Letzte Aktualisierung: um 22:25 Uhr

Weiterentwicklung

ATR denkt an ATR Neo statt 100-Plätzer

Aktionär Airbus hat erneut Nein gesagt zu einer 100-plätzigen ATR. Der französische-italienische Hersteller von Turbopropflugzeugen sucht darum nun eine Zwischenlösung.

Das Management will. Und auch der eine der beiden Aktionäre will. Die Führung von ATR Avions de Transport Régional möchte seit Jahren gerne ein größeres Modell mit 90 oder inzwischen sogar eher 100 Sitzplätzen entwickeln. Der italienische Anteilseigner Leonardo  – ehemals Finmeccanica – findet das Projekt ebenfalls gut, da der Trend in Richtung größerer Flieger geht.

Doch da gibt es auch noch Airbus. Der Flugzeugbauer ist wie Leonardo zu 50 Prozent an ATR beteiligt. Und er hat bei der Farnborough Air Show erneut bekräftigt, dass er dem Projekt einer größeren ATR nicht zustimmen wird. Airbus sind die Entwicklungskosten von mehreren Milliarden Euro schlicht zu hoch. Dieses Geld braucht der Konzern für die eigene Weiterentwicklung. Wegen der Differenzen versuchte Leonardo schon, Airbus den Anteil an ATR abzukaufen – bislang ohne Erfolg.

Bombardier ist schon weiter

Der Hersteller von Turbopropflugzeugen gibt aber noch nicht auf. ATR bringt neu ein zweistufiges Vorgehen ins Spiel. ATR könne in einem ersten Schritt eine ATR Neo entwickeln, eine verbesserte Variante der heutigen Modelle ATR 42 und ATR 72, die dank neuer Triebwerke deutlich effizienter sind und auch mehr Passagiere fassen. So hofft Vorstandsvorsitzender Patrick de Castelbajac gemäß dem Fachmagazin Aviation Week Airbus an Bord zu holen. Viel mehr als 80 statt der heutigen 74 Plätze könne man in der ATR 72 aber sicher nicht unterbringen.

Airbus favorisiert offenbar eine Stretch-Variante der ATR 72, wie de Castelbajac erklärt. Die Kosten für die Entwicklung einer ATR Neo beziffert er auf 500 bis 700 Millionen Euro. So könne man Zeit gewinnen und danach einen 100-Plätzer in Angriff nehmen. Konkurrent Bombardier ist schon weiter. Er hat im Februar eine spezielle Version der Dash 8 Q400 mit mehr Platz angekündigt. Sie kann statt 78 neu 90 Passagiere aufnehmen. Es ist das größte Turbopropflugzeug auf dem Markt.