Flugzeug von Condor: Der Streit mit Lufthansa schwelt weiter.

ZubringerstreitCondor sieht sich weiterhin durch Lufthansa behindert – und schließt neue Beschwerde nicht aus

Der Konflikt um die Zubringerflüge eskalierte vor einem Jahr - und er schwelt weiter. Condor sieht sich trotz eigener Städtestrecken weiterhin durch Lufthansa behindert. Chef Peter Gerber hält sich daher neue Schritte gegen die Konkurrentin ausdrücklich offen.

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Es war ein unschönes Geschenk für Condor, als Lufthansa ihr zu Weihnachten 2024 die Zusammenarbeit aufkündigte. Im Zubringerstreit zwischen den beiden deutschen Fluglinien gibt es auch ein Jahr später wenig Bewegung. Zwar sei der Kontakt eng, betont Condor-Chef Peter Gerber, doch in der zentralen Frage bleibe alles beim Alten: «Zum Zubringerstreit selber gibt es aktuell keine Bewegung», sagt er im Gespräch mit aeroTELEGRAPH.

Condor habe zwar «täglich ganz viele operationelle Kontakte» mit Lufthansa und man ziehe auch politisch häufig «an einem Strang». Und in seiner Rolle als Präsident des Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft sei Lufthansa für ihn ohnehin ein wichtiger Partner, so Gerber. Es gelte: Bei «80 bis 90 Prozent der Themen» herrsche Einigkeit zwischen den beiden Fluglinien. Beim Zubringerkonflikt sei das jedoch anders.

«Dadurch ist das Kartellamt jetzt wieder frei»

Dass es in der Sache so ruhig sei, das könne sich allerdings jederzeit ändern, sagt Gerber, «je nachdem welches Ereignis eintritt». Es könne sein, dass die EU-Kommission eine Entscheidung treffe, es könne sein, dass das Kartellamt eine Entscheidung treffe, es könne aber auch sein, dass das Lufthansa-Management seine Meinung ändere. All das sei möglich.

In Deutschland habe das Verfahren des Bundeskartellamts mit einer Formalniederlage geendet, sagt Gerber. «Dadurch ist das Kartellamt jetzt wieder frei, diesen Sachverhalt zu beurteilen. Und da hat sich der Sachverhalt aus meiner Sicht nicht wesentlich verändert, denn Lufthansa ist immer noch ein marktdominantes Unternehmen auf diesen Strecken, da Condor nur 9 von 300 selber aufgenommen», so der Condor-Chef. «Und wenn die Marktlage sich nicht verändert hat, wird die zuständige Wettbewerbsbehörde sich diese Marktlage anschauen und zu irgendwelchen Schlüssen kommen. Bloß weiß ich nicht wann.»

Condor will neue Beschwerde nicht ausschließen

Condor selbst habe keine neue Beschwerde eingelegt. «Wir haben noch nichts gemacht», sagt Gerber. Das Kartellamt müsse eigentlich selbstständig tätig werden. «Aber ich will auch nicht ausschließen, dass wir nochmal Beschwerde gegen Lufthansa erheben. Das kann schon sein», so der Condor-Chef. «Im Moment haben wir es noch nicht gemacht.»

Condor-Chef Peter Gerber: «Wenn ein Unternehmen durch ein marktbeherrschendes oder marktstarkes Unternehmen behindert wird, muss eingeschritten werden. Behinderung ist alles.»

Ob das Kartellamt schon wieder tätig geworden ist, weiß Gerber nicht, wie er sagt. «Ich weiß es nicht. Wirklich nicht», beteuert er und erklärt: «Ich glaube auch, das ist ein bisschen schwierig: Wenn man so eine formale Niederlage kassiert und das Gericht sagt, es besteht die Besorgnis oder es bestand die Besorgnis der Befangenheit des Kartellamts, dann werden die natürlich jetzt alles tun, um jeden auch nur formalen Verdacht zu vermeiden. Deswegen glaube ich, dass ich der Allerletzte bin, der erfährt, ob sie ermitteln oder nicht.»

Condor-Chef: Behinderung mit City-Strecken noch gleich

Dass Condor früher immer sagte, sie wäre ohne Lufthansa verloren, und jetzt eigene Zubringerflüge anbietet, sieht Gerber nicht als Schwächung der eigenen Position im Streit mit der großen Rivalin. «Das ist rechtlich nicht der Anknüpfungspunkt. Wenn ein Unternehmen durch ein marktbeherrschendes oder marktstarkes Unternehmen behindert wird, muss eingeschritten werden. Behinderung ist alles», argumentiert der Manager. Es gehe nicht um die Frage, ob Condor pleite sei oder eine Milliarde Euro verdiene, sondern um die Frage, ob eine Behinderung vorliege. «Und ob ohne diese Behinderung im normalen Marktverlauf die die Lage besser für Condor wäre», führt Gerber aus. «Das ist die einzige Beurteilung.»

Und die Behinderung gibt es aus seiner Sicht auch trotz Condors City-Strecken. «Denn ich muss mir sehr viel Mühe geben, das alles zu tun und selber zu fliegen. Und auf allen anderen Strecken bekomme ich ja trotzdem nichts. Daher würde ich sagen, die Behinderung ist genau gleich», sagt Gerber. «Es fliegen mangels Zubringerabkommen weniger Passagiere mit Condor, als sie es täten, wenn sie einen Zubringerflug buchen könnten und alleine aufgrund des Produkts und des Preises zwischen Lufthansa/Discover und Condor wählen könnten.» Doch er sei nur Marktteilnehmer. «Die, die fürs Beobachten und Hüten des Wettbewerbs zuständig sind, müssen sich da ihren eigenen Vers drauf machen.»

Aussicht auf Bewegung im ITA-Verfahren - Condor hat geklagt

Bei einem anderen wichtigen Aspekt erhofft sich Gerber im kommenden Jahr Bewegung. Denn Condor hat auch gegen das Okay der EU-Kommission zum Einstieg von Lufthansa Group bei ITA Airways geklagt. «Ich glaube, im ITA-Verfahren wird im nächsten Jahr etwas passieren», prognostiziert der Manager.

Das Verfahren zum Transatlantik-Joint Venture A++ sei die Lage komplizierter. «Ich weiß nicht, wie schnell oder langsam das geht. Denn es gibt eine Großwetterlage, die perspektivisch auch die beiden anderen Allianz-Systeme zwischen Europa und Amerika einschließt, nebst der Frage, wie die EU sich gegenüber der US-amerikanischen Regierung positionieren soll», so Gerber. «Deswegen würde ich mir dazu keine zeitliche Prognose zutrauen.»

«Da wird schon nochmal ein Vorteil für uns kommen»

Angesichts von so vielen offenen Entscheidungen stehe Condor vor dem Problem, «dass man so halt kein Geschäft machen kann, weil man auf nichts bauen kann», sagt Gerber. «Deswegen müssen wir schauen, dass wir auf alles vorbereitet sind.» An dieser Stelle sei das neue City-Geschäft vielleicht auch ein zusätzlicher Vorteil. «Vorher haben wir auf all das mit der Einstellung geguckt: ‹Oh Gott, hoffentlich passiert nichts›», sagt Gerber. «Jetzt gucken wir darauf zu sagen: ‹Naja, da wird schon nochmal ein Vorteil für uns kommen. Mal gucken, wann es soweit ist.›»

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