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Annullierung von A321-Neo-Bestellung

Gericht lässt Qatar Airways mit Beschwerde gegen Airbus abblitzen

Herber Rückschlag für die Golfairline: Airbus darf eine Bestellung über 50 A321 Neo stornieren. Und Qatar Airways steht vor einem Flotten-Problem.

Es war ein Schritt, mit dem kaum jemand gerechnet hatte: Airbus stornierte im Januar von sich aus eine Bestellung von Qatar Airways über 50 Airbus A321 Neo. Es war eine weitere Eskalationsstufe in einem Streit, der sich schon Monate hinzog, und der mit Diskussionen über Lackprobleme bei den Airbus A350 begonnen hatte.

Qatar Airways nahm die Stornierung nicht einfach so hin, und klagte bei einem Londoner Gericht dagegen. Bis zur Urteilsverkündung durfte Airbus die Slots für die 50 Jets nicht anderweitig vergeben. Doch damit ist es jetzt vorbei. Das Gericht hat die Beschwerde von Qatar Airways abgewiesen.

Airbus darf Jets anderweitig verkaufen

Airbus kann die Flugzeuge also nun anderweitig vermarkten – und die Nachfrage ist da. Durch die Coronavirus-Pandemie hat sich die Flottenplanung vieler Airlines verändert. Kleinere Flugzeuge mit einer dennoch großen Reichweite – wie eben der A321 Neo – sind gefragt. Von Boeing wäre das vergleichbare Produkt in Sachen Sitzplätze die Boeing 737 Max 10. Doch die ist noch nicht zertifiziert, und bis es soweit ist, könnte noch einige Zeit vergehen. Und: Sie verfügt über eine geringere Reichweite als der A321 Neo.

So hatte auch Qatar Airways bei der Beschwerde argumentiert. Es gebe keinen gleichwertigen Ersatz für die Jets, so die Airline. Mit den Flugzeugen wollte die Airline Destinationen wie Belgrad, Sofia, Istanbul, Colombo, Tbilisi oder Medina anbieten, auf denen sich große Jets nicht immer füllen lassen.

Gericht: Bedarf lässt sich über Leasing decken

Ein Richter am Londoner High Court sah das anders. Er wies den Antrag am Dienstag (26. April) mit der Begründung ab, dass Qatar Airways durchaus in der Lage sei, sich alternativ Flugzeuge zu beschaffen. Eine erste Lieferung von A321 Neo war für das vierte Quartal 2023 erwartet worden.

Es gebe Möglichkeiten, den Bedarf über Leasing zu decken, so der Richter. Airbus hatte bereits früher in Aussicht gestellt, dass man für Mehrkosten, die bei Qatar im Fall von Leasing entstünden, durch Schadensersatzleistungen ausgeglichen werden könnten. Das Gericht fügte zudem an: Sollte die Airline den größeren Fall, der die Airbus-A350-Probleme behandelt, vor Gericht gewinnen, müsste Airbus in der Lage sein, Qatar Airways wieder in die Produktionspläne aufzunehmen.

Eine Klage …

Der Streit um die A321-Neo-Bestellung war nur ein Exkurs vom größeren Prozess vor dem Londoner High Court. Dort hatte Qatar Airways im Dezember gegen Airbus geklagt und will Schadenersatz in Höhe von fast einer Milliarde Euro, weil ihre Airbus A350 seit Monaten am Boden bleiben. Darauf weist auch Airbus in einer Stellungnahme hin. Man sei erfreut «über die Entscheidung des Gerichts, die den Standpunkt von Airbus anerkennt, dass eine transparente und vertrauensvolle Zusammenarbeit in unserer Branche unerlässlich ist», so ein Sprecher nach der aktuellen A321-Neo-Entscheidung.

Im A350-Rechtsstreit geht es aber «um die falsche Darstellung der Sicherheit und Lufttüchtigkeit der A350, die wir weiterhin verteidigen werden, sowie um den Ruf der Betreiber und die Vorschriften für die Flugsicherheit angesichts ungerechtfertigter Forderungen», so Airbus weiter.

… und noch eine Klage

Qatar Airways hatte zunächst die Rumpfbeschichtung der Airbus A350 als mangelhaft kritisiert. Nachdem sie zunächst nur Probleme mit dem Lack nannte, wurde irgendwann auch der Blitzschutz ein Thema. Inzwischen sprach Qatar Airways sogar von Feuergefahr im Tank. Die katarische Luftfahrtbehörde verhängte ein Grounding für 21 A350 der Nationalairline. Ihre Pendants in Europa, den USA und dem Rest der Welt haben allerdings keine Bedenken und lassen den Jet weiterhin fliegen.

Airbus wehrte sich von Beginn an gegen die Vorwürfe. Zwar seien Probleme mit dem Lack auch bei anderen Airlines wie Finnair und auch Lufthansa aufgekommen. Doch das habe keinerlei Auswirkungen auf die Sicherheit. Inzwischen hat auch der Flugzeugbauer geklagt. In den USA verklagte Airbus Qatar Airways auf 220 Millionen Dollar Schadenersatz für zwei A350, die Qatar Airways nicht abgenommen hat. Zudem will der Hersteller Kredite zurück, die er der Golfairline gewährt hat.

Qatar Airways muss Gerichtskosten tragen

Im Vergleich mit den riesigen Summen, welche die Unternehmen voneinander verlangen, sind 331.000 Dollar eigentlich Peanuts. Doch Qatar Airways dürfte sich dennoch ärgern, dass sie diesen Betrag nun an Airbus innerhalb von 14 Tagen überweisen muss. Denn die Airline muss die Gerichtskosten übernehmen.