Letzte Aktualisierung: um 18:49 Uhr

Blackbox von Germanwings-Flug 4U9525

Warum man die Atmung hören kann

Gemäß dem französischen Staatsanwalt kann man auf den Aufnahmen des Stimmenrekorders die Atmung des Germanwings-Kopiloten hören. Wie geht das?

In den letzten rund zehn Minuten sagte der Kopilot nichts mehr. Während der Flugkapitän von draußen versuchte, ins verriegelte Cockpit zu gelangen, saß er einfach da und wartete bis der Airbus A320 von Germanwings in die Felswand donnerte. Auf den Aufnahmen des Stimmenrekorders der Blackbox sei auch ruhiges, menschliches Atmen zu vernehmen, so der französische Staatsanwalt Brice Robin bei seiner Medienkonferenz vergangenen Donnerstag (26. März).

Für viele klingt das unglaublich. Denn in einem Cockpit herrscht gemäß der Lärm-Beratungsfirma ISVR eine Umgebungslautstärke zwischen 75 und 85 Dezibel. Das ist etwa so laut, wie der Stadtverkehr im Inneren eines Autos oder ein Kammerorchester in einem kleineren Konzertsaal. Wie kann man da noch Atmungsgeräusche vernehmen? Noch kennen Außenstehende viel zu wenige Einzelheiten über die Aufnahmen auf dem Stimmenrekorder. Doch immerhin lässt sich eines sagen: Heutige Geräte sind extrem empfindlich. Zudem besitzen Ermittler ausgefeilte Techniken, um Umgebungsgeräusche herauszufiltern.

Signale werden automatisch verstärkt

Der Stimmenrekorder ist neben dem Flugschreiber ein Teil der Blackbox. Das Gerät ist 32 auf 14 auf 13 Zentimeter groß, wenn man beispielsweise das Modell FA2100 des Herstellers L-3 betrachtet, das oft in Airbus A320 eingebaut wird. Es kann Feuer von bis zu 1110 Grad Hitze während 60 Minuten überstehen oder eine G-Kraft von 3400. Der Stimmenrekorder zeichnet gleichzeitig bis zu vier Quellen auf.

Ein Mikrofon ist meist im Zentrum des Cockpits eingebaut. Zwei weitere stecken in den Kopfhörern der Piloten, ein viertes im Kopfhörer einer allenfalls mitfliegenden dritten Person. Die Sensoren sind extrem empfindlich und nehmen nicht nur Gespräche und Warnsignale auf, sondern auch die Geräusche von Schaltern, Hebeln oder Reglern, die betätigt werden. Die sogenannte associated control unit verstärkt die Signale, bevor sie digital gespeichert werden.

Aufnahmen werden technisch verbessert

Insgesamt können heutige Stimmenrekorder meist zwei Stunden an Geräuschen aufnehmen. Ist der Speicher voll, werden die bestehenden Daten einfach wieder überschrieben. Dadurch sind immer 120 Minuten verfügbar.

Ist der Datenspeicher geborgen, ziehen die Ermittler Techniker hinzu, welche die Aufnahmen akustisch verbessern. Ergänzend werden Spektralanalysen eingesetzt, um vorerst nicht identifizierbare Geräusche doch noch entschlüsseln zu können. Atemgeräusche sind dabei noch eher kleinere Probleme.