In Genf findet in dieser Woche die Ebace statt. Die einst wichtigste Messe für Geschäftsluftfahrt steckt in der Krise und setzt auf ein neues Konzept. Findet sie das letzte Mal in Genf statt?
Alles neu macht der Mai, heißt ein bekanntes deutsches Volkslied aus dem Jahr 1818. Neu ist in diesem Mai auch vieles bei der Ebace, die vom 20. bis 22. Mai im Messekomplex Palexpo am Flughafen Genf wieder ihre Tore öffnet. Die bekannteste europäische Messe für die Geschäftsluftfahrt steht vor einem Umbruch.
Die Messe wurde seit 2001 immer gemeinsam von der amerikanischen National Business Aviation Association NBAA und der European Business Aviation Association EBAA ausgerichtet. Im vergangenen September wurde öffentlich, dass die Amerikaner ihre Anteile an die Europäer verkauft haben. Der europäische Verband ist nun allein für die Messe verantwortlich und muss eine Neuausrichtung finden.
Der Grund: Das Interesse der Branche wird laufend geringer. Vor zwei Jahren meldete die Messe noch über 400 Aussteller. Im vergangenen Jahr kamen nur noch rund 260 Hersteller, Händler und Zulieferer. Und in diesem Jahr sind es noch 100 Aussteller und 4000 registrierte Besucherinnen und Besucher.
2024 verzichteten mit Bombardier und Gulfstream zwei große Hersteller auf ihre Teilnahme. Begründet wurde der Schritt mit wirtschaftlichen Aspekten. In diesem Jahr ist keiner der großen Hersteller mehr vor Ort. Bespielte die Messe in den vergangenen Jahren immer zwei Hallen in den Messehallen ist es in diesem Jahr noch eine.
Auch Textron Aviation, Dassault und Daher verzichteten in diesem Jahr auf ihre Teilnahme. Aber auch Zulieferer wie Collin Aerospace sind nicht mehr vor Ort. «Die Kosten sind zu hoch. Und die Kunden kommen nicht mehr» sagt einer, der anonym bleiben möchte. In Branchenkreisen heißt es allgemein, die hohen Kosten für die Messe und den Aufenthalt in dem nicht gerade günstigen Genf sei der Grund für die reihenweisen Absagen.
Zudem nimmt auch das Interesse an Messen als Verkaufsplattform für Flugzeuge ab. Hersteller von Business- und Privatjets präsentieren ihre Produkte potenziellen Kunden vermehrt auf Roadshows vor Ort. Die Macher der Ebace haben darauf reagiert und ein neues Konzept erarbeitet: Im Fokus stehen Networking und Konferenzen.
Die Veranstalter wollen maßgeschneiderte Inhalte aus allen Bereichen der Business Aviation bieten. Dazu wurde auch das Messegelände neu gestaltet. Damit «sorgen wir für mehr Sichtbarkeit der Aussteller und eine leichtere Navigation für Besuchenden», so Robert Baltus, operativer Geschäftsführer der EBAA.
Neu sind eine zentrale Registrierungszone im Eingangsbereich und fünf Networking-Lounges, wo Vertreterinnen und Vertreter der Branche zusammenkommen sollen. In kleinen kostenfreien Besprechungskabinen für zwei bis vier Personen können auch vertrauliche Gespräche geführt werden.
Drei Bühnen sind für Diskussionen und Gespräche rund um die Business Aviation reserviert. Eine Bühne behandelt Themen wie Regulierung, Bodenabfertigung, Tankschutz, Cybersicherheit und Sicherheit. Auf der zweiten Bühne finden Podiumsdiskussionen und Kamingespräche mit führenden Köpfen zu Schlüsselthemen wie der öffentlichen Wahrnehmung der Business Aviation statt.
Auf der Bühne für Innovation und Nachhaltigkeit werden Zukunftsthemen der Geschäftsluftfahrt diskutiert. Mit rund 45 angekündigten Diskussionen steht der Austausch im Mittelpunkt. Ein Static Display, wo Flugzeuge im Außenbereich präsentiert werden und früher eines der wichtigsten Elemente der Messe, entfällt in diesem Jahr.
In Branchenkreisen ist zu hören, dass die Ebace auch im kommenden Jahr stattfinden soll. Unklar ist, ob es weiter in Genf sein wird. In diesem Jahr hätten Verträge die Messe-Verantwortlichen noch an die Westschweizer Stadt gebunden. Es kann daher gut sein, dass die Messe künftig an einem anderen Standort in Europa stattfinden wird.