Doch Brüssel hielt die Vorschläge von Lufthansa «sowohl hinsichtlich des Umfangs als auch der Wirksamkeit» für nicht ausreichend. Und so kündigte die EU-Kommission am 23. Januar offiziell an, in der Sache die Phase II einzuleiten. Bis zu 90 Tage lang werden die Fachleute für Wettbewerb jetzt die Auswirkungen des Zusammenschlusses auf den europäischen Luftverkehr eingehend untersuchen.
Mitteleuropa, Nordamerika, Zubringer und Linate als heikle Punkte
Zudem könne der Einstieg von Lufthansa die beherrschende Stellung von ITA Airways am Flughafen Mailand-Linate verstärken. Und nicht zuletzt seien einige Konkurrenten auf die Zubringerdienste der italienischen Nationalairline angewiesen, um ihre Langstreckenverbindungen zu füllen, die zu Zielen führen, die auch Lufthansa bedient.
Treffen in Rom
Premierministerin Giorgia Meloni habe sich vergangene Woche in Rom mit MSC-Gründer Gianluigi Aponte getroffen, schreibt die Zeitung La Repubblica. Der Reedereiriese hatte 2022 zusammen mit Lufthansa ein Angebot für ITA abgegeben - sich dann aber zurückgezogen. Obwohl MSC anschließend mit MSC Air Cargo selbst eine Frachtairline aufgebaut hat, sei man bereit, wieder Teil einer Lösung für ITA zu werden, falls Lufthansa aussteige, soll Aponte Meloni gesagt haben.
MSC-Konkurrent bei Lufthansa
Die Bereitschaft Apontes dürfte nicht nur mit Vaterlandsliebe zu tun haben. Inzwischen ist ein MSC-Konkurrent größter Aktionär bei Lufthansa. Logistikunternehmer Klaus-Michael Kühne (Mehrheitseigentümer von Kühne + Nagel und Großaktionär von Hapag-Lloyd) besitzt aktuell 15,01 Prozent der Aktien des deutschen Luftfahrtkonzerns.
Das sei «ein logischer Schritt, um das Engagement der Kühne Holding in der Logistik in Richtung Luftfracht auszubauen», erklärte Kühnes Sprecher einmal. Den deutschen Rivalen auszubremsen, würde Aponte mit seiner MSC sicherlich gelegen kommen.