Letzte Aktualisierung: um 15:20 Uhr

Verstopfte Geräte

Sauberere Flugzeuge bergen auch ein Risiko

Wespen sorgten in London im vergangenen Sommer für Startabbrüche. Die Ermittler warnen nun: Ausgerechnet eines der wichtigsten Ziele der Luftfahrt könnte das Risiko solcher Zwischenfälle erhöhen.

Eine solche Häufung hatte man am Londoner Flughafen Heathrow noch nicht gesehen: Acht Flugzeuge wurden im vergangenen Sommer zum Zuhause von Insekten. Wespen bauten ihre Nester teilweise in wichtige Geräte. Das führte zu zwei Startabbrüchen und einem Zwischenfall auf einem Flug.

Inzwischen ist es keine absolute Seltenheit mehr, dass Insekten sich in Flugzeugen einnisten. Nach einer langen coronabedingten Standzeit etwa musste vor etwas mehr als einem Jahr ein Airbus A321 von Wizz Air den Start abbrechen, weil Insektenlarven die Geschwindigkeitsmessung lahmgelegt hatten.

Nicht nur lange Parkzeiten erhöhen Risiko

Kurz vorher hatte die europäische Luftfahrtbehörde Easa eine Sicherheitswarnung mit Blick auf die Wiederinbetriebnahme von Fliegern herausgegeben, die in der Corona-Krise lange geparkt waren. Darin hieß es, es gebe beim ersten Flug nach der Pause einen «alarmierenden Trend» zu falschen Geschwindigkeits- und Höhenangaben und infolgedessen Startabbrüchen. Grund seien in den meisten Fällen Fremdkörper in den Pitotsonden, wie zum Beispiel Insektennester, teilweise selbst bei der Verwendung von Abdeckungen, so die Easa.

Doch nicht nur lange Parkzeiten sind ein Risiko für Insektenbefall. Die britische Untersuchungsbehörde Air Accident Investigation Branch AAIB erklärte im Bericht zu den Vorfällen in London-Heathrow, sie sollten eine Mahnung sein, dass «die Reaktion der Umwelt auf Veränderungen im menschlichen Verhalten unvorhersehbar sein und unvorhergesehene Folgen haben kann». Sie geht davon aus, dass ausgerechnet die Tatsache, dass die Luftfahrt versucht, umweltfreundlicher zu werden, zu mehr solchen Vorfällen führen könnte.

Leisere Flughäfen sind attraktiver für Insekten

Weniger Flugbewegungen, weniger Straßenverkehr in der Umgebung des Flughafens und eine allgemeine Verringerung der menschlichen Aktivitäten führten zu einem Rückgang der Stickstoffdioxidwerte, aber zu einem Anstieg des bodennahen Ozons. Letzteres wiederum ist ein Luftschadstoff, der Wespen und Bienen dazu veranlassen kann, weiter als normal zu fliegen – und alternative Nester zu finden.

Die Bemühungen um eine umweltfreundlichere Luftfahrt mit dem Bau leiserer, saubererer Flugzeuge und weniger verschmutzender Flughäfen würde «die Art von Umgebungen bieten, die für Insekten wie Bienen und Wespen attraktiv sind», heißt es weiter. Das AAIB erklärte, Fluggesellschaften müssten umso dringender ihre Crews im Training auf mögliche Probleme durch Insektenbefall vorbereiten.

Crews sollen sich des Risikos bewusst sein

Bei jedem Flug solle bei Vorbereitung und Start die Möglichkeit, dass es wegen Insekten zu Problemen kann, im Hinterkopf sein. Flughäfen sollten laut dem Bericht über weitere Maßnahmen nachdenken, wie man Insekten von den Flugzeugen fernhalten kann.