Dabei rollte die Triple Seven ins Gras…

Nach Vorfall in KasachstanCockpit-Crews von Swiss üben künftig kniffliges Wendemanöver von Astana

Die Lufthansa-Tochter hat ihre Untersuchung zum missglückten Wendemanöver in Astana abgeschlossen. Als Konsequenz trainieren Pilotinnen und Piloten von Swiss nun im Simulator das Wenden einer Boeing 777 auf schmalen Pisten.

Top-Jobs

Oscar Echo logo

Continuing Airworthiness Specialist or Continuing Airworthiness Trainee

Oscar Echo Business Jet GmbH
Eisenstadt
Feste Anstellung
Business Aviation
Österreich
Vollzeit
Top jobs
Logo Magnum FBO

Supervisor / Station Manager (m/w/d)

M.A.G.N.U.M Aviation GmbH
Österreich
Salzburg
Feste Anstellung
Business Aviation
Top jobs
Vollzeit
Thüringen

Sachbearbeiter/in „Luftverkehr“ (m/w/d)

Top jobs
Erfurt
Deutschland
Ministerium
Ministerium für Digitales und Infrastruktur (TMDI)
Feste Anstellung
Vollzeit
Firmenlogo Weeze Airport

Manager EASA Compliance (m/w/x)

Vollzeit
Flughafen Niederrhein GmbH
Feste Anstellung
Top jobs
Weeze
Deutschland

Am 17. August 2024 musste ein Swiss-Flug von Tokio nach Zürich aufgrund eines medizinischen Notfalls außerplanmäßig in Astana, landen. Doch aus der ungeplanten Zwischenlandung in Kasachstan wurde ein logistischer Kraftakt: Beim anschließenden Wendemanöver kam das Bugfahrwerk der Boeing 777-300 ER von der Landebahn ab und blieb im Gras stecken. Die Maschine konnte erst mit externer Hilfe zurück auf die Piste geschoben werden. Alle Passagiere mussten von Kasachstan aus umgebucht werden.

Eine interne Untersuchung zeigt nun, dass eine Verkettung unglücklicher Umstände zu diesem Vorfall führte. aeroTELEGRAPH liegt der interne Abschlussbericht vor, in dem insbesondere der hohe Zeitdruck als entscheidender Faktor genannt wird. Auch unvorhergesehene Einschränkungen am Flughafen und eine anspruchsvolle Wendetechnik spielten eine zentrale Rolle.

Ein Wendemanöver mit Herausforderungen

Laut dem internen Abschlussbericht der Lufthansa-Tochter war der Crew erst kurz vor der Landung mitgeteilt worden, dass zwei Rollwege am Flughafen Astana gesperrt waren. Dadurch wurde sie unerwartet mit einem 180-Grad-Wendemanöver auf der 45 Meter breiten Landebahn konfrontiert – eine anspruchsvolle Aufgabe für ein 75 Meter langes und 65 Meter breites Flugzeug.

Zwar gibt es in den Boeing-777-Handbüchern ein spezielles Wendemanöver für besonders schmale Pisten. Dieses erlaubt eine Drehung auf nur 43,7 Metern, während normalerweise eine Mindestbreite von 56,5 Metern vorgesehen ist. Allerdings ist dieses Manöver mit besonderen Auflagen verbunden und wird im regulären Flugbetrieb äußerst selten angewendet und selbst von Boeing nicht empfohlen.

Kein Schaden, aber Bergung erforderlich

Die äußeren Reifen müssen dabei an der Außenkante der Piste ausgerichtet werden und stillstehen. Danach muss die Crew maximalen Lenkeinschlag geben, die Bremse beim innen stehen Fahrwerk voll anziehen und kräftig Schub beim äusseren Triebwerk geben, um das Flugzeug zu drehen.

«Die Cockpit-Besatzung war sich bewusst, dass ein solches Manöver existierte. Aufgrund des hohen Zeitdrucks konnten sich die Piloten jedoch nicht explizit darauf vorbereiten», heißt es im internen Schreiben an die Mitarbeitenden. Als Folge blieb das Bugfahrwerk während des Wendens außerhalb der befestigten Fläche stehen.

Lehren von Swiss aus dem Vorfall

Glücklicherweise kam es zu keinem Sachschaden am Flugzeug, und auch die Passagiere blieben unverletzt. Dennoch war eine Bergung durch ein lokales Rettungsteam erforderlich, um die Maschine wieder auf die Startbahn zu bringen.

Swiss habe die Ereignisse detailliert analysiert und Konsequenzen gezogen. Eine zentrale Erkenntnis: Das Verfahren für das 180-Grad-Wendemanöver auf schmalen Pisten war im Handbuch nicht optimal platziert und beschrieben. «Die interne Untersuchung hat gezeigt, dass die unvollständige Anwendung der Wendetechnik die Hauptursache für das Problem war», so der Bericht.

Bereits erste Simulatorflüge absolviert

Darüber hinaus hätten zusätzliche Faktoren wie die Dringlichkeit des medizinischen Notfalls in der Kabine, schwer verständliche Anweisungen der Flugverkehrsleitung sowie der Zeitdruck eine Rolle gespielt. «Es zeigt sich immer wieder, dass es eine Verkettung ungünstiger Umstände braucht, bis es zu einem Vorkommnis kommen kann», stellt Swiss in ihrem Bericht fest.

Als direkte Konsequenz hat die Airline das Cockpit-Manual überarbeitet und das Verfahren zur besseren Orientierung neu platziert. Zudem wurde beschlossen, das spezielle Wendemanöver in das wiederkehrende Simulatortraining für die Piloten aufzunehmen.

Swiss hat aus Vorfall gelernt

Auf Nachfrage bestätigt Swiss, dass die ersten Crews das neue Training bereits absolviert haben. «Schon die Hälfte aller Pilotinnen und Piloten hat ein solches Training im Rahmen ihres wiederkehrenden Simulatortrainings absolviert. Bis Ende Juni werden alle Cockpitbesatzungen das Training abgeschlossen haben», erklärt ein Sprecher.

Die Airline betont, dass man aus dem Vorfall gelernt habe. Auch wenn solch enge Wendemanöver selten erforderlich sind, sollen die Crews nun besser darauf vorbereitet sein, falls sich eine ähnliche Situation in der Zukunft wiederholt.

Reisende wurden entschädigt

Eine weitere große Herausforderung bestand darin, die Passagiere der Boeing 777 vor Ort in Astana auf alternative Verbindungen umzubuchen. Zu den finanziellen Folgen des Vorfalls äußert sich Swiss hingegen nicht, betont aber: «Sämtliche Entschädigungsansprüche wurden vollständig ausbezahlt.»

Mehr zum Thema

Dabei rollte die Triple Seven ins Gras…

Crew von Swiss versuchte in Astana das (schier) Unmögliche

Austrian Airlines holt gestrandete Swiss-Passagiere in Kasachstan ab

Austrian Airlines holt gestrandete Swiss-Passagiere in Kasachstan ab

Auf dem Heimflug von Tokio musste Swiss Flug 161 in Kasachstan zwischenlanden.

Boeing 777 von Swiss rollt in Kasachstan ins Gras

swiss airbus a350 luftwaffe 03

So nahm die Schweizer Luftwaffe den Airbus A350 von Swiss in Empfang

Video

Flugzeug von American Eagle am Flughafen Dallas: Die Betankung ging schief.
Beim Betanken eines Flugzeuges von American Eagle am Flughafen Dallas ging etwas komplett schief. Ein Schlauch löste sich und spritzte wild große Mengen Kerosin umher.
Benjamin Recklies
Benjamin Recklies
airbus a330 dhl eat tailstrike london
Nach mehreren Tailstrikes zu Beginn des vergangenen Jahres leitete DHL-Tochter EAT Maßnahmen ein, damit es nicht erneut zu solchen Vorfällen kommt. Doch nun hat wieder ein Airbus A300-600 der Frachtfluglinie bei der Landung die Piste mit dem Heck berührt.
Timo Nowack
Timo Nowack
Flugzeug von Loftleiðir in New York: Die Fluglinie ging später in Icelandair auf.
Play ist pleite. Wow Air war mit einem ähnlichen Konzept sechs Jahre zuvor gescheitert. Die isländische Luftfahrtgeschichte ist voll von Fluggesellschaften, die Europa und Nordamerika über Island verbinden wollten, oder klein starteten und dann zu viel wollten. Eine Auswahl.
Benjamin Recklies
Benjamin Recklies