Das französische Start-up Beyond Aero entwickelt einen Businessjet mit Wasserstoffantrieb. Die achtsitzige BYA-1 soll schon 2030 ausgeliefert werden. Jetzt fehlen nur noch die Millionen.
Toulouse gilt als die Herzkammer der französischen Luftfahrtindustrie. Die Stadt beherbergt das weltweit führende Kompetenzzentrum Aerospace Valley, das Forschung, Innovation und Zusammenarbeit zwischen Industrie und Akademie fördert. Neben Airbus sind auch bedeutende Unternehmen wie Safran, Liebherr-Aerospace und Aura Aero in Toulouse ansässig. Seit 2020 ist die Stadt zudem Standort von Beyond Aero.
Das Unternehmen hat sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, ein Geschäftsreiseflugzeug für acht Personen zu entwickeln, das elektrisch fliegt und von Brennstoffzellen mit Strom versorgt wird. Die BYA-1 soll eine Reichweite von knapp 1500 Kilometern erreichen, bei einer Reisegeschwindigkeit von 575 Kilometern pro Stunde und einer Flughöhe von 26.000 Fuß. Damit könnte sie mit aktuellen Businessjets mithalten.
2023 stellten die Franzosen auf der Luftfahrtmesse in Paris den ersten Entwurf der BYA-1 vor. Auffällig sind die beiden elektrischen Mantelpropeller am Heck, die mit einem Durchmesser von 1,2 Metern größer sind als die konventioneller Businessjets. Sechs Brennstoffzellen versorgen die Motoren mit Strom, jede liefert 400 Kilowatt, was eine Gesamtleistung von 2,4 Megawatt ermöglicht. Auf Akkus zur Stromspeicherung wird verzichtet.
Ende März haben die Franzosen das Design des BYA-1 erneut angepasst. Zwei der sechs Wasserstofftanks wurden in den Rumpf und zwei weitere in die Flügelspitzen verlagert. Die gesamte Speicherkapazität beträgt rund 250 Kilogramm Wasserstoff. Der BYA-1 emittiert kein CO₂ und keine anderen Schadstoffe, sondern nur reinen Wasserdampf.
Laut Berechnungen von Beyond Aero ist der BYA-1 im Unterhalt deutlich günstiger als herkömmliche Flugzeuge. Wasserstoff als Treibstoff ist ebenfalls kostengünstiger als andere nachhaltige Alternativen. Aktuelle Schätzungen zeigen, dass die Kraftstoffkosten um 65 % und die Wartungskosten um 55 Prozent sinken könnten, da der Elektroantrieb weniger bewegliche Teile hat als klassische Düsentriebwerke.
Die Entwicklung des Flugzeugs ist allerdings kostspielig: Schätzungen zufolge sind mindestens 500 Millionen Euro für die Zertifizierung in der europäischen Kategorie CS-23 erforderlich. Bisher wurden 44 Millionen Dollar eingesammelt, davon 20 Millionen Dollar aus einer Serie-A-Finanzierungsrunde im Oktober letzten Jahres. Eine Serie-B-Finanzierungsrunde mit einem Volumen von mindestens 100 Millionen Dollar ist in der Anfangsphase und soll bis Jahresende abgeschlossen sein.
2024 startete Beyond Aero Testflüge eines wasserstoffbetriebenen Demonstrators auf Basis des zweisitzigen Ultraleichtflugzeugs GI Aviation Spyl-XL. Der Benzinmotor wurde durch ein Hybridantriebssystem aus Batterien und einer Wasserstoff-Brennstoffzelle ersetzt. Die Franzosen planen erste Testflüge 2027 und bis 2030 soll der Businessjet zertifiziert und einsatzbereit sein. Bereits jetzt liegen Absichtserklärungen für den Kauf von etwa 100 Flugzeugen vor.