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777 X F und A350 F

Warum Boeing und Airbus jetzt neue Frachter brauchen

Airbus bringt mit dem A350 F einen neuen Frachter. Auch der Bau einer Cargoversion der Boeing 777 X gilt als so gut wie sicher. Ein wichtiger Grund dafür liegt im Jahr 2017.

Schon lange gab es Spekulationen, Airbus könnte eine Frachtversion des Airbus A350 auf den Markt bringen. John Plueger, Chef der Air Lease Corporation, erklärte im Gespräch mit aeroTELEGRAPH Anfang Juli, ein A350 F sei logisch für den eruopäischen Flugzeugbauer. Denn durch die Pandemie sei die Nachfrage nach dem Passagier-A350 schwach, der Cargomarkt dagegen stark.

Ende Juli kündigte Airbus dann tatsächlich an, den A350 F ins Angebot aufzunehmen. Allerdings soll der Flieger erst 2025 in Dienst gestellt werden. Und die Wahl dieses Zeitpunkts hat noch mehr Hintergrund als nur Überlegungen zur Auslastung der Passagierjetproduktion und zu wachsenden Frachtmengen weltweit.

Icao stellte schon 2017 die Weichen

Denn ab der zweiten Hälfte des Jahrzehnts wird eine Modernisierungswelle in den Frachterflotten rund um den Globus erwartet. Diese Chance will Airbus mit dem A350 F ergreifen, wie Finanzchef Dominik Asam der Zeitung Handelsblatt sagte. Der Grund ist eine Entscheidung der Internationale Zivilluftfahrtorganisation Icao aus dem März 2017.

Damals beschloss die Icao einen neuen Standard für CO2-Emissionen von Flugzeugen. Damit will sie die Auswirkungen der Treibhausgas-Emissionen auf das Klima verringern. Die neuen Werte gelten bereits seit 2020 für neue Flugzeugmodelle und ab 2023 für solche Modelle, die schon länger produziert werden. Werden sie nicht entsprechend angepasst, dürfen sie nach einer Übergangszeit von fünf Jahren ab 2028 nicht mehr gebaut werden.

777-X-Frachter logische Wahl für Boeing

Dann droht aktuell noch produzierten Frachtern wie Boeing 767 und 777 das Ende der Produktion. «Wir müssen eine neue Möglichkeit für eine Icao-konforme Frachterversion entwickeln», sagte Boeing-Chef David Calhoun Ende Juli gegenüber Analysten. Es sei noch nichts entschieden, aber die Boeing 777 X erscheine ihm als die logische Wahl.

In der Zwischenzeit, also vor dem Start eines 777-X-Frachters, müsse die amerikanische Regierung auch Ausnahmeregelungen berücksichtigen, um einen Übergang zu ermöglichen, der Icao-konform sei, so Calhoun. Denn bei Frachtriesen wie Fedex und UPS verdränge etwa die Boeing 767 andere Flieger, die 40 Prozent weniger effizient und umweltschonend seien.

Viele sehr alte Frachter unterwegs

Der Boeing-Chef nannte zwar keine Modelle, doch Fedex und UPS fliegen beide noch mit Airbus A300, Boeing 757 und McDonnell Douglas MD-11, die deutlich älter sind als ihre Boeing 767. Fedex hat sogar noch 13 McDonnell Douglas DC-10 in der Flotte, die im Schnitte fast 40 Jahre alt sind. So sagte Calhoun, man sei zuversichtlich, vor der Einführung der neuen Icao-Standards noch einige Nachfrage nach Boeing 767 und 777 zu sehen.