Jürgen Raps: Er hatte von der Lufthansa-Chefetage den Auftrag erhalten, eine «astreine, fehlerfreie Einführung» sicherzustellen.

RückblickWarum Jürgen Raps den Airbus A380 derart liebte

Er prägte Generationen von Pilotinnen und Piloten und blieb der Branche bis zuletzt eng verbunden. Jetzt ist Jürgen Raps tot. Warum der ehemalige Chefpilot von Lufthansa kein Flugzeug mehr liebte als den Airbus A380, erklärte er vor vier Jahren ausführlich in einem Gespräch. In Erinnerung ihn veröffentlichen wir es nochmals.

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Die deutsche Luftfahrt trauert um Jürgen Raps. Der frühere Chefpilot von Lufthansa ist am 5. Dezember im Alter von 74 Jahren gestorben. Er begann 1970 an der Verkehrsfliegerschule in Bremen, sammelte später auf Boeing 737 und Douglas DC-10 umfangreiche Cockpiterfahrung und kehrte 1990 als Leiter der Schule zurück. 1996 übernahm er die Funktion des Chefpiloten und Flugbetriebsleiters, ab 2007 verantwortete er im Passagevorstand die operative Sicherheit und erhielt als einer der ersten weltweit die Lizenz für den Airbus A380.

Neben seiner Arbeit für Lufthansa wirkte Raps in Iata-Gremien und in der Deutsche Lufthansa Berlin Stiftung. Nach seiner aktiven Zeit beriet er die Branche und lehrte in Bremen. «Er prägte Lufthansa über Jahrzehnte», sagt ein Sprecher der Fluglinie. «Sein Tod hinterlässt eine schmerzliche Lücke.»

Jürgen Raps ist fast jedes große Verkehrsflugzeug geflogen

Jürgen Raps hat in seiner Karriere nahezu jedes große Verkehrsflugzeug geflogen. Doch als er 2021 im aeroTELEGRAPH-Podcast Luftraum auf seine fliegerische Laufbahn zurückblickte, war seine Bewertung eindeutig: Der Airbus A380 war das beste Flugzeug, das er je geflogen hat.

Damals begründete er das vor allem mit dem technologischen Vorsprung des Modells. Zur aktiven Zeit von Raps sei der A380 «das fortgeschrittenste Flugzeug überhaupt» gewesen. Trotz seiner Größe reagiere er erstaunlich präzise und feinfühlig – eine Eigenschaft, die den Riesen für ihn einzigartig machte.

Erster Blick auf den Airbus A380: «Ganz schön großer Koffer»

Seine erste Begegnung mit dem zweistöckigen Airbus beschrieb er 2021 im Podcast so: Bei einer Werksbesichtigung in Toulouse habe er gedacht: «Ganz schön großer Koffer». Die Dimensionen beeindruckten ihn nachhaltig. Später gehörte er zu den ersten Airline-Piloten, die Testmaschinen flogen – rohe, unverkleidete Flugzeuge voller offener Leitungen und Kabel, in denen hinten nur einige Sitze für Flugingenieure montiert waren. Die Testflüge beinhalteten Manöver, die im Linienbetrieb später nicht mehr vorkommen sollten.

Raps äußerte im Podcast auch klare Kritik an Airbus. Rückblickend sei es ein Fehler gewesen, das Programm zu komplex anzulegen – mit Plänen für gestreckte Versionen, verkürzte Varianten und einen Frachter. Ebenso bemängelte er, dass Airbus kein rechtzeitiges Facelift nachschob. Neue Triebwerke, strukturelle Anpassungen und Weiterentwicklungen hätten die Wirtschaftlichkeit verbessern können. Doch angesichts hoher Entwicklungs- und Zertifizierungskosten, ausbleibender Bestellungen und einem immer weiter entfernten Break-even sei das Unternehmen zurückgeschreckt.

Moderne Verbundwerkstoffe und effizientere Triebwerke

Gleichzeitig wiesen zweistrahlige Konkurrenten schon damals eine deutlich bessere Wirtschaftlichkeit auf: moderne Verbundwerkstoffe, geringeres Gewicht, effizientere Triebwerke. «Das Zeitalter der großen Viermotorigen wird bald vorüber sein», prognostizierte Raps 2021 – eine Einschätzung, die sich inzwischen weitgehend bestätigt hat.

Auch die Frage, warum Airlines aus den USA den A380 nie bestellten, beschäftigte ihn. 2021 sagte er, das habe ihn immer überrascht. Ob Kosten, Nationalstolz oder strategische Netzplanung – sicher sei er sich nicht.

Wetter verunmöglichte Formationsflug mit Junkers Ju-52

Besonders lebhaft erinnerte er sich im Podcast an den 19. Mai 2010: den Überführungsflug des ersten Airbus A380 von Lufthansa von Hamburg-Finkenwerder nach Frankfurt. Als Verantwortlicher für den Entry-into-Service hatte er von Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber den Auftrag erhalten, eine «astreine, fehlerfreie Einführung» sicherzustellen. Die Abholung, der geplante Formationsflug mit der Junkers Ju-52 (der am Wetter scheiterte), der Low Pass über Frankfurt und das Einrollen in die Halle blieben für ihn unvergesslich.

Airbus A380 von Llufthansa: Jürgen Raps' Favorit.

Auch im Liniendienst bewährte sich der Airbus A380 nach seiner Erinnerung bei Lufthansa hervorragend: zuverlässig, beliebt bei Crews und Passagieren, ein «phänomenal guter Arbeitsplatz». Die Begeisterung, die das Flugzeug überall auslöste, schilderte Raps 2021 fast schon staunend.

Der Airbus A380 lebt weiter - in neueren Modellen

Und selbst wenn der Produktionsabschluss damals schon feststand – sinnlos sei das Kapitel A380 keineswegs gewesen. Raps verwies auf zahlreiche Systeme, die im A380 Premiere hatten und später in der Airbus A350 weiterlebten, etwa das Brake-to-Vacate-System oder Teile der Cockpit-Philosophie. «Wenigstens da lebt er weiter», sagte Jürgen Raps und man hörte, wie sehr ihm dieser Gedanke bedeutete.

In Erinnerung an Jürgen Raps veröffentlichen wir hier noch einmal die Folge unseres Podcasts Luftraum aus dem Jahr 2021, in der Vollblutpilot über den Airbus A380 spricht:

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