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Interflug, Bundeswehr, Streitobjekt

Die bewegte Geschichte eines deutschen Airbus A310

Der Airbus A310 trug einst die Kennzeichen DDR-ABC und 10+23. Inzwischen gehört er einem Freizeitpark. Doch der darf ihn nicht zu sich holen.

Ende Juni 1988 flog eine Aérospatiale Corvette von Ost-Berlin nach Toulouse. An Bord des Businessjets saß Klaus Henkes, Generaldirektor von Interflug. Kurz nach der Ankunft saß er schon in der Airbus-Zentrale und traf dort Aufsichtsratschef Franz Josef Strauß, um einen spektakulären Deal zu besiegeln: Die Nationalairline der DDR kaufte drei Airbus A310.

Es war das erste Mal, dass der junge europäische Flugzeugbauer seine Produkte im Ostblock absetzen konnte und auch zum ersten Mal, dass Interflug Westflieger kaufte. Interflug wollte sie auf Flügen nach Havanna, Peking und Singapur einsetzen. Lange konnte sich die Fluggesellschaft allerdings an den A310 nicht mehr erfreuen.

Kurz nach der letzten Auslieferung fiel die Mauer

Im Herbst 1989 wurde das letzte Exemplar ausgeliefert (Seriennummer 503). Es bekam das Kennzeichen DDR-ABC. Kurz danach fiel die Mauer. Interflug stellte im April 1991 den Betrieb ein. Die drei Airbus A310 gsuchten einen neuen Betreiber.


Ein Airbus A310 der Flugbereitschaft bei der Landung. Bild: Bundeswehr/Michael Wils-Kudiabor

Der fand sich in der Flugbereitschaft des Bundesministeriums der Verteidigung. Die DDR-ABC bekam dort das militärische Kennzeichen 10+23 und den Taufnamen Kurt Schumacher. Und eine neue Aufgabe. Sie wurde zum militärischen Transportflugzeug umgebaut.

In letzter Minute gerettet

Die 10+23 wurde immer dann genutzt, wenn Bundeswehr-Truppen verlegt werden oder deutsche Bürgerinnen und Bürger oder Flüchtlinge aus Krisengebieten gerettet werden mussten. Zuletzt holte sie beispielsweise gefährdete Menschen aus Afghanistan. Und das allerletzte Mal der ehemalige Interflug-Jet während der Covid-19-Pandemie zum Einsatz. Er flog medizinische Geräte und Hilfsmaterial ins von Covid-19 besonders gebeutelte Brasilien. Danach drohte dem Airbus A310 die Verschrottung.

Doch in letzter Minute wurde das geschichtsträchtige Flugzeug gerettet. Der Serengeti-Park Hodenhagen kaufte es, um es zur neuen Attraktion im Tier- und Freizeitpark rund 40 Kilometer nördlich von Hannover zu machen.

Airbus A310 wartet weiterhin auf seine neue Aufgabe

Inzwischen sollte der A310 längst als neues Themen-Restaurant im Park dienen.  Doch es gibt ein Problem. Bis heute konnte er nicht vom Flughafen Hannover, wo er seit September 2021 steht, ins im Aller-Leine-Tal transportiert werden. Die Region Hannover hat den Antrag des Serengeti-Parks für den Transport wiederholt abgelehnt, zuletzt vor zwei Wochen.

Die Begründung: Für die Überführung des A310 auf der Straße müssten in der Region über 200 Bäume zurückgeschnitten werden. Auch fürchtet man Schäden am Baumbestand. Damit haben regionale Umweltverbände recht bekommen. Sie hatten sich gegen den Transport des Flugzeuges gewehrt.

Furcht vor Schäden an Bäumen

«Ein Beschnitt der Bäume auf sieben Meter Höhe oder gar das Fällen eines jeden gesunden Baums wäre insbesondere für den einmaligen Transport des Airbus A310 in dem Rahmen verantwortungslos und kurzsichtig, da dies den Verlust wertvoller Baumbestände bedeuten könnte», beklagte sich beispielsweise der Naturschutzbund Deutschland – Wedemark.

Der 47 Meter lange und 79 Tonne schweren Jet sollte mit nur fünf Kilometer pro Stunde auf einem Schwerlaster durch niedersächsische Dörfer Richtung Hodenhagen gefahren werden. Leitwerk, Fahrwerk und Tragflächen wurden im Hinblick darauf demontiert und werden separat ans Ziel gebracht. So zumindest der Plan.

Aus der Bordküche wird eine Bar

Doch beim Serengeti-Park Hodenhagen gibt man trotz der erneuten Niederlage nicht auf. «Wir suchen eine Lösung», so eine Sprecherin. Man stehe in Austausch mit den Behörden und diskutiere über eine alternative Strecke zum Transport des Airbus A310 – und ein alternatives Datum im Herbst, wenn die Bäume nicht in Blüte stehen.

Der Airbus A310 soll zum dritten Restaurant des Parks werden. Dazu will man Tische einbauen, an denen Gäste in den Originalsitzen essen können. Aus der Bordküche soll eine Bar werden. «Wir wollen möglichst viel des Original-Interieurs nutzen», so eine Sprecherin. Die Bordküche soll deshalb zur Bar werden.

Ganz spezielle Aussichtsterrtasse

Das Cockpit bleibt ebenfalls erhalten wie es ist. Besucherinnen und Besucher sollen es bestaunen können – nur durch eine Plexiglas-Scheibe getrennt. Und aus den Flügeln soll eine Besucherterrasse entstehen, von der aus man auch Tiere beobachten kann. Nur ist noch nicht klar, wann es so weit sein wird.

Doch der Airbus A310 hat schon viel schlimmere Krisen erlebt. Und er flog danach immer weiter.