Wo lange Zeit kaum Wettbewerb herrschte und Lufthansa faktisch alleine war, macht Condor jetzt Druck. Besonders auf den Städtestrecken von Frankfurt nach Zürich, Wien und München zeigt sich der Effekt auf die Ticketpreise deutlich.
Den Begriff prägte Ökonomie-Urvater Adam Smith. Er sprach im 18. Jahrhundert von der unsichtbaren Hand der Marktwirtschaft und meinte damit das Prinzip, dass im Wettbewerb individuelle Eigeninteressen unbeabsichtigt das Wohl der gesamten Gesellschaft steigern. Doch wie so oft bei Prinzipien, ist die reale Welt komplizierter. Oder wie es Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz ausdrückte: «Der Grund, warum die unsichtbare Hand oft unsichtbar erscheint, ist, dass sie oft nicht da ist.»
Als eine wichtige Ursache für das Marktversagen macht Stiglitz Monopole verantwortlich. Und die gibt es auch in der Luftfahrt. So waren die Fluggesellschaften von Lufthansa Group auf vielen Strecken ab Frankfurt lange Zeit konkurrenzlos unterwegs - mit entsprechenden Folgen für die Preise. Ein Flug von der deutschen Bankenstadt nach Zürich beispielsweise konnte auch mal mehr als 400 Euro einfach kosten. In der Economy Class, notabene.
Doch die Preise sind ins Rutschen gekommen. Denn seit diesem Frühjahr bietet Condor Städtestrecken ab Frankfurt an und macht damit Lufthansa Group Konkurrenz. Kürzlich hatte Swiss etwa einen Flug zwischen Zürich und Frankfurt für gerade mal 94 Euro im Angebot.
Das ist kein Einzelfall, wenn man sich die Durchschnittspreise anschaut. Sie sind im Vergleich zum Vorjahr deutlich gesunken, wie Zahlen zeigen, welche der Luftfahrtdatenanbieter OAG für aeroTELEGRAPH exklusiv zusammengestellt hat. Ein einfaches Ticket auf der Strecke Frankfurt - Zürich kostete im ersten Halbjahr durchschnittlich 104 Euro - rund zehn Prozent weniger als in der gleichen Periode des Vorjahres.
Derselbe Trend lässt sich auf der Strecke Frankfurt - München beobachten. Dort sind die Preise um sechs Prozent gesunken. Und zwischen Frankfurt und Wien sind sie sogar um 29 Prozent gepurzelt. Zwischen Frankfurt und Hamburg dagegen ist keine Veränderung auszumachen und zwischen Frankfurt und Berlin wurden die Tickets sogar zehn Prozent teurer.
Zu beachten ist dabei, dass die tatsächlichen Veränderungen noch größer sind, da Condor die meisten Strecken erst seit April bedient, für die Stichprobe aber das ganze Halbjahr ausgewertet wurde. Zudem wurde außer Acht gelassen, dass es noch andere Verkehrsmittel gibt, welche den Airlines bei den Städteverbindungen Konkurrenz machen, vor allem die Bahn und Fernbusse. Auch sie haben Einfluss aufs Preisgefüge. Klar ist aber auch hier: Die unsichtbare Hand ist wieder da.