Nach dem US-Angriff auf iranische Nuklearanlagen ist der Luftraum über großen Teilen des Nahen Ostens gesperrt. Airlines wie Emirates, Etihad, Lufthansa und Qatar Airways reagieren mit Flugstreichungen und neuen Routen.
Der Konflikt im Nahen Osten erreicht einen neuen Höhepunkt. Nach dem Angriff der USA auf iranische Nuklearanlagen in der Nacht zum Sonntag ist der Luftraum über Israel, Iran und weiten Teilen der Region de facto nicht mehr nutzbar – mit massiven Folgen für den internationalen Flugverkehr.
Israel schloss seinen Luftraum in den frühen Morgenstunden komplett und setzte auch die Rückholflüge für festsitzende Bürger vorerst aus - wenngleich diese bald wieder beginnen sollen. Auch der Luftraum über dem Iran ist geschlossen Der Irak hatte den zivilen Luftverkehr bereits zuvor ausgesetzt.
Das Resultat: Airlines in der Region und darüber hinaus streichen Dutzende Verbindungen. Auch Passagiere mit Weiterflug über wichtige Umsteigeflughäfen wie Dubai, Doha oder Abu Dhabi sind betroffen. So sieht es aktuell - Stand 22. Juni - aus:
Bei Emirates ist die Liste der betroffenen Ziele lang: Amman, Beirut, Teheran, Bagdad und Basra – alle Verbindungen dorthin bleiben mindestens bis zum 30. Juni gestrichen. Passagiere mit Anschlussflügen via Dubai in die betroffenen Länder können derzeit am Abflugort nicht einsteigen, wie die Airline mitteilt.
Etihad Airways hat ebenfalls reagiert und Flüge nach Tel Aviv bis einschließlich 30. Juni annulliert. Auch Flüge nach Amman wurden am 20. Juni gestrichen, während die Verbindungen nach Beirut für den 21. Juni angepasst wurden. Die Airline weist auf mögliche weitere Änderungen hin und unterstützt betroffene Passagiere bei Umbuchungen.
Flydubai hat sämtliche Flüge nach Iran, Irak, Israel und Syrien gestrichen – ebenfalls bis mindestens Ende Juni. Auch die Verbindungen nach St. Petersburg sind davon betroffen. Die Airline betont, man beobachte die Lage genau und passe den Flugplan laufend an, räumt aber auch mögliche Verspätungen aufgrund von Umleitungen ein.
Wizz Air Abu Dhabi hat alle Flüge nach Tel Aviv bis auf Weiteres gestrichen. Während Verbindungen nach Amman wieder aufgenommen werden sollen, bleiben Flüge von Europa nach Jordanien bis Mitte September ausgesetzt. Auch Air Arabia reagierte und hat Verbindungen in die Region – unter anderem nach Jordanien, Iran, Irak und Russland – ausgesetzt.
Qatar Airways wiederum verzichtet vorerst vollständig auf Flüge nach Iran, Irak und Syrien. Für betroffene Flughäfen wie Teheran, Bagdad, Erbil oder Damaskus gibt es derzeit keine bekannten Wiederaufnahmepläne.
Auch westliche Airlines haben ihre Pläne angepasst. Lufthansa hat ihre Flüge nach Tel Aviv und Teheran schon vorher bis mindestens Ende Juli ausgesetzt, ebenso wie Austrian, Swiss und Brussels Airlines. Swiss und Eurowings fliegen sogar bis zum Winterflugplan nicht mehr nach Tel Aviv. Air France und KLM haben ihre Flüge nach Israel gestrichen, letztere bis zum 1. Juli. British Airways hat für Dubai und Doha Flüge am 22. Juni annulliert und bietet flexible Umbuchungen an.
In Nordamerika stellt sich die Lage ähnlich dar: Air Canada hat Tel-Aviv-Flüge bis in den September hinein gestrichen, United fliegt Dubai erst ab dem 25. Juni wieder an, Tel Aviv gar erst im August. Delta warnt vor Einschränkungen bis Ende August.
Mit den zahlreichen Sperrungen bleibt Fluggesellschaften kaum eine andere Wahl, als auszuweichen. Und das führt zu einer bemerkenswerten Entwicklung: Der Luftraum über Afghanistan erlebt einen massiven Anstieg an Überflügen – rund 280 täglich, fünfmal so viele wie im Vormonat. Seit der Schließung der Routen über Iran, Irak, Jordanien und Syrien wird der afghanische Korridor wieder verstärkt genutzt. Möglich machen das gelockerte Beschränkungen, seit der Taliban-Staat 2023 wieder Flüge zuließ.
Das bringt nicht nur logistische Herausforderungen, sondern auch neue Einnahmequellen für das Regime in Kabul: 700 Dollar pro Überflug werden fällig – eine lukrative Einnahme in Millionenhöhe, wie Daten von Flightradar24 zeigen.
Wie lange der Ausnahmezustand im Nahen Osten andauern wird, ist ungewiss. Die US-Angriffe auf iranische Einrichtungen markieren eine neue Eskalationsstufe in einem ohnehin angespannten geopolitischen Umfeld. Die Airlines zeigen sich flexibel – doch für Reisende bedeutet das derzeit vor allem eins: viel Unsicherheit und ständige Änderungen.