg oder Dresden. Später arbeitete LGW mit Air Berlin zusammen und übernahm deren Dash 8-Flotte.

Um die Jahrtausendwende wandelte sich die Frachtgesellschaft Teuto Air zur City-Air (IATA-Code 6E) und flog mit Metrolinern, ATR 42 und Saab 340 von Münster/Osnabrück. Sie füllte Streckenlücken, die durch die Lufthansa-Übernahme von Eurowings entstanden waren. Aktiv war sie bis 2004. Ihr folgte 2005 in Dortmund die Dauair (IATA-Code D5), die mit Saabs unter anderem nach Berlin und München flog, aber bereits 2006 wieder verschwand.

Mönchengladbach als Brennpunkt

Mönchengladbach entwickelte sich ebenfalls zu einem Brennpunkt: RAS-Rheinland Air Service (Iata-Code RW) flog nach Berlin und Hamburg, EAE-European Air Express (Iata-Code EA) unter anderem nach München. Auch City-Flug (Iata-Code WH), Eurosky, Peerus Air und die ESS (Iata-Code EE) operierten in der Region – ein dichter Wettbewerb auf engem Raum.

In Nordbayern gründete sich in den 1970er-Jahren der Bayrische Flugdienst (Iata-Code BT), später von OLT/DLT übernommen. In Nürnberg entstand 1975 der Nürnberger Flugdienst NFD, der mit Metrolinern, Dornier Do 228 und später ATR ein dichtes Netz aufbaute – auch nach Hof, Frankfurt oder ins Ausland. 1993 ging er in Eurowings auf.

Der Anfang von Deutsche BA

Am Bodensee operierte der Pleuger Flugdienst ab Friedrichshafen, gefolgt von Delta Air (Iata-Code DI), die mit Bodensee-Jumbo genannten De Havillanc Canada DHC-6 Twin Otter und später Saab 340 unterwegs war. British Airways übernahm Delta Air 1992 und gründete die Deutsche BA.

Nachfolger wurde Südwestflug, später dann InterSky (Iata-Code 3L) aus Bregenz mit Linien ab Friedrichshafen bis 2015. Danach übernahm kurzzeitig VLM (Iata-Code VG). In Augsburg entstand 1980 die Interot (Iata-Code IQ), später Augsburg Airways. Nach der Übernahme durch Lufthansa wurde kurzzeitig von Bonair, Denim Airways und Teamline Aviation der Verkehr weitergeführt.

Cosmos Air, Contact Air, Baden Air

In Saarbrücken trat ab 1995 Cirrus Airlines (Iata-Code C9) auf den Plan. Sie verband zunächst Saarbrücken mit Hamburg und Berlin, später auch viele kleinere Städte. Ihre Tochter Cosmos Air wurde 1999 samt Mannheim - Berlin-Strecke übernommen. Contact Air (IATA-Code VJ) startete 1984 zunächst für DLT, später eigenständig.

IWeitere süddeutsche Anbieter waren Südavia (IATA-Code FV) mit Verbindungen von München nach Saarbrücken, die Baden Air aus Karlsruhe und Air Straubing (IATA-Code IU).

Der wilde Osten

Auch in der DDR gab es vor 1990 innerdeutsche Flüge, zunächst mit Antonovw An-2 und später An-24. Interflug bediente ein Netz zwischen Berlin, Erfurt, Leipzig, Dresden, Barth und Karl-Marx-Stadt. Nach der Wende entstanden neue Anbieter: BSF-Berliner Spezialflug (Iata-Code FC), Eastwest Airlines (Iata-Code 5D), TAL-Thuringia Airlines und deren Nachfolger SAL-Saxonia Airlines (Iata-Code RH).

Berlin-Tempelhof war ein Zentrum für den Regionalflug. Hier agierten auch Tempelhof Airways (US), Direct Air, Berlin Regional und später Tempelhof Express. In Altenburg plante Air Omega mit Embraer 120 Flüge – blieb jedoch im Projektstadium. Auch Air Connect (Iata-Code XF) war 1980 kurzzeitig zwischen Hannover und Düsseldorf aktiv.

Flensburg, Kiel, Braunschweig, Hof oder Augsburg

Viele Regionalfluggesellschaften wagten den Schritt ins benachbarte Ausland: Friedrichshafen - Zürich (Delta Air), München-Verona oder Nürnberg-Paris (NFD), München-Innsbruck (BFD) oder Bremen-Ausland (Air Bremen, Iata-Code HR). Meist setzten sie auf Turboprops mit 19 bis 72 Sitzen – Twin Otter, Metroliner, Do 228 und 328, Jetstream 31, Saab 340, Dash 8 sowie ATR 42/72.

Neben den klassischen Seebäderverkehren entstanden auch Linienangebote an kleineren Flughäfen wie Flensburg, Kiel, Braunschweig, Hof, Augsburg oder Mönchengladbach – viele davon sind heute aus dem Liniennetz verschwunden.

Und heute?

Reste dieser Ära sind noch sichtbar. Die neu gegründete Mannheim City Air bedient mit Dornier Do 328 der Private Wings (Iata-Code JW) Flüge nach Sylt, Usedom und Elba. MHS Aviation (IATA-Code M2) fliegt ab Kassel und Friedrichshafen zu ähnlichen Zielen. DAT (IATA-Code DX) bedient ab Saarbrücken Linien nach Berlin und Hamburg.

Und ab September 2025 startet die neue Skyhub PAD ab Paderborn/Lippstadt mit einer ATR 72 nach München – ein kleines, sehr kleines Comeback des unabhängigen deutschen Regionalflugs. Denn die Tendenz ist rückläufig. Diesen Sommer ist das Angebot an Inlandsflügen nur noch halb so groß wie im Vor-Corona-Sommer 2019. Oder anders ausgedrückt: Das Angebot schrumpfte in diesen sechs Jahren um mehr als acht Millionen Sitzplätze, wie Zahlen des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft BDL zeigen.

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