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South African Airways

«Frankfurt und München sind nicht in Gefahr»

Die südafrikanische Fluglinie will mit finanzieller Hilfe des Staates den Turnaround schaffen. Europa-Chef Michael Bentele erklärt, wie South African Airways umbaut.

Gut geht es South African Airways SAA wahrlich nicht. Seit 2011 hat die Fluggesellschaft keinen Gewinn mehr gemacht. Im Geschäftsjahr 2017, das mit Ende März 2017 endete, flog sie einen Verlust von 5,67 Milliarden Rand ein, umgerechnet knapp 389 Millionen Euro. Ende April 2018 erklärte Vorstandsvorsitzender Vuyani Jarana, dass man eine Kapitalspritze von 5 Milliarden Rand brauche, um den Betrieb aufrecht zu erhalten.

Trotz dieser schwierigen Lage ist Europachef Michael Bentele für die Zukunft positiv gestimmt . «Wir haben jetzt ein stabiles Führungsteam», lobt der SAA-Manager im Gespräch mit aeroTELEGRAPH. «Das war in den vergangenen Jahren nicht immer so. Es gab viele Wechsel und Führungskräfte in Interimspositionen.» Airline-Chef Jarana ist seit November 2017 im Amt und mit einem Fünfjahres-Turnaround-Plan angetreten.

Mango betreibt nun Boeing 737-800 von SAA

«Wir hatten auch in der Vergangenheit Umstrukturierungspläne, aber es wurde wenig umgesetzt», so Bentele. Als Beispiel nennt er die zwei täglichen Flüge Johannesburg – London, welche die Fluggesellschaft bis April noch anbot. «Wir haben schon seit Jahren darüber geredet, dass der zweite London-Flug defizitär ist», sagt der Europachef. «Der neue Chef hat ihn direkt gestrichen.» Nun fliegt South African Airways nur noch einmal pro Tag. «Er drückt bei der Umsetzung richtig aufs Tempo», so Bentele über seinen Chef.

Ein wichtiger Teil des Turnaround-Planes ist in Südafrika die Umschichtung auf die Billigtochter Mango. «Vier Boeing 737-800 werden seit März nicht mehr von South African Airways, sondern von Mango betrieben, die deutlich niedrigere operative Kosten hat», sagt Bentele. SAA betreibe nun, abgesehen von drei Boeing-737-Frachtern, eine reine Airbus-Flotte.

Deutschland läuft gut

«50 Prozent der rund 500 wöchentlichen Flüge von Johannesburg nach Kapstadt und Durban wurden an Mango übertragen, hauptsächlich zur Tagesmitte», sagt der Deutsche. Die Tagesrandverbindungen mit Anschluss an die Langstrecken würden dagegen weiterhin von SAA selber bedient. Auch auf anderen Routen soll Mango SAA entlasten.

Auf der Langstrecke wurde bisher lediglich der eine Flug nach London gestrichen. Kein Abbau droht laut Bentele den beiden Deutschland-Routen mit je einem täglichen Flug nach Johannesburg. «Frankfurt und München sind derzeit nicht in Gefahr, die laufen gut.» Seit Mitte April setzt die Fluggesellschaft ab München einen zweistrahligen Airbus A330-200 ein, während von Frankfurt aus noch ein vierstrahliger A340-600 abhebt.

Interlining mit Eurowings läuft an

Mit Blick auf die Flotte sagt Bentele: «Einige A340 werden sukzessive ausgemustert, wenn die Leasingverträge auslaufen.» Im Jahr 2018 werde man aber sicher noch mit A340-600 von Frankfurt fliegen. «Das ist unser größter Flieger mit 317 Plätzen und wir können ihn auf dieser Strecke gut füllen.» Die neuesten Jets in der Flotte sind fünf A330-300, die Ende 2016 sowie 2017 an SAA geliefert wurden. «Die fliegen nun auf Routen, auf denen wir großen Wettbewerb haben, wie zum Beispiel nach London und nach Nordamerika.»

In Europa setzt die südafrikanische Fluggesellschaft auch auf ein Interlining-Abkommen mit Eurowings. Dies sei auf die Zukunft ausgerichtet, müsse sich noch einspielen und bekannt werden, so Bentele. «Ein gutes Beispiel ist aber etwa die Strecke Stuttgart – London.» Diese habe Lufthansa früher bedient, dann aber eingestellt. «Und durch das Interlining mit Eurowings können wir das heute wieder anbieten.»

Mehr Geld nötig für Turnaround

Die 5 Milliarden Rand hat die Regierung Südafrikas South African Airways mittlerweile übrigens zugesagt, wie Jarana gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters erklärte. Ruhe ist trotzdem nicht eingekehrt. Gemäß Medienberichten hat der Chef schon Bedarf für weitere 21,7 Milliarden Rand für die nächsten drei Jahre angemeldet. Das Parlament streitet über die Finanzhilfen für die staatliche Airline. Und am Donnerstag (24. Mai) groundete dann auch noch die Luftfahrtbehörde die Regionalairline SA Express, die eng ins SAA-Netz integriert ist.

South African Airways versprach sofort Hilfe, unter anderem zusammen mit Mango. Der Minister für Staatsunternehmen, Pravin Gordhan, soll derweil bei einer Pressekonferenz ins Spiel gebracht haben, SAA, SA Express und Mango zusammenzuschließen. Ein Plan, der übrigens auch schon beim SA-Express-Grounding 2016 ein Thema war.