Turbulenzen: Unangenehm für Passagiere und Airline.

Teures ProblemWarum Turbulenzen für Airlines zum Milliardenproblem werden

Turbulenzen während Flugreisen nehmen weltweit zu. Ein schwedisches Unternehmen hat berechnet, welche Kosten Turbulenzen den Fluggesellschaften jährlich verursachen – und dabei geht es nicht nur um finanzielle Belastungen.

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Im Juni musste ein Ryanair-Flug von Berlin nach Mailand aufgrund heftiger Turbulenzen in Memmingen zwischenlanden. Neun Personen wurden verletzt. Noch schlimmer war die Bilanz von Singapore-Airlines-Flug von London nach Singapur im Mai 2024. Die Bilanz: 28 Personen mussten teils mehrere Tage im Krankenhaus verbringen. Ein 73-jähriger Passagier starb vermutlich an einem Herzinfarkt.

Und Turbulenzen nehmen zu. Bei den derzeit weltweit über 35 Millionen Flügen jährlich kommt es zu etwa 5000 Vorfällen schwerer oder extremer Turbulenzen. Besonders herausfordernd sind die sogenannten Clear Air Turbulences, da sie ohne Vorwarnung und bei klarem Himmel auftreten.

Fluglinien passen ihren Service an

Experten gehen davon aus, dass Temperaturveränderungen und sich wandelnde Windmuster in der oberen Atmosphäre zu einer Häufung und Verstärkung schwerer Turbulenzen führen werden. Professor Paul Williams, Atmosphärenforscher an der Universität Reading, sagte in einem Interview mit der BBC, dass wir in den kommenden Jahrzehnten mit einer Verdoppelung oder sogar Verdreifachung schwerer Turbulenzen weltweit rechnen müssen.

Airlines reagieren auf die zunehmende Gefahr. Korean Air beendet ihren Service seit Sommer letzten Jahres 20 Minuten früher. Der Service endet nun 40 Minuten vor der geplanten Landung. Zudem serviert die Airline auch keine Nudelsuppen mehr. Die Airline begründet den Schritt mit der Zunahme von Turbulenzen während des Sinkfluges. Die US-Airline Southwest hat kürzlich ähnliche Maßnahmen beschlossen.

Kosten schießen in die Höhe

Gleichzeitig nehmen die Kosten, die Turbulenzen verursachen, massiv zu. Das Technologieunternehmen AVTECH, das Klima- und Temperaturänderungen überwacht, hat berechnet, dass die Kosten pro Fluggesellschaft jährlich zwischen 200.000 Euro und 1,7 Millionen Euro liegen. Das schwedische Unternehmen geht davon aus, dass die branchenweiten Kosten allein in den USA jedes Jahr 500 Millionen betragen. Weltweit geht es also in die Milliarden.

In die Berechnung fließen die Wartungskosten der Flugzeuge nach schweren Turbulenzen ein. Zusätzlich fallen Entschädigungskosten für die Passagiere an, wenn Flüge umgeleitet oder verspätet sind. Hinzukommen erhöhte Treibstoffkosten durch längerer Flugrouten.

Turbulenzen führen auch zu mehr Arbeit bei Flugsicherungen

Doch nicht nur die Fluggesellschaften sehen sich mit steigenden Kosten konfrontiert; auch die Flugsicherungen müssen mit höheren Ausgaben rechnen. Die europäische Flugsicherung Eurocontrol warnt davor, dass bei einer häufigen Änderung von Flugrouten in bestimmten Gebieten eine stärkere Überlastung des Luftraums auftreten kann. Dies erhöht auch die Arbeitsbelastung der Fluglotsinnen und Fluglotsen.

Gleichzeitig führt die Notwendigkeit von Umwegen zu einer Erhöhung des CO2-Fußabdrucks der Fluggesellschaften. 2019 führte schlechtes Wetter laut Eurocontrol dazu, dass Airlines etwa eine Million zusätzliche Kilometer fliegen mussten, was zu rund 19.000 Tonnen zusätzlich emittiertem CO2 führte.

System um Turbulenzen auszugleichen

Doch die Branche reagiert auf die zunehmende Gefahr. Neben den bereits genannten Akutmaßnahmen der Fluglinien gibt es zahlreiche Projekte, um auf die zunehmende Gefahr von Turbulenzen zu reagieren. Einerseits hat sich die Vorhersage von Turbulenzen deutlich verbessert. Mittlerweile können etwa 75 Prozent der Turbulenzen in klarer Luft korrekt vorhergesagt werden.

Zum anderen wird an verschiedenen Lösungen geforscht, um Flugzeuge besser auf Turbulenzen vorzubereiten. Das österreichische Startup Turbulence Solutions arbeitet an einem System, das Turbulenzen durch zusätzliche kleine Klappen, sogenannte Flaplets, an den Flügeln ausgleichen soll.

Tests ab 2030 bei Verkehrsflugzeugen

Sensoren in der Flugzeugnase messen den Differenzdruck in alle Richtungen und erkennen frühzeitig Veränderungen in der Luftströmung, sodass die Klappen entsprechend gesteuert werden können. Die Österreicher streben an, das System ab 2030 auch an Verkehrsflugzeugen zu testen.

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