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Die Airline des UBS-Chefs

Sergio Ermotti ist der neue Chef des Schweizer Finanzkonzerns. Nebenher führt er eine Fluggesellschaft.

Es ist ein unscheinbares Gebäude, das an der Via alla Campagna 2a im südschweizerischen Städtchen Lugano steht. Ebenso unscheinbar ist in der großen Welt der Luftfahrt das Unternehmen, das im grauen Mehretagenhaus seinen Hauptsitz hat. Umso prominenter ist dafür der Aufsichtsratsvorsitzende der Regionalfluggesellschaft Darwin Airlines, die von hier aus gelenkt wird. Sergio Ermotti heißt er, seit Dienstag (15. November) ist der 51-Jährige auch Konzernchef einer der größten Banken der Welt. Der Schweizer übernahm per sofort die Führung der UBS.

Erst im letzten Sommer stieß er zur UBS, bereits seit 2005 ist Ermotti bei Darwin Airlines dabei. Das Unternehmen wurde 2003 auf Betreiben diverser wohlhabender Einwohner des Schweizer Kantons Tessin gegründet, als die nationale Airline Swiss die Flüge in den italienischsprachigen Landesteil strich. Als prominenter und stolzer Bürger musste der eidgenössisch diplomierte Bankexperte da mitmachen. Heute betreibt Darwin eine Flotte aus sechs 50-plätzigen Saab 200 und zwei 74-plätzigen Dash 8-Q400. Ab Lugano-Agno werden das ganze Jahr über Genf und Rom angeflogen, ab Genf Florenz, Lugano, Nizza, Rom und Venedig. Hinzu kommen saisonale Destinationen wie etwa Biarritz, Crotone, Pantelleria oder St. Tropez. Insgesamt erreicht man mit Darwin 20 Ziele.

Ausbau und neue Konkurrenz

Immer wieder musste Darwin in den letzten Jahren den Betrieb mit Kapitalerhöhungen sichern, letztmals erhöhte man im Juni 2010 auf 12 Millionen Franken (rund 10 Millionen Euro). Finanziert wurde so aber auch die Expansion. In puncto Absatz scheint die Fluggesellschaft denn auch erfolgreich zu sein. In den fünf Jahren zwischen 2005 und 2010 verdreifachte sich der Umsatz auf rund 36 Millionen Franken. Die Passagierzahl kletterte um über 250 Prozent auf 265’000. Mit der Übernahme der Schweizer Konkurrentin Fly Baboo im November 2010 wuchs Darwin nochmals kräftig. Der Umsatz soll dadurch auf 70 Millionen hochgeschraubt werden, die Passagierzahl auf eine halbe Million.

Doch nun bekommt Darwin neue Konkurrenz. Der Regionalflieger Sky Work Airlines will ab Sommer 2012 von Lugano nach Bern fliegen und so Reisende auf seine Umsteigeflüge locken. Zudem belastet der starke Franken die Airline. Sie denkt deshalb über einen Restrukturierungsplan nach und senkte die Löhne markant. Auch Strecken könnten gestrichen werden. Die Früchte dieser Maßnahme wird nicht mehr Ermotti ernten. Denn die UBS gab vor einigen Wochen bekannt, dass sich ihr Konzernchef von allen privaten Mandaten trennen werde – «rasch aber geordnet».