Mitarbeiter des NTSB untersuchen das Wrack: Die Boeing 777 wurde total zerstört.
Live: Pressekonferenz des NTSB

Asiana: Das Urteil der Ermittler

Die Ermittler klären die Frage, wer die Schuld am Crash einer Boeing 777 von Asiana in San Francisco trägt. Wir übertrugen die Sitzung live.

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Für die Ermittler des National Transportation Safety Board ist klar: Die Hauptschuld an der Bruchlandung einer Boeing 777 von Asiana am 6. Juli 2013 tragen die Piloten. Und die Kritik an ihnen fällt hart aus. Doch auch die Fluggesellschaft und die Feuerwehrleute haben nicht alles richtig gemacht, heißt es im Abschlussbericht.

Drei Crewmitglieder befanden sich zum Zeitpunkt des Crashs im Cockpit: Der Kapitän, der gerade den Flugzeugtypen vom Airbus A320 zur Boeing 777 wechselte, sowie der Ausbilder, ebenso ein Kapitän. Im Jumpseat saß ein weiterer Kapitän.

Alle machten Fehler

Sie alle haben Fehler gemacht, erklärt Bill English, Ermittler des NTSB. «Sie haben sich zu sehr auf Systeme verlassen, die sie nicht komplett verstanden und ihnen fehlte die Erfahrung mit manuellem Fliegen.» Schon im Vorfeld, so berichtet der Ermittler, hätte der fliegende Pilot Nervosität vor der Landung geäußert. Denn es war eine besondere Landung. Da das Instrumentenlandesystem ILS am Flughafen San Francisco nicht aktiv war, mussten sie einen Sichtanflug fliegen.

Das hatte er noch nie gemacht – obwohl bereits vorher bekannt war, dass das Instrumentenlandesystem in San Francisco defekt war. Die Übungen am Simulator, heißt es vom NTSB, seien nicht ausreichend gewesen. Asiana hat ihre Ausbildung dementsprechend angepasst. Doch mehr manuelle Flugerfahrung sei nötig, heißt es. Immer wieder kommen die Ermittler darauf zurück: Die Crew verließ sich zu sehr auf die Technik des Jets. «Sie brauchen besseres manuelles Training. Wenn man das Fliegen nicht übt, verlernt man es», so NTSB-Vorsitzender Bill English.

Verwirrung, wer das Sagen hatte

Doch nicht nur der Pilot am Steuer versagte, so die Ermittler. Die beiden anderen Piloten im Cockpit hätten bemerkt, dass etwas nicht richtig läuft und das Flugzeug den Flughafen zu langsam anflog. Sie hätten den Kapitän zwar darauf aufmerksam gemacht. Doch das sei nicht mit genug Nachdruck geschehen.

So hätte man etwa das Durchstarten deutlich früher anmelden sollen, erst in letzter Sekunde geschah das – zu spät, denn kurz darauf streifte der Jet eine Mauer und verunglückte auf der Landebahn. Der Grund, dass das so spät geschah, so das NTSB-Team: Da drei Kapitäne im Cockpit waren, herrschte Verwirrung, wer das Sagen hatte. Außerdem lag es wohl auch an der asiatischen Kultur, dass aus Höflichkeit der Nachdruck fehlte. Asiana hat in Folge des Unfalls bereits deutlich gemacht, dass man so etwas nicht mehr dulde und der Widerspruch in solchen Fällen Pflicht sei.

Verwirrung ging weiter

Nach dem Crash ging die Verwirrung weiter. Die Flugbegleiter begannen sofort mit Evakuierungsmaßnahmen. Doch der Pilot befahl ihnen, noch zu warten – was zu einer gefährlichen Verzögerung führte. Doch geistesgegenwärtig missachtete eine andere Flugbegleiterin die Anweisung, nachdem sie sah, dass sich draußen ein Feuer entwickelte. Die richtige Entscheidung, urteilt das NTSB.

98 Prozent aller Passagiere habe in Folge das Flugzeug mit eigener Kraft verlassen können. Bei dreien ging es nicht so gut aus. Zwei waren nicht angeschnallt und wurden aus dem Flugzeug geschleudert. Wären sie bei der Landung angeschnallt gewesen, hätten sie wohl überlebt, heißt es. Eine der beiden jungen Frauen wurde tragischerweise am Boden von einem Feuerwehrauto überfahren. Eine dritte Passagierin verstarb im Krankenhaus, nachdem die Feuerwehr sie aus dem Wrack geborgen hatte.

Kritik an Feuerwehr

Auch die Feuerwehr kassierte einiges an Kritik. Drei Kommandeure, die am Unglückstag im Einsatz waren, hatten das Katastrophen-Training des Flughafens nicht abgeschlossen. Das sei inakzeptabel, so das NTSB. Ein weiterer Fehler der Rettungskräfte in San Francisco: Sie hatten den Körper des Mädchens offenbar gesehen, waren aber davon ausgegangen, dass sie tot war. Ihren Puls hatten sie nicht kontrolliert. Die Autopsie hatte später ergeben, dass der Tod erst nach dem Unfall mit dem Löschwagen eintrat.

Sehen Sie hier die NTSB-Sitzung live:

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