Seit Beginn des Ukraine-Kriegs gibt es faktisch keine Passagierflüge mehr zwischen EU und Russland. Nun führte ein Flug von Tallinn nach St. Petersburg – nach stundenlangem Ausharren der russischen Flugäste auf dem Vorfeld des Flughafens in Estland.
Am Sonntagmorgen passierte etwas, was es seit mehr als drei Jahren faktisch nicht mehr gibt. Ein Passagierflugzeug flog von der EU nach Russland. Um 10:30 Uhr Ortszeit hob am Sonntagmorgen (24. August) Flug UJ703 von Startbahn 26 des Flughafens Tallinn ab und landete knapp 40 Minuten später auf Landebahn 28 L des Flughafens St. Petersburg, wie zuerst die Zeitung Postimees berichtete.
Dass dieser kurze Flug eines Airbus A321 ungewöhnlich ist, liegt am Ukraine-Krieg. In der Folge des Angriffs Russlands auf das Nachbarland haben die westeuropäischen Staaten ein Flugverbot für russische Fluggesellschaften erlassen. Auch Charterflüge für russische Reiseveranstalter dürfen ihren Luftraum nicht mehr benutzen. Dass es nun doch passiert ist, liegt ebenfalls am Ukraine-Krieg - doch mit anderen Vorzeichen.
Die Ukraine führte am Sonntagmorgen massive Drohnenangriffe auf russische Ziele. Das hatte unter anderem zur Folge, dass die Flughäfen Nizhny Novgorod, Samara und Ulyanovsk vorübergehend geschlossen werden mussten. Auch der Flughafen St. Petersburg-Pulkovo musste den Betrieb einstellen.
Und das war genau die Zeit, in der Flug UJ703 von Al Masria Universal Airlines aus Sharm El Sheik mit russischen Urlauberinnen und Urlaubern an Bord in der zweitgrößten Stadt Russlands landen sollte.
Weil zugleich Drohnen auf viele andere russische Regionen fielen, blieb der Crew von Al Masria Universal Airlines nur die estnische Hauptstadt als Ausweichmöglichkeit. Dort landeten sie um 5:33 Uhr morgens mit dem A321 mit dem Kennzeichen SU-TCL. Für die Passagierinnen und Passagiere an Bord war das unangenehm. Denn sie durften das Flugzeug nicht verlassen. Sechs Stunden lang mussten sie im Jet auf dem Vorfeld des Flughafens Tallinn ausharren.
Als ägyptische Fluggesellschaft benutzt Al Masria Universal Airlines weiterhin den EU-Luftraum. Vor der Landung in Tallinn war der A321 über Griechenland, Bulgarien, Rumänien, Ungarn, die Slowakei, Polen, Litauen und Lettland geflogen. Das ist dann erlaubt, wenn es keinen russischen Auftraggeber für den Flug gibt. Die Fluggesellschaft hatte allerdings in den letzten Monaten bereits Ärger mit den westlichen Sanktionen. Sie kürzte ihre Kapazität zwischen Russland und Sharm El Sheik sowie Hurghada um fast ein Drittel.
Grund für die Kürzungen sind vor allem sekundäre EU-Sanktionen, die den Erwerb neuer Airbus-Jets erschweren. Eigentlich wollte die Fluggesellschaft ihre Flotte für rund 100 Millionen Dollar um zwei Airbus A320 und zwei A330 für den russischen Markt erweitern. Doch eine Anzahlung wurde gemäß dem Portal Ukrainska Pravda von den europäischen Behörden eingefroren - mit dem Hinweis auf Zusammenarbeit mit Russland. Daraufhin reduzierte Al Masria Universal ihr Engagement in Russland um einen Drittel.