Stellen Sie sich vor, Sie sitzen am Gate und warten auf Ihren Flug. Und dann erschallt über die Lautsprecher des Flughafens eine Ansage, die nicht vom Betreiber stammt, sondern von islamistischen Hackern. Das ist nun an vier Flughäfen in den USA und Kanada geschehen.
Am Flughafen Harrisburg in Pennsylvania waren unter anderem Beleidigungen gegen US-Präsident Donald Trump und Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu zu hören, sowie mehrmals «Free, free Palastine» und «Turkish Hacker Siberislam is here» - alles vorgetragen von einer Stimme, die klingt, als wäre es die normale Stimme der Flughafendurchsagen.
US-Verkehrsminister meldet sich, auch Kanada betroffen
Am Dienstag (14. Oktober) habe sich «ein unbefugter Nutzer Zugang zum Lautsprechersystem des Flughafens verschafft und eine nicht genehmigte aufgezeichnete Nachricht abgespielt», bestätigte der Flughafen. Verkehrsminister Sean Duffy teilte beim Kurznachrichtendienst X ein Video des Vorfalls und schrieb: «Das ist absolut inakzeptabel und hat verständlicherweise zu verängstigten Reisenden geführt. Die FAA und ich arbeiten mit dem Harrisburg International Airport zusammen, um diesem Hack auf den Grund zu gehen.»
Vom kanadischen Flughafen Kelowna gibt es ein Video, in dem zu hören ist, wie über die Lautsprecher eine Ansage in arabischer Sprache erschallt, in der von al-Qassam die Rede ist. Bei den Qassam-Brigaden handelt es sich um den militärischen Flügel der Terrororganisation Hamas. Ein Foto zeigt zudem einen Bildschirm, der Fotos zeigt und Sätze wie «Hacked by Mutarrif Siberislam. Israel lost the war, Hamas won the war honorably».
Lautsprecher-Hack: Problem in der Cloud?
Der Flughafen erklärte in einer Stellungnahme: «Gestern wurden die öffentlichen Anzeigen in unserem Terminalgebäude – konkret die Fluginformationsanzeigen und das Lautsprechersystem – von einer dritten Partei genutzt, um unautorisierte Nachrichten anzuzeigen.» Man habe diese Nachrichten innerhalb weniger Minuten entfernt. «Alle betroffenen Systeme wurden isoliert und überprüft, bevor sie spät in der Nacht wieder in Betrieb genommen wurden», so der Airport. Der Cyberangriff habe sich auf einen cloudbasierten Softwareanbieter eines Drittunternehmens beschränkt.
Der TV-Sender CNN berichtet unter Berufung auf die Verkehrsbehörde Transport Canada, dass es auch Vorfälle an zwei weiteren Flughäfen gab, am Victoria International Airport mit einer unautorisierten Audiobotschaft aufgrund eines Problems mit cloudbasierter Software sowie am Windsor International Airport mit Lautsprecherdurchsagen und Bildern. Neben Transport Canada sind auch die Royal Canadian Mounted Police und das Canadian Centre for Cyber Security in die Ermittlungen zu den Vorfällen an den drei kanadischen Flughäfen eingebunden.
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