Flugunfallbericht
Überforderter Pilot startete mit Cessna 182 in die falsche Richtung
In Bamberg ist ein Kleinflugzeug abgestürzt, nachdem es den Start in die falsche Richtung ausführte. Jetzt liegt der Abschlussbericht vor.
Das Wrack der Cessna 182: Der Pilot startete in die falsche Richtung.
Das Wrack der Cessna 182: Der Pilot startete in die falsche Richtung.
Das Urteil der ersten Flugschule war eindeutig: Der Flugschüler sei nicht geeignet, ein Flugzeug zu steuern. Ihm fehle es an Kritikfähigkeit und Einsicht, und auch seine motorischen Fähigkeiten seien nicht ausreichend, um einen sicheren Flug durchzuführen. Dennoch schaffte er es, im Oktober 2022 an einer anderen Schule seine Privatpilotenlizenz (PPL) zu erlangen. Die erste Schule war allerdings offenbar nicht ganz im Unrecht.
Am 17. September 2023 herrschte in Bamberg ein sonniger Spätsommertag mit einer Tageshöchsttemperatur von 27 Grad und klarer Sicht von über 10 Kilometern. Der 62-jährige Pilot plante an diesem Tag vermutlich einen Routineflug mit seiner Cessna vom Sonderlandeplatz Bamberg-Breitenau (EDQA).
1000 Meter Piste
Der Platz wurde von 1945 bis 2012 unter dem Namen Bamberg Army Airfield von der US-Armee betrieben und liegt knapp zehn Kilometer vom Bamberger Stadtzentrum entfernt. Die Piste 21 ist asphaltiert, 1104 Meter lang und 23,5 Meter breit. Die Startstrecke beträgt 968 Meter.
Der Pilot meldete sich um 13:42 Uhr bei der Info Bamberg, dass er zum Flugplatz Hof-Plauen fliegen wolle. Der Flugleiter wies ihn darauf hin, dass die Piste 21 in Betrieb sei und er auf den Segelflugverkehr achten müsse. Der Pilot bestätigte die Angaben. Drei Minuten später meldete der Pilot, dass er am Rollhalt der Piste 21 abflugbereit sei. Der Flugleiter antwortete, dass noch ein Segelflugstart erfolgen sollte. Die Cessna rollte vom Rollweg A nach rechts auf die Piste.
Beschleunigung in die falsche Richtung
Der Pilot beschleunigte in die falsche Richtung und hatte nur rund 190 Meter Startstrecke zur Verfügung. Der Flugleiter bemerkte den Fehler nach wenigen Sekunden und forderte den Cessna-Piloten zweimal zum Abbruch auf – doch ohne Erfolg. Zeugen berichteten, dass das Flugzeug kurz vor dem Ende der Startbahn abhob, jedoch kaum an Höhe gewann.
In diese Richtung startete der Pilot. Bild: BFU
Die Cessna geriet in einen überzogenen Flugzustand, überflog knapp die 2,50 Meter hohe Anflugbefeuerung und kippte über die rechte Tragfläche ab. 80 Meter hinter der Piste schlug die rechte Tragfläche auf. Wenige Meter später prallte das Flugzeug mit dem Fahrwerk auf den Boden und überschlug sich. Kurz nach dem Aufprall fing das Flugzeug Feuer.
Pilot wohl überfordert
Der 62-jährige wurde per Rettungshubschrauber in ein Krankenhaus geflogen und starb dort an den Folgen der durch den Brand erlittenen Verletzungen. Die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BfU) kommt in ihrem Abschlussbericht zu der Überzeugung: «Nach einer entsprechenden Flugvorbereitung hätte ihm bewusst sein müssen, dass er zunächst auf der Piste 03 zurückrollen muss».
Zusammenfassend heißt es im Abschlussbericht, dass der Unfall sehr wahrscheinlich auf ein «mangelndes Situationsbewusstsein» des Piloten zurückzuführen ist. Es wird angenommen, dass der Segelflugstart den Stresslevel des Piloten erhöhte, wodurch er den Startlauf überhastet begann. Letztlich war er mit der Gesamtsituation überfordert.