Sie standen für Jahre ungenutzt herum - und machten sich kürzlich auf eine geheimnisvolle Reise. Jetzt ist klar, warum. Die fünf Boeing 777 wurden von Mahan Air in den Iran importiert - unter Umgehung von Sanktionen.
Das Quintett flog rund 20 Jahre lang für Singapore Airlines durch die Welt und ihr Joint Venture Nok Scoot durch Asien. Doch als die thailändische Billigairline in der Pandemie ihren Betrieb einstellte, war es auch für die fünf Boeing 777-200 vorbei. Sie wurden als überzählig in der australischen Wüste eingelagert.
Drei Jahre lang blieben sie dort. Danach wurden die fünf Triple Seven zwischen September 2023 und Februar 2024 schrittweise von der amerikanischen Ion Aviation übernommen. Das Unternehmen mit Sitz in einem Hochaus mit Glasfassade in Miami ist in der Branche gänzlich unbekannt. Selbst sagt es von sich, «auf den Erwerb, den Verkauf, das Leasing und Joint Ventures von Flugzeugen spezialisiert» zu sein.
Mit dem Eigentümer- ging auch ein Ortswechsel einher. Die fünf zwischen 22 und 24 Jahre alten Boeing 777-200 wurden in ein neues Land geflogen. Sie wurden am Flughafen im chinesischen Lanzhou abgestellt. Doch auch das war keine Langzeitlösung. Die Jets machten sich vor zwei Wochen erneut auf eine Reise.
Die Langstreckenflieger mit den Seriennummern 30866, 32334, 28527, 28522 und 33369 flogen zwischen dem 4. und dem 8. Juli zum Siem Reap Angkor International Airport in Kambodscha. Zwei von ihnen machten auf der Überführung einen kurzen Zwischenstopp in Jakarta, die anderen drei flogen direkt hin. Spätestens da hätten Warnleuchten angehen sollen. Denn das Land in Südostasien wurde bereits in der Vergangenheit zur Umgehung von Sanktionen genutzt.
Doch die Warnleuchten gingen nicht an. Und so machten sich die Boeing 777-200 mit neuen Registrierungen aus Madagaskar auf eine weitere geheime Reise. Als 5R-ISA, -RIS, -IJA, -HER und -RIJ flogen sie Richtung Nordwesten. Spätestens als das Quintett über Afghanistan beziehungsweise Pakistan die Transponder ausschaltete, war klar, dass es sich um unlautere Flüge handelt.
Denn die fünf Boeing 777 landeten schließlich im Iran, wie die lokale Presse bestätigt. Dort werden sie die Flotte von Mahan Air verstärken. Für die private iranische Fluggesellschaft sind es die ersten Triple Seven. Sie ist wie die staatliche Iran Air bekannt dafür, sich trotz Sanktionen immer wieder neue Flugzeuge beschaffen zu können.
Eigentlich ist es aufgrund der Sanktionen der USA verboten, Flugzeuge an den Iran zu liefern, da diese Teile aus amerikanischer Produktion enthalten. Mahan Air hat trotzdem unbeirrt vor, das auch weiter zu tun. In den kommenden Wochen will sie fünf oder sechs weitere Boeing 777 ins Land bringen, wie das Portal Nasr News berichtet.
Im Dezember 2022 beschaffte sich Mahan Air via Südafrika vier gebrauchte Airbus A340. Im April hatte sich Iran Air über Umwege zwei Airbus A330 beschafft.