Die deutsche Fluglinie baut ihr Netz an Städte-Strecken aus. So bringt Condor Reisende zu ihren Langstreckenflügen nach Frankfurt - aber nicht nur. Airline-Chef Peter Gerber erklärt den Mix der Fluggäste, verteilt einen Seitenhieb gegen Lufthansa und grenzt Condor von Air Berlin ab.
Ab dem kommenden Mai baut Condor ihr Angebot mit drei weiteren Städte-Zielen aus: Barcelona, Budapest und Venedig. Diese ergänzen die bisherigen Destinationen Berlin, Hamburg, München, Paris, Mailand, Rom, Wien, Zürich und Prag.
«Am erfolgreichsten funktioniert aktuell Wien», sagte Condor-Chef Peter Gerber bei einer Presseveranstaltung am Dienstag (1. Juli). Auf den Flügen zwischen Frankfurt und der österreichischen Hauptstadt habe man einen Ladefaktor, «der ziemlich stabil bei 80 Prozent liegt», so der Manager.
«Auch die beiden italienischen Verbindungen laufen sehr gut», so Gerber. Ebenso Paris, was ihn ein wenig überrascht habe. Dagegen habe Condor im innerdeutschen Verkehr nur Werte bis etwa 50 Prozent bisher erreicht. «Die deutschen Destinationen könnten besser laufen», bilanzierte der Condor-Chef. Seine Erklärung: Die Deutschen hätten sich so daran gewöhnt, «dass seit 40 Jahren nur die Lufthansa fliegt», dass sie gar nicht nach Alternativen suchen würden. Daher sei Condors Angebot nach wenigen Monaten noch nicht so bekannt.
Der Manager erklärte, die Kundschaft der City-Flüge würde sich aus mehreren Gruppen zusammensetzen: An erster Stelle würden die Umsteiger auf die Langstrecke in Frankfurt stehen. Ebenfalls gebe es innereuropäische Umsteiger. Zusammen würden diese Gruppen 30 bis 50 Prozent der Passagiere dieser Flüge ausmachen. Rechne man die Fluggäste von Interline-Partnern hinzu, käme man auf 40 bis 60 Prozent. Der Rest seien Punkt-zu-Punkt-Reisende.
Seitdem Lufthansa eine umfangreichere Zusammenarbeit mit Condor aufgekündigt hat, sind die beiden auch nur noch Interline-Partner. Die Folge: Von Lufthansa als Zubringer bekommt Condor deutlich weniger Reisende von/nach Frankfurt transportiert. «Vorher waren es über das gesamte Netz gesehen etwas über 20 Prozent, jetzt sind es noch etwa 5 Prozent.»
Gerber betont in Richtung Lufthansa: «Ein bisschen mehr Fairness wäre auch ok», wenn es um Slots - die Zeitnischen für Starts und Landungen - gehe, gerade in Frankfurt. Er spricht vom «großen Wettbewerber, der die Condor da gerne behindert». Da Condor einst zum Lufthansa-Konzern gehört habe, würde sie an bestimmte Slots nicht herankommen. «Und selbst wenn Lufthansa sie nicht nutzt, werden sie halt mit einem kleinen Flieger warmgehalten», so Gerber.
Derweil habe man viele Interline-Anfragen «von Airlines, die nicht im Star-Alliance-Verbund stecken und die Zu- und Abbringer mit der Condor suchen», sagt der Chef der deutschen Fluglinie. Etwa mit American Airlines, Korean Air oder Japan Airlines.
Zudem spreche man auch vermehrt Geschäftskunden an, nicht nur in Nordamerika. «Wir haben entsprechende, wenn auch bescheidene Vertriebsstrukturen an unseren europäischen City-Zielen aufgebaut, um gezielt Kunden in diesen Märkten ansprechen zu können», so Gerber.
Dominique Prümm, Vorstand der Flughafenbetreiberin Fraport betonte, Condor biete im Sommer 2025 von und nach Frankfurt 35 Prozent mehr Sitze an als noch im Sommer 2024. «So ein Wachstum haben wir lange nicht gesehen von einer Airlines dieser Größenordnung», lobte Prümm.
Derweil sagte Condor-Chef Gerber auf eine Frage nach möglichen Parallelen zur 2017 pleite gegangenen Air Berlin, Condors aktueller Netzaufbau sei «gerade nicht der Air-Berlin-Fall». Denn Air Berlin habe einst versucht, Deutschland-Verkehre aufzubauen im reinem Punkt-zu-Punkt-Verkehr ohne Zubringerfunktion. Umgekehrt habe die Fluggesellschaft damals «versucht, Langstrecke zu fliegen, wo sie gar keine Zubringung hatte», sagte der Manager. Condor gehe anders vor und sei überzeugt, mit ihrem Mix die Flugzeuge füllen zu können.