Die Regionalfluglinie der Pazifik-Insel bietet künftig erstmals eine Business Class an - und bestuhlt damit gleich eine ganze ATR 72. Der Chef von Air Tahiti erklärt, was seine Fluglinie Luxus-Urlaubern noch bietet - und warum sie mittelfristig auch größere Flugzeuge braucht.
«Gäste aus Europa oder den Vereinigten Staaten können in der Business Class bis Tahiti fliegen, aber dann müssen sie in die Economy Class umsteigen», sagt Edouard Wong Fat. Und das ist ein Problem für ihn. Denn der Chef von Air Tahiti möchte Urlaubern, die zum Beispiel zu luxuriösen Unterkünften auf dem 260 Kilometer entfernten Atoll Bora Bora reisen, mehr bieten.
Die Airline, die der Regierung von Französisch-Polynesien gehört, hat bisher eine reine Economy-Class-Bestuhlung - mit je 48 Sitzen in ihren beiden ATR 42 sowie 68 in ihren elf ATR 72. Doch sie hat zwei weitere der kleineren und drei weitere der größeren Turboprop-Maschinen bestellt.
Und eine dieser ATR 72 wird ausschließlich 26 Business-Class-Sitze in 1-1-Konfiguration haben. ATR nennt das Angebot Highline und hat dafür mit Berjaya Air aus Malaysia eine weitere Kundin. Zum Einsatz kommen Sitze mit dem Namen Etera vom italienischen Hersteller Geven. Sie sind 4,9 Zentimeter breit und haben einen Sitzabstand von 99 Zentimetern. Der Fluggast kann den Sitz um fast 18 Zentimeter nach hinten neigen und eine Seitenkonsole nutzen. Es gibt Stauraum sowie einen USB-A- und einen USB-C-Anschluss.
«Wir haben zuerst ein Exemplar bestellt», sagte Fat im Gespräch mit aeroTELEGRAPH auf der Paris Air Show im Juni. Werde das Produkt gut angenommen, wolle man womöglich aber eine zweite ATR 72 so ausstatten lassen, dann aber eher mit einem nachträglichen Einbau (im Jargon Retrofit genannt) in eines der bereits aktiven Flugzeuge, nicht in ein ganz neues.
Die erste VIP-ATR wird Air Tahiti zunächst zwischen Papeete und Bora Bora sowie Raiatea einsetzen. Hinzukommen soll mit Tahaa ein weiteres Insel-Ziel, direkt nördlich von Raiatea.
«Im Inlandsterminal in Papeete wird es zudem eine neue Lounge gegeben», so Fat über das Business-Class-Angebot. Hinzu käme ein eigener Check-in und eine Express-Spur bei der Sicherheitskontrolle im Hauptstadt-Flughafen von Tahiti. Zur Verpflegung an Bord der nur rund einstündigen Flüge gibt es laut dem Airline-Chef noch keine Entscheidung. Ob es etwas zu essen gibt und was, wird aber wohl auch davon abhängen, zu welcher Tageszeit der Flug stattfindet.
Auch abseits des neuen Business-Class-Angebotes hat Air Tahiti aber ambitionierte Ziele. «Wir wollen Konnektivität aufbauen zu den Inseln im Südpazifik, Samoa, Tonga, bis hin zu Fidschi», sagt Fat. Von Tahiti bis Fidschi sind es mehr als 3400 Kilometer. Bei solchen Plänen müsse man sich mit der lokalen und der französischen Regierung abstimmen, ebenso mit der Schwester-Fluglinie Air Tahiti Nui, erklärt der Airline-Chef. Klar ist aber: Für solche Pläne sind größere Flugzeuge notwendig als die aktuellen Turboprop-Maschinen.
«Die ATR ist ein großartiges Flugzeug, aber nicht für vier Stunden Flugzeit oder mehr», so der Air-Tahiti-Chef. Daher brauche die Fluglinie mittelfristig auch größere Flugzeuge mit Jet-Antrieb. Die könnten auch zu entfernteren Inlandszielen wie den Marquesas-Inseln zum Einsatz kommen, die von Papeete 1400 Kilometer entfernt liegen und bisher mit ATR 72 bedient werden.
Gespräche mit Herstellern und der lokalen Regierung über größere Flugzeuge laufen laut Fat bereits. Auf Flugzeugmodelle wollte der Manager nicht eingehen. Gefragt nach dem Zeitplan sagte er: «Wir könnten 2030 so weit sein, Jets zu betreiben, denke ich.»