Ein System aus Subventionen, Sanktionen und Schwarzmarkt. Der Iran hat Dutzende Airlines, aber kaum flugtaugliche Flugzeuge.
Wer heute noch erleben möchte, wie sich das Fliegen in den 1980er-Jahren angefühlt hat, muss in den Iran. Kaum ein anderes Land setzt noch regelmäßig Airbus A300 und A310 ein. Westliche Sanktionen verhindern seit Jahren, dass der Iran seine Flotte modernisiert oder neue Flugzeuge erwirbt.
Mit 27 Fluggesellschaften gibt es im Iran mehr Airlines als in den meisten anderen Ländern der Welt. Zum Vergleich: In Indien sind es nur vier große Fluglinien für 1,5 Milliarden Menschen, und selbst in Luftfahrtnationen wie Deutschland, Frankreich oder Großbritannien sind es weniger als zehn.
Doch die Flotten sind klein: Laut Germany Trade & Invest verfügen 27 iranische Airlines gemeinsam über rund 330 Flugzeuge – doch nur knapp die Hälfte ist einsatzbereit. Die meisten Fluggesellschaften betreiben gerade mal zwei bis fünf Maschinen, die im Durchschnitt 28 Jahre alt sind. Gleichzeitig ist der Personalaufwand enorm: Aseman Airlines etwa beschäftigt beispielsweise rund 2500 Mitarbeitende – für aktuell nur vier einsatzfähige Flugzeuge.
Wie kann dieses System funktionieren? Laut einer Recherche des Portals Iranwire geht es bei vielen dieser Airlines gar nicht primär um den Betrieb von Flugzeugen. Stattdessen handelt es sich oft um eine Mischung aus Subventionsbetrug und Scheinbeschäftigung – eine Mischung, die den iranischen Staat letztlich Millionen Dollar kostet.
Fluglinien des Landes müssen nur 30 Prozent der Kerosinkosten selbst tragen – die restlichen 70 Prozent übernimmt der Staat in Form direkter Subventionen, die sich auf jährlich eine Milliarde Dollar summieren. Das Kerosin, dass sie nicht selbst verbrauchen, verkaufen viele Airlines auf dem Schwarzmarkt weiter – zu Preisen von bis zu 19.000 Toman (ca. 0,45 Dollar) pro Liter. Damit lohnt sich der Handel mit Kerosin mehr als das eigentliche Passagiergeschäft. Luftfahrt wird zur Nebensache.
Besonders lukrativ ist dieses Vorgehen für neu gegründete Airlines mit kaum Flugbetrieb: Ihre Betriebserlaubnis wird so zur Gelddruckmaschine durch Treibstoffhandel – statt Fluggäste zu transportieren, profitieren sie vor allem vom Weiterverkauf des billigen Staats-Kerosins.
Auch spielt das iranische Bankensystem eine zentrale Rolle: Der Staat stuft Fluggesellschaften als «strategische Priorität» ein. Daher profitieren Gründungen von finanziellen Sonderkonditionen – von Krediten mit de facto negativen Realzinsen (bei über 40 Prozent Inflation sind selbst 12 bis 25 Prozent Zinsen ein Schnäppchen) bis hin zu zinslosen Devisenkrediten für Flugzeugkäufe.
Und auch die westlichen Sanktionen, die unter Donald Trump nochmal verschärft wurden, verschärfen das Problem: Um sie zu umgehen, entstehen zahllose kleine Airlines – denn kleinere, unbekanntere Betreiber fallen weniger auf und können die Restriktionen leichter unterlaufen als große, etablierte Fluggesellschaften.