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«Wir setzen nun auf Deutschland»

Vueling-Chef Alex Cruz im Interview: Weshalb Barcelona für ihn die ideale Basis ist und welche deutschen Destinationen ihn interessieren.

Seit drei Jahren steht Alex Cruz (45) an der Spitze von Vueling. Die spanische Billigfluggesellschaft wächst seither rasant. Heute ist sie mit 6 Millionen Passagieren pro Jahr, über 100 Strecken und mehr als 50 Destinationen bereits die zweitgrößte Airline in ihrem Heimatland. Cruz treibt die Expansion weiter forsch voran – trotz tiefer Wirtschaftskrise in seinem Heimatland und Flaute in ganz Europa. Gegenüber aeroTELEGRAPH spricht der ehemalige Unternehmensberater aus Bilbao exklusiv über seine Pläne mit Vueling.

Spanien steckt tief in der Krise. Das Land muss wohl unter den europäischen Rettungsschirm. Ist es Ihnen noch wohl mit Ihrer Basis Barcelona?
Alex Cruz: Barcelona ist eine der besten Destinationen der Welt. Darum wuchs der internationale Verkehr stetig – im Gegensatz zur Inlandsnachfrage. Dies gibt uns die Chance, trotz Krise von unserem Drehkreuz aus weiter zu wachsen. Ankommende ausländische Reisende zusammen mit einer starken Zunahme von Umsteigepassagieren sind die beste Absicherung für Vueling.

Dennoch: Der Heimmarkt in einer Krise, die Luftfahrt in einer Krise – warum bauen Sie trotzdem aus?
Cruz: Wir glauben, dass wir das richtige Geschäftsmodell haben, um in einem knallharten und schrumpfenden Markt zu bestehen. Vueling arbeitet mit einer sehr tiefen Kostenbasis – der zweittiefsten in ganz Europa. Das gibt uns die Flexibilität, um wettbewerbsfähige Preise zu bieten, neue Passagiere anzulocken und neue Märkte zu erschließen. Gleichzeitig bieten wir ein Premiumprodukt fast wie klassische Airlines: Buchung über Reisebüros, Vielfliegerprogramm, gratis Zeitungen oder auch eine Businessklasse. Das ermöglicht uns, einen hohen Anteil an Geschäftsleuten anzulocken. Deshalb fühlen wir uns stark genug für eine Wachstumsstrategie.

Sie wollen nun außerhalb von Spanien Basen eröffnen. Wissen Sie schon in welchen Ländern, welchen Städten?
Cruz: Wir expandieren außerhalb Spaniens, das stimmt. Wir prüfen derzeit verschiedene Optionen. In der mittleren Frist werden wir eine zweite Basis im Ausland eröffnen, die es uns erlaubt, neue Strecken anzubieten. Es ist aber noch zu früh, um Genaueres dazu zu sagen.

Stehen Sie mit der Flottengröße nun an einem Punkt wo Sie konsolidieren wollen, oder planen Sie noch eine Vergrößerung?
Cruz: Auf dem spanischen Markt haben wir die ideale Größe erreicht. Im Ausland expandieren wir bereits in reiferen Märkten wie Italien und Frankreich. Aber wir haben noch mehr vor. Im Sommer 2013 wachsen wir im nördlichen Europa, vor allem in Deutschland und Skandinavien. Mal schauen, wie diese Märkte auf uns reagieren.

Und wo sehen Sie in puncto Destinationen noch weiße Flecken auf der Landkarte?
Cruz: Wir setzen jetzt wie gesagt den Fokus auf Deutschland und Skandinavien. Wir begannen auch schon mit Flügen nach Nordafrika und Russland. In diesen Märkten sind wir noch nicht so bekannt. Da müssen wir nun Aufbauarbeit leisten, um uns als vertrauensvolle Marke zu etablieren.

Konkret: Wo in Deutschland wollen Sie noch ausbauen?
Cruz: Im Winterflugplan bedienen wir Berlin, Hamburg und München. Im Sommer flogen wir auch nach Nürnberg. Auf die Sommersaison 2013 eröffnen wir Direktflüge von Barcelona nach Frankfurt, Düsseldorf, Hannover, Stuttgart, Dresden und Dortmund. Wir decken also dann bereits das ganze Land ab.

In der Schweiz bedienen Sie nur Zürich. Wie sieht es mit Genf und Basel aus?
Cruz: Momentan ist Zürich unser Flughafen. Wir prüfen aber neue Möglichkeiten, um in der Schweiz weiter zu wachsen.

Dieses rasche Wachstum – übernimmt sich Vueling da nicht?
Cruz: Mit Vueling hatten wir über die letzten drei Jahre genug Zeit, um zu beweisen, dass wir schnell und profitabel wachsen können. Wir hoffen, dass wir das weiter schaffen.

Zum Schluss ein hypothetische Frage: Wenn sich Katalonien tatsächlich von Spanien abspalten würde – was würde das für Vueling ändern?
Cruz: Eines ist klar. Barcelona ist ein sehr attraktiver Markt – sowohl für Geschäftskunden als auch für Touristen. Wir hoffen, dass dies uns die Basis für weiteres Wachstum gibt – egal was auf politischer Ebene passiert.