Letzte Aktualisierung: um 22:35 Uhr

Treibstoffmangel

Nigerias Airlines stellen ihre Flüge kollektiv ein

Seit Monaten steigt der Kerosinpreis. Das macht den Fluggesellschaften Nigerias ganz besonders zu schaffen. Jetzt haben sie genug und stellen ihren Betrieb alle ein.

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1,5 Millionen Fass Rohöl holt Nigeria täglich aus dem Boden. Das sind mehr als beispielsweise Angola, Katar und Libyen fördern. Nicht nur bei der Förderung belegt der westafrikanische Staat einen Spitzenplatz, nur zehn andere Länder auf der Welt haben höhere bestätigte Reserven. Der steigende Ölpreis ist deshalb ein Segen für die Regierung – denn er erhöht die Einnahmen.

Zugleich ist er aber auch ein Fluch. Denn Nigeria verarbeitet Öl nicht selbst, alle Raffinerien befinden sich im Ausland. Und so muss das Land die verfeinerten Produkte allesamt wieder importieren. Die hohen Transportkosten verteuern sie zusätzlich. Dies gleicht die Regierung mit massiven Subventionen für Benzin teilweise aus. 2022 gibt sie dafür umgerechnet neun Milliarden Euro aus.

«Pötzlicher Schock eines solch astronomischen Anstiegs»

Die nigerianischen Fluggesellschaften erhalten keine Subventionen. Sie sind dem Markt voll ausgesetzt. Und leiden entsprechend. Der Preis von Kerosin sei innerhalb weniger Monate von 190 auf 700 Naira gestiegen, beklagen sie sich in einem Brief an den Luftfahrtminister. Dadurch sei der Anteil der Treibstoffausgaben an den Gesamtausgaben auf 95 Prozent gestiegen, erklären sie weiter.

«Mit großem Verantwortungsbewusstsein und Patriotismus haben die Airline Operators of Nigeria in den letzten vier Monaten trotz des ständigen und astronomischen Anstiegs der Preise für Kerosin und anderer Betriebskosten ihre Dienste für unsere hochgeschätzten nigerianischen Fluggäste weiter angeboten und subventioniert», schreibt der nigerianische Airlineverband im Brief, aus dem die Zeitung Pulse berichtet. Jetzt gehe es aber nicht mehr. Keine Fluggesellschaft der Welt könne einen plötzlichen Schock eines solch astronomischen Anstiegs innerhalb eines kurzen Zeitraums verkraften.

Unterzeichnet von neun Fluggesellschaften

Inzwischen betrügen die Kosten einer Flugstunde pro Passagier 120.000 Naira, das sind 275 Euro. Das könne man nicht vollständig an die Reisenden überwälzen, so der Airlineverband. Man habe das Gespräch mit der Regierung gesucht – aber bisher ohne konkreten Erfolg. Bereits im März hatten die nigerianischen Fluglinien von einem baldigen Grounding gewarnt, flogen aber vorerst weiter.

Nun sei es nicht mehr tragbar, weiter zu fliegen.  Und so würden alle Fluggesellschaften Nigerias ab Montag (9. Mai) keine Flüge mehr durchführen. Unterzeichnet ist der Brief von den Chefs von Aero Contractors, Air Peace, Arik Air, Azman Air, Dana Air, Ibom Air, Max Air, Overland Airways und United Nigeria Airlines. Das freiwillige Grounding bestehe auf unbestimmte Zeit.

* Nachtrag vom Sonntagabend (9. Mai): Die nigerianischen Fluggesellschaften haben ihre Pläne, den Flugbetrieb einzustellen, vorerst aufgegeben. Ihr Verband wird zuerst eine neue Runde von Gesprächen mit der Regierung führen.