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Privatisierung

Etihad und Indigo an Air India interessiert

Indien versucht erneut, die finanziell angeschlagene Staatsairline zu verkaufen. Es gibt zwei prominente Interessenten - von denen einer schon einmal in Indien gescheitert ist.

Air India macht pro Tag umgerechnet 2,5 bis 3,3 Millionen Euro Verlust. Das sagte Indiens Luftfahrtminister Hardeep Singh Puri gegenüber Reportern. Nach vorherigen Warnungen, sogar der Betrieb der staatlichen Airline sei in Gefahr, erklärte der Minister nun, man werde dafür sorgen, dass Air India in der Luft bleibe, bis die Fluggesellschaft privatisiert sei. Der Verkauf sei angesichts der Verluste, die zulasten der Steuerzahler gingen, notwendig.

Der Staat hatte 2018 bereits versucht, 76 Prozent der Anteile an der Fluglinie zu verkaufen, aber keinen Käufer gefunden. Jetzt will Indien sich von 100 Prozent trennen. Und das weckt das Interesse von Etihad und Indigo. «Vertreter dieser Unternehmen haben sich mit Regierungsvertretern getroffen und inoffiziell Interesse an der Nationalairline gezeigt», sagte ein Quelle aus der Regierung gegenüber der Zeitung Economic Times.

Etihad bräuchte einen Partner

Kein Interesse habe dagegen die Tata Group, zu der einst die Air-India-Vorläuferin Tata Airlines gehörte, heißt es. Die Gruppe betreibt im Joint Venture mit Singapore Airlines bereits die indische Vistara, mit der Lufthansa künftig verstärkt zusammenarbeitet. Tata hält 51 Prozent an dem Gemeinschaftsunternehmen, Singapore Airlines 49 Prozent.

Weiter heißt es, auch eine Reihe von Finanzinvestoren hätten ein Auge auf Air India geworfen. Das könnte wichtig sein für Etihad. Denn als ausländische Airline darf sie selber nicht mehr als 49 Prozent der Anteile an einer indischen Fluggesellschaft halten. Allerdings wäre es für die Fluglinie möglich, mit Hilfe eines staatlichen Fonds aus Abu Dhabi auch 100 Prozent an Air India zu übernehmen, schreibt das Blatt. Denn die 49-Prozent-Limitierung gelte nur für Fluglinien als Käufer, nicht aber für Investmentgesellschaften.

Schwierige Integration für Indigo

Das Interesse von Etihad ist überraschend, da die sie schon mit ihrer 24-Prozent-Beteiligung an der indischen Jet Airways gescheitert war. Im April musste die Fluglinie den Betreib einstellen. Etihad war nicht bereit, die Airline mit einer Finanzspritze zu retten.

Sollte Indigo bei Air India zuschlagen, würde ein echter Riese entstehen. Erst im Dezember durchbrach die Fluglinie als erste indische Airline die Flottengröße von 250 Flugzeugen. Vor allem im internationalen Geschäft könnte Indigo sich durch den Zukauf stärken. Allerdings wäre es wohl eine große Herausforderung, das Billigfliegermodell von Indigo mit dem der Staatsairline zusammenzubringen.