So spornen auch die Airlines den amerikanischen Flugzeugbauer an, der B777 eine Renovation zu verpassen. Schon im April dieses Jahres hatten Willie Walsh von der International Airlines Group mit den beiden Tochterairlines British Airways und Iberia und sein Konkurrent Tim Clark von Emirates den Amerikanern eine Deadline gesetzt. «2019 wäre meiner Meinung nach der späteste Zeitpunkt», so Walsh damals. «Wir wollen die Entscheidung jetzt, damit wir den Flieger 2019 haben», pflichtete Clark ihm bei. Doch die Antwort auf die Frage, wie man einen Bestseller noch besser und doch rentabel macht, scheint Boeing alles andere als leicht zu fallen.
Eigentlich hatten die Amerikaner bereits 2010 mit der Arbeit am B777X-Programm begonnen. Sie priesen die Neuversion der 777 bereits als ernsthaften Konkurrenten für den Airbus-A350 an. Es werde der effizienteste kommerzielle Jet, der jemals entwickelt wurde, effizienter gar als der Dreamliner, so die Ansage. «Wir werden sichergehen, dass wir einen Flieger bringen, der wesentlich besser ist als das, was auch immer von Airbus kommt», kündigte Jim Albaugh, damaliger Chef von Boeings Zivilflugzeugsparte, im Frühling an. Die Flügel der B777X sollten aus Kohlenstofffaser-Verbundwerkstoffen gefertigt werden und noch größer sein als die der Jumbos von Boeing. Neue, effizientere Triebwerke und Dreamliner-Technik im Cockpit sollten das Flugzeug moderner machen. Alles in allem versprach man in Seattle einen gegenüber der heutigen Version um 21 Prozent sparsameren Flieger.
Doch inzwischen rudert Boeing zurück. «Es ist ein schwieriger Prozess. Der Richtige Flieger muss mit der richtigen Technik zum richtigen Zeitpunkt mit der richtigen Wirtschaftlichkeit auf den Markt gebracht werden», schreibt der Flugzeugbauer in einer Mitteilung zur Zukunft der B777. Denn die Neuerungen sind teuer und erfordern viele neue Einrichtungen - und finanziell drücken bereits Kosten durch Verspätung und Verbesserungen am neuen Dreamliner aufs Budget.
B787 gefährdet das Projekt
Dazu kommt, dass die Möglichkeit besteht, dass schon bald eine Entscheidung über die Produktion einer Langversion der B787 fällt. Dieser wiederum könnte die B777X unnötig machen. Da die Technik für eine neue Ausgabe der B787 bereits besteht und auch das Knowhow bei den Materialien vorhanden ist, ist das Programm weiter fortgeschritten. Und auch, wenn sich Boeing nicht zu definitiven Aussagen hinreißen lässt - die Tatsache, dass der konzern erst kürzlich weitere Details für die B787-10 bekannt gab, spricht dafür, dass der neue Jet auch realisiert wird. Und dann ist die Antwort auf die Frage, wie sich der Bestseller B777 besser machen lässt, vielleicht sogar einfach: Gar nicht.
Boeing: Die B777-Frage
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