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Ärger um 737 Max

Streicht Lion Air Bestellungen bei Boeing?

Die Suche nach den Ursachen des Absturzes einer Boeing 737 Max von Lion Air belastet die Beziehungen zwischen Hersteller und Fluglinie. Jetzt werden offene Orders zum Thema.

Lion-Air-Mitgründer Rusdi Kirana scheint wütend auf Boeing zu sein. Und er soll deshalb mit dem Gedanken spielen, Bestellungen bei dem Flugzeugbauer zu streichen. Das berichten die Zeitung Seattle Times und die Nachrichtenagentur Reuters. Auslöser ist demnach Boeings Kritik am Zwischenbericht zum Absturz einer Boeing 737 Max von Lion Air Ende Oktober.  Kirana sieht in Boeings Verhalten einen Versuch, von der Debatte um die technischen Systeme der 737 Max abzulenken und Lion Air verantwortlich zu machen.

«Er ist sehr verärgert über Boeing», sagte ein Airline-Financier, der Kirana gut kennt, gegenüber der Seattle Times. Gemäß dem Financier sowie dem Chef einer Leasingfirma soll sich die Beziehung zwischen dem Airline-Gründer und dem US-Flugzeugbauer schon in den vergangenen Jahren verschlechtert haben. Die aktuellen Geschehnisse hätten alles schlimmer gemacht. Nach Boeings Kritik am Zwischenbericht soll Kirana schließlich eine Überprüfung der Flugzeugbestellungen angeordnet haben.

190 offene Bestellungen

Kirana hat den Chefposten bei Lion Air zwar abgegeben und ist mittlerweile Indonesiens Botschafter in Malaysia. Dennoch soll er laut der Zeitung noch 50 Prozent der Anteile an der Gruppe halten, zu der neben Lion Air Indonesia auch Ableger in Malaysia und Thailand gehören. Die wichtigen Entscheidungen bei Lion Air laufen demnach weiterhin über Kirana.

Lion Air hat bei Boeing per Ende Oktober noch Bestellungen über 190 Flugzeuge mit einem Listenpreis von insgesamt 22 Milliarden Dollar offen. Die Order von 201 Boeing 737 Max im Jahr 2011 galt als eine der größten Bestellungen überhaupt. Der damalige US-Präsident Barack Obama war bei der Unterzeichnung des Deals anwesend.

Wäre Lion Air eine Reduzierung gerade recht?

Dass Kirana sich nun verärgert über Boeing zeigt, könnte auch ein taktisches Manöver sein. Denn in Branchenkreisen heißt es, Lion Air habe sich mit ihren Bestellungen übernommen und eine Reduzierung käme der Fluggesellschaft gerade recht. Auch der Financier sagte gegenüber der Seattle Times, Kirana erkenne wohl, dass er viele Jets bestellt habe, es jedoch am nötigen Kapital fehle. Offiziell äußern will Lion Air sich bisher nicht.