Airbus A320 von Lufthansa; Bei der Wartung hilft künftig Swiss Aviation Software.

Airbus A320 von Lufthansa; Bei der Wartung hilft künftig Swiss Aviation Software.

aeroTELEGRAPH

Swiss Aviation Software

Der verschwiegene Weltmarktführer aus der Schweiz

Sie entstand aus einem kleinen Projekt von Crossair. Heute ist Swiss Aviation Software Weltmarktführerin im Bereich Wartungssoftware für Flugzeuge. Jetzt gewann die Firma einen neuen Großkunden.

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Man nennt sie Hidden Champions, versteckte Weltmeister. Man meint damit relativ unbekannte Unternehmen, die in ihrer Branche Marktführer sind, aber kaum bekannt. Ein solcher ist Swiss Aviation Software.

Die Büros der Schweizer Firma liegen in einem unscheinbaren Zweckbau am Rande des Entwicklungsgebietes Bachgraben in der kleinen Gemeinde Allschwil, nur wenige Meter von der französischen Grenze entfernt. Dass hier ein Weltmarktführer sitzt, ahnt kaum jemand. Über den idyllischen Schrebergärten in der Nähe zieht ein Milan seine Runden. Der nahe Flughafen ist kaum zu hören.

Kampf dem Papierkram

Die Geschichte von Swiss Aviation Software ist fast zu gut, um wahr zu sein. Begonnen hat sie 1989 in einem Hangar von Crossair. Dort wurden, entsprechend dem Erfolg der ehemaligen Regionalfluggesellschaft, immer mehr Flugzeuge gewartet. Ronald Scherer, damals 22, wurde mit der Programmierung einer Software betraut, die Übersicht und Ordnung in die Unterhaltsarbeiten, Checks und Reparaturen bringen sollte.

Vor allem galt es, dem riesigen Papierkram Herr zu werden, den die Wartungen und Schadenbehebungen mit sich bringen. Die Fliegerei ist extrem reglementiert. Jedes Ersatzteil ist zertifiziert und registriert, jede Reparatur muss nachvollziehbar sein - «back to birth», wie es in der Branche heisst. Ohne eine ausgeklügelte intelligente Datenbank, gekoppelt mit einem Planungsinstrument, wäre Flugzeugwartung heute undenkbar. Das Tool bekam den Namen Amos.

Eine Tochterfirma von Swiss

In einem Büro im damaligen Crossair-Hangar entwickelte Scherer Amos Schritt für Schritt weiter. Der erste externe Kunde war die Schweizerische Rettungsflugwacht in Zürich. Sie ist es immer noch. «Bei uns ist noch nie ein Kunde abgesprungen», sagt Scherer. Sein Büro ist gespickt mit Flugzeugmodellen der Kunden und Reminiszenzen aus Crossair-Zeiten - so zum Beispiel die Leder-Sitzbank im legendären dunkelblauen Crossair-Look.

Das Grounding der Swissair und die folgenden Jahre waren auch für die Software-Abteilung schwierig. Zur Erinnerung: Crossair diente nach dem Ende der Schweizer Nationalairline als Basis für die neue Swiss International Air Lines. Amos landete also bei ihr.

Konkurrenz aus Indien und USA

Den eigentliche Aufschwung erlebte die Abteilung erst, als sie 2004 in eine eigene Firma, die Swiss Aviation Software, ausgegliedert wurde. Damals wies sie 23 Vollzeitstellen auf. Sie blieb aber eine 100-Prozent-Tochter der Airline.

Dank laufenden Verbesserungen und Innovationen wurde Amos zu einem Erfolgsmodell. Die Tatsache, dass auch Konkurrenten der Swiss Kunden wurden, spielte keine Rolle, im Gegenteil. Der Name bürgte in der Branche für Qualität, Sicherheit und Zuverlässigkeit. Geschäftszahlen gibt die Firma keine bekannt. Scherer sagt nur: «Wir haben noch nie Verlust gemacht.» Insider wissen: Der Weltmarktanteil liegt bei rund einem Drittel, die nächst kleineren Konkurrenten sind Ramco aus Indien oder Trax aus den USA.

Jedes Jahr mehr Mitarbeitende

Heute zählt die Firma weltweit über 200 Kunden. Es sind klingende Namen dabei wie Ryanair, Easyjet, Indigo, Austrian Airlines, SAS, Wizz Air und Swiss. Auch Wartungsfirmen und Helikoptergesellschaften nutzen Amos. Jetzt stößt ein weiterer Großkunde dazu: Lufthansa. Das bedeutet ein Plus von weiteren rund 300 Flugzeugen.  Die Vorarbeit dazu habe drei Jahre gedauert, gibt Scherer zu Protokoll. «Ein Systemwechsel ist überaus anspruchsvoll und muss ab Tag eins funktionieren.»

Der Personalbestand von Swiss Aviation Software nahm durchschnittlich um 10 bis 15 Prozent jährlich zu. Heute arbeiten in Allschwil 270 Beschäftigte. Bis Ende Jahr dürften es rund 300 sein, sagt Scherer.

Viele Grenzgänger

Flugzeuge der neuen Generation sind mit hoch entwickelten Softwaresystemen ausgestattet. Das vereinfacht manchmal sogar die Arbeit. Wartungsunternehmen sind papierlos (oder sind auf dem Weg dorthin). Sie verlangen heute mobile Lösungen, um die Effizienz ihrer Mitarbeitenden zu steigern. Außerdem wollen viele Kunden ihr System in einer sicheren Cloud-Umgebung betreiben. In Werkstatt und Hangars kommen deshalb immer öfter Tablets und andere mobile Geräte zum Einsatz.

Blick auf eine Seite der Amos-Software: Bild: Swiss Aviation Software

Des Lobes voll ist Scherer über den Standort so nahe an der Grenze, der vor allem für den Arbeitsmarkt sehr attraktiv ist. Rund 60 Prozent der Belegschaft sind Elsässerinnen und Elsässer. Viele, vor allem Kadermitarbeitende, sind seit 20 Jahren oder mehr dabei. Das sei in diesem Geschäft ein absoluter Pluspunkt. In der Nordwestschweiz ist Swiss Aviation Software eine der größten Softwarefirmen.

Neukunden während der Pandemie

Swiss Aviation Software ist relativ gut durch die Pandemie gekommen. Die Arbeit ruhte nicht. Fluggesellschaften mussten auch gegroundete Flugzeuge warten und aus gesetzlichen Gründen entsprechende Protokolle erstellen. Weil die Kunden Jahrespauschalen zahlen, fielen die Ausfälle nicht so dramatisch ins Gewicht.

Kurzarbeit gab es nur für Teile der Belegschaft über eine limitierte Zeit, als Ausbildungskräfte und Berater nicht mehr reisen durften. Einige Airlines nutzten den Stillstand, ihre Systeme zu überprüfen und eventuell zu wechseln. Zwanzig Neukunden stießen neu zur Firma. Die Ziele waren dieselben wie vor der Pandemie: Prozesse optimieren, Ressourcen schonen, Bodenzeiten verringern, Geld sparen.

Neukunden während der Pandemie

Ein Geschäft ist jedoch vor Kurzem völlig weggebrochen: Russland. Aeroflot, Pobeda und Rossiya setzten ebenfalls auf Swiss Aviation Software. Das ist nun nicht mehr erlaubt. Bei insgesamt 200 Kunden dürfte dies allerdings verschmerzbar sein.

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