Flughafen Stuttgart: Das Exoskelett entlastet den Rücken.
Roboteranzüge fürs Personal

Boeing setzt auf neue Skelette, Lufthansa Technik verzichtet

Roboteranzüge können die Arbeit in der Luftfahrtindustrie erleichtern - darauf setzt jetzt auch Boeing. In der Wartung bei Lufthansa Technik konnten Exoskelette noch nicht überzeugen.

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Wer lange mit den Armen über dem Kopf arbeitet, bekommt Schmerzen und langfristig gesundheitliche Probleme. Damit das nicht geschieht, rüstet Boeing die Angestellten jetzt mit Exoskelett-Westen aus. Das Wort exo heißt außen, also Außenskelett, und dabei handelt es sich um eine Stützstruktur, die den Körper bei der Arbeit entlastet.

Der Flugzeughersteller hat begonnen, die Exoskelett-Westen in der Produktion einzuführen, beispielsweise bei der 787. Das Programm wird ausgeweitet auf die gesamte zivile und militärische Flugzeugproduktion inklusive der künftigen Air-Force-One-Jets.

Als nächstes geht es Boeing um Rücken und Hände

Boeing hatte die Technologie zuvor seit 2018 getestet. Aktiviert der Träger die Exoskelett-Weste, wird er um zwei bis acht Kilogramm entlastet - etwa beim Schleifen, Versiegeln, Lackieren oder Bohren. Der Flugzeugbauer führt die Westen als vorgeschriebene Schutzausrüstung in Bereichen ein, die zwei Stunden oder mehr Überkopfarbeit beinhalten.

Bei Boeing kommen sowohl motorisierte als auch mechanische Exoskelette zum Einsatz. Während bisher vor allem Schultern, Arme und Ellenbogen entlastete werden, plant der Konzern nun ebenfalls Exoskelette zur Unterstützung der Rückenhaltung sowie Exoskelette für die Hände, um längeres und wiederholtes Greifen zu erleichtern.

Wie viele Elefanten habe ich heute hochgehoben?

Auch in der deutschen Luftfahrtindustrie sind Exosklette im Einsatz. So mietet der Flughafen Stuttgart seit 2020 zwei motorisierte Exemplare der Firma German Bionic und testet sie bei der Gepäckverladung. Gerade hat der Airport eine neue Modellgeneration erhalten, die bis zu 30 Kilogramm Unterstützung pro Hebevorgang bietet und den Rücken so noch mehr entlastet. Die Geräte sind mit einer Daten-Cloud verbunden und lernfähig.

«Die Idee ist, dass die Exosklette auch anonymisiert Daten sammeln und den Nutzern dann Tipps geben», erklärt Eric Eitel von German Bionic. «Sie empfehlen zum Beispiel, mal fünf Minuten Pause zu machen oder in einem bestimmten Moment die Leistung des Exoskletts etwas zu erhöhen.» Dabei gebe es auch spielerische Elemente. «Am Ende des Tages sagt einem das Gerät zum Beispiel, wie viele Elefanten man heute hochgehoben hat.»

Exoskelette helfen auch beim Anwerben von Personal

Die Geräte schützen nicht nur die Gesundheit der Mitarbeitenden. Sie helfen Unternehmen auch, neue Angestellte anzuwerben in einer Branche, in der das aufgrund der hohen körperlichen Anforderungen oft nicht einfach ist. Auch auf Boeings Webseite steht unter der Info zu den Exoskeletten ein Link zu den Jobangeboten des Konzerns.

Dennoch sind die Roboteranzüge nicht bei alle Luftfahrtunternehmen gleich ein durchschlagender Erfolg. So testete Delta Air Lines Anfang 2020 Exosklette beim Verschieben von Fracht in Lagern, beim Bewegen von Wartungskomponenten und beim Heben von schweren Maschinen und Teilen. Allerdings wurden die Tests durch die Pandemie unterbrochen. Man halte die Erforschung der Technologie weiterhin für sinnvoll, konzentriere sich aktuell aber auf Grundlegenderes, so ein Sprecher der Fluglinie.

Lufthansa Technik: Für Wartung noch nicht flexibel genug

Auch Lufthansa Technik testete die Hilfsanzüge schon 2018 in der Wartung. Etwa bei der Installation- und Deinstallation von Teilen an der Flugzeugunterseite oder bei Inspektionen an den Tragflächen. «Die reine Arbeitsunterstützung und Ergonomie wurde aus Sicht unserer Beschäftigten damals recht gut bewertet», so ein Sprecher. «Insgesamt zeigte sich aber, dass sich die Exoskelette nicht gut in unsere Prozesse integrieren ließen.»

Denn im Unterschied zur Produktion sind Wartungsarbeiten abwechslungsreicher. «Für den flexiblen Einsatz bei unseren Mitarbeitenden gestaltete sich die Zeit für das Anlegen und Einsetzen der Exoskelette immer derart lang, dass der zeitliche Vorteil im Einsatz schnell wieder zunichte gemacht wurde», so der Sprecher. Denn: «Wann immer das Exoskelett von einem auf den anderen Mitarbeitenden überging, musste es jedes Mal zuerst aus der Werkzeugausgabe geholt, individuell eingestellt sowie gesäubert und desinfiziert werden.» Sollte es aber Weiterentwicklungen geben, wäre Lufthansa Technik für weitere Tests offen.

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