Das Wrack der Dash 8 von US Bangla Airways: Der Pilot war nicht flugfähig.
Absturz von US Bangla in Kathmandu

Pilot: «Scheiß auf deine Pflichten»

Angstschübe, Verwirrung, Müdigkeit: Der Pilot der in Kathmandu verunglückten Bombardier Dash 8 von US Bangla Airways war psychisch schwer angeschlagen. Das zeigt der offizielle Bericht.

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51 Menschen starben, als vergangenen März eine Bombardier Dash 8 von US Bangla Airways am Tribhuvan International Airport von Kathmandu eine Bruchlandung hinlegte, einen Abhang hinunterrutschte und Feuer fing. Ein nun öffentlich gewordener Untersuchungsbericht der nepalesischen Behörden zeigt ein erschreckendes Bild von den Vorgängen im Cockpit von Unglücksflug BS211. Und er offenbart, dass Kapitän Abid S. an jenem Tag nicht flugfähig war.

Der Kapitän hatte am 12. März auf dem Flug von Dhaka nach Kathmandu fast nur ein Gesprächsthema: sein Verhältnis zu einer Arbeitskollegin. Das zeigt der Bericht der Behörden, den die Zeitung Kathmandu Post öffentlich machte. Ihr Verhalten habe ihn sehr verletzt, sagte Abid S. gemäß den Aufzeichnungen des Stimmenrekorders. Mehrmals beleidigte er die Frau, die als Kopilotin für US Bangla Airways arbeitete.

Mehrmals geweint, viel geraucht

Die Arbeitskollegin sei der einzige Grund, weshalb er kündige, so der Kapitän weiter. Am Vortag hatte er US Bangla Airways mündlich darüber informiert, dass er das Unternehmen verlassen werde. Er zeigte sich aber bereit, noch drei Monate weiterzuarbeiten, um junge Piloten fertig auszubilden. Immerhin hatte er schon mehr als 22 Jahre Erfahrung als Pilot und war früher für die Luftwaffe von Bangladesh geflogen. Der Pilot habe mehrmals geweint, so die Ermittler gemäß Kathmandu Post.

Offenbar hatte die Frau seine Fähigkeiten als Ausbilder angezweifelt. Während des ganzen Fluges habe der Kapitän im Cockpit auch nervös geraucht, dies obwohl er seinem Arbeitgeber angegeben hatte, Nichtraucher zu sein. «Als wir die Gespräche auf dem Stimmenrekorder anhörten, wurde uns klar, dass der Kapitän unter extremen mentalem Stress litt», so die nepalesischen Ermittler im Bericht. Abid S. habe zudem ermattet und übernächtigt gewirkt.

Irrtum bezüglich des Fahrwerks

Mehrmals hatte Abid S. auch richtige Ausbrüche. «Ein sicherer Flug kümmert mich einen Scheiß», sagte er einmal. Und: «Scheiß auf deine Pflichten.» An wen er die Worte richtete ist nicht klar, die mit ihm fliegende Kopilotin, die nicht das Objekt seines Zorns war, war jedoch die einzige andere Anwesende. Sie bleib den ganzen Flug über sehr ruhig und hörte einfach zu.

Klar ist, dass der Kapitän auch extrem verwirrt war, obwohl er schon mehr als hundert Mal nach Kathmandu geflogen war. So meldete er sechs Minuten vor der Landung: «Fahrwerk unten, drei mal grün», mit Bezug auf die Anzeige, die ein ausgefahrenes Fahrwerk anzeigt. Doch als die Kopilotin die letzten Kontrollen für die Landung machte, bemerkte er, dass das Fahrwerk noch immer eingefahren war.

Verwirrung um Pisten

Auch bezüglich der Anflugrichtung herrschte große Verwirrung, wie sich schon früher zeigte. Der Lotse im Kontrollturm des Tribhuvan International Airport hatte der Dash 8 die Erlaubnis erteilt, auf Piste 02 zu landen, also von Süden her. Doch die Maschine von US Bangla Airways drehte nach links ab und machte Anstalten, von Norden her zu landen. Rund vier Minuten vor dem Unglück warnte der Lotse den Piloten deshalb: «Ich sage es nochmals, fahren Sie nicht in Richtung Piste 20 fort.»

Er solle Warteschlaufen fliegen, da sich ein anderes Flugzeug im Anflug befinde, so der Lotse. «Landen Sie nicht!» Später meldete der Flugkapitän, er könne die Piste sehen und lande nun auf Piste 02, obwohl er zuvor noch von der 20 gesprochen hatte. Nun bekam er auch die Erlaubnis dazu.

Kopilotin half und verstarb

Wenige Sekunden später zerschellte die Dash 8 und ging in Flammen auf. Besonders tragisch: Die Kopilotin von Flug BS211 half noch, Opfer zu bergen, später verstarb sie im Krankenhaus aber selbst wegen ihrer Verletzungen.

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