Eine aktuelle Studie zeigt, dass Privatjets im Jahr 2023 knapp 20 Millionen Tonnen CO2 emittiert haben. Doch die Branche tut etwas dagegen.
Wenn in Medien über klimaschädliche Branchen berichtet wird, werden die Beiträge gerne mit Bildern von Flugzeugen illustriert. Die Luftfahrtbranche gilt aufgrund ihres CO2-Ausstoßes als Klimakiller. Dabei ist die Energieindustrie mit 40 Prozent die größte Verursacherin von CO₂-Emissionen weltweit. Der Transportsektor belegt mit knapp 21 Prozent den zweiten Platz - und davon ist die Luftfahrt nur ein kleiner Bereich. Lediglich drei bis vier Prozent des Ausstoßes entfallen auf sie.
In letzter Zeit gerät dabei immer wieder die Geschäftsluftfahrt besonders ins Visier der Kritik. Denn im Vergleich zu kommerziellen Flügen, die Hunderte von Passagieren gleichzeitig transportieren können, verursachen Businessjets pro Passagier deutlich höhere CO₂-Emissionen. Eine Studie der Nichtregierungsornaisation International Council on Clean Transportation ICCT liefert nun neue Informationen darüber, wie hoch der Anteil der Businessjets an diesen Emissionen tatsächlich ist.
Zur Datenerhebung nutzten die Verfasser der Studie Air and greenhouse gas pollution from private jets, 2023 eine Kombination aus globaler ADS-B-Flugverfolgung, Geolokalisierung und Triebwerksdatenbanken, um die Flugaktivitäten zu schätzen und die Emissionen nach Flughafen und Land zuzuordnen. 2023 hat es laut der Studie 3,57 Millionen Privatflüge gegeben.
Das Ergebnis: 2023 hat die Business Aviation 19,5 Millionen Tonnen Treibhausgase emittiert, was circa vier Prozent der CO₂-Emissionen der gesamten Luftfahrt entspricht. Das ist ein Anstieg um 25 Prozent im Vergleich zu 2013. Um es anschaulicher zu machen, haben die Macher errechnet, dass diese 19,5 Millionen Tonnen in etwa dem Jahres CO₂-Ausstieg des größten europäischen Flughafens London-Heathrow entsprechen.
Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass jedes Flugzeug durchschnittlich etwa 810 Tonnen Treibhausgase pro Jahr emittiert – das entspricht den Jahresemissionen von 177 Autos oder neun schweren Lastwagen. Zum Vergleich: Weltweit sind rund 1,64 Milliarden private Pkw im Einsatz und etwa 23.000 Privatjets.
Zentrum der Business Aviation sind die USA: 65 Prozent aller Flüge starten von amerikanischen Flughäfen. Besonders bemerkenswert ist, dass allein in den Bundesstaaten Florida und Texas mehr Privatjetflüge stattgefunden haben als in der gesamten Europäischen Union. Mit einem Anteil von 2,2 Prozent und 2,1 Prozent der Flüge folgen Frankreich und Großbritannien auf den Plätzen zwei und drei, jedoch weit abgeschlagen hinter den USA.
Die Flüge sind meist kurz: Die Hälfte aller Flüge umfasst Entfernungen von weniger als 900 Kilometern, und 75 Prozent sogar weniger als 1500 Kilometer. Die durchschnittliche Reisedauer liegt damit bei unter zwei Stunden. Die Autoren des ICTT merken an, dass sich für bestimmte Routen effizientere Turboprop-Flugzeuge besser eignen als mittelgroße Jets, da sie weniger CO₂ ausstoßen.
Die Branche ist sich ihrer Verantwortung jedoch bewusst. Sie ergreift ein ganzes Bündel an Maßnahmen, um ihre CO₂-Emissionen zu reduzieren oder zu vermeiden. So investieren viele Anbieter in neue, effizientere Flugzeuge mit geringerem Treibstoffverbrauch und CO₂-Ausstoß. Zudem setzen sie vermehrt nachhaltigen Treibstoff (SAF) ein. Viele Charterunternehmen bieten Kundinnen und Kunden auch die Möglichkeit, Emissionen über zertifizierte Klimaschutzprojekte zu kompensieren.