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Geplatzte ITA-Übernahme

MSC geht mit neuer Frachtairline eigene Wege

Mit ITA und MSC wird es nichts. Daher gründet der Reedereiriese nun mit Boeing 777 F eine eigene Airline. Er springt damit auf einen weltweiten Trend auf.

Mit ITA Airways und zusammen mit Lufthansa hat es nicht geklappt. Doch davon will sich MSC nicht aufhalten lassen, das war schon klar. «Wenn es mit ITA nicht funktioniert, funktioniert es vielleicht mit einer anderen Fluggesellschaft», sagte erst kürzlich Pierfrancesco Vago, Chef der Kreuzfahrtsparte des schweizerisch-italienischen Reedereiriesen.

Und der Gigant der Meere hat nicht lange gefackelt. Er gründet eine eigene Frachtairline, wie er am Dienstag (27. September) bekannt gab. Im kommenden Jahr werde man das Projekt gemeinsam mit der amerikanischen Atlas Air, die unter anderem auch für Amazon Air im Einsatz ist, angehen, so MSC.

Vier Boeing 777 F

Wie MSC mitteilt, wird Atlas Air vier Boeing 777 F im Rahmen eines langfristigen Vertrags betreiben, bei dem die Fluggesellschaft sowohl Flugzeuge und Crew sowie Wartung zur Verfügung stellt. MSC Air Cargo wird die neue Airline heißen. Sie wird den kommerziellen Flugbetrieb Anfang 2023 mit einem Flugzeug aufnehmen. MSC wird für den Verkauf der Frachtkapazitäten und die Festlegung der Flugrouten verantwortlich sein.

Die vier Boeing 777 F hatte Atlas Air im Januar bei Boeing bestellt. Die Auslieferung des ersten Flugzeugs ist für das vierte Quartal 2022 geplant. Die übrigen Flugzeuge werden im Laufe des Jahres 2023 ausgeliefert.

Allgemeiner Trend bei Reedereien

MSC ist die neueste Seeschifffahrtsgesellschaft, die nun auch Luftfrachtdienste anbietet. Dieser Trend ist Teil eines größeren strategischen Wandels in der Branche. Während viele Menschen aufgrund von Corona-Regeln ihr Geld in den vergangenen Jahren nicht mehr für Reisen, Konzerte und andere Freizeitaktivitäten ausgeben können, bestellten sie Waren online. Hinzu kam die gestiegene Nachfrage nach medizinischen Gütern. Viele dieser Dinge wurden von Asien nach Europa und in die USA transportiert – auf Containerschiffen.

Die Nachfrage ließ die Preise für Containertransporte in die Höhe schießen. So schrieben die Reedereien so hohe Gewinne wie nie zuvor und hatten viel Geld für Investitionen. Sie kauften neue Schiffe und investieren in Hafenterminals. Aber die vergangenen zwei Jahre haben auch gezeigt, dass es eine gute Idee ist, sich breiter aufzustellen.

Breiter aufgestellt

Das wurde etwa deutlich, als im März 2021 das Containerschiff Ever Given den Suezkanal tagelang blockierte und somit für heftige Störungen und Verzögerungen im Schiffsverkehr sorgte. Also entschlossen die größten Reedereien, sich breiter aufzustellen. Maersk etwa hat mit Star Air eine Tochter, der sie zwei neue Boeing 777 F spendierte, um die alternde 767-Flotte zu verjüngen. Zudem kaufte sie den deutschen Spediteur Senator, der auch stark im Luftfrachtgeschäft ist.

Auch CMA CGM gründete vergangenes Jahr eine Luftfrachttochter: Sie verfügt nun über fünf Airbus A330 F. Außerdem bestellte sie bei Boeing vier 777-Frachter. Im vergangenen November bestellte das französische Unternehmen zudem bei Airbus vier A350-Frachter und bildete im Mai eine Frachtallianz mit Air France-KLM.