Letzte Aktualisierung: um 22:11 Uhr

Plan

Superjet wird künftig in Arabischen Emiraten gebaut

Eine Finanzfirma aus Dubai hat dem russischen Flugzeugbaukonzern UAC die Anteile an der italienischen Superjet International abgekauft. Sie will künftig den Jet auch in den Vereinigten Arabischen Emiraten bauen. Doch es bleiben Fragezeichen.

Der Flugzeugbau ist für die Vereinigten Arabischen Emirate kein Neuland. Das Unternehmen Strata baut in einem Werk in Al Ain etwa 150 Kilometer südlich von Abu Dhabi diverse Bauteile, die später in Airbus A330 und A350, ATR 42 und 72, Boeing 777, 777X und 787 oder Pilatus PC-24 eingebaut werden. Seit Kurzem stellt es auch Seitenleitwerke für Dreamliner her.

Jetzt sollen in den Vereinigten Arabischen Emiraten bald mehr als nur Teile gebaut werden. Die Beteiligungsgesellschaft Markab Capital aus Dubai hat beschlossen, im Land eine Fabrik zu bauen, die Flugzeuge herstellen wird. 80 Millionen Euro investiert sie dafür. Aus dem Werk – der Standort ist noch nicht bestimmt – sollen in einer ersten Phase 10 bis 15 Flugzeuge pro Jahr rollen.

Hoffnung auf einen Befreiungsschlag

Die Flugzeuge made in UAE werden nicht irgendwelche Flugzeuge sein. Denn Markab Capital hat dem russischen Hersteller UAC die Anteile an Superjet International abgekauft, wie sie am Dienstag (28. Februar) bekannt gab. Das Unternehmen mit Sitz in Tessera bei Venedig ist für Marketing, Vertrieb, Endmontage und Auslieferung der Exemplare des russischen Fliegers für die Märkte Europa, Nord- und Südamerika, Ozeanien, Afrika und Japan zuständig.

Seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine war es faktisch gelähmt. Denn die italienischen Behörden froren seine Vermögenswerte ein. Unter anderem wurden auch fünf Superjet 100 beschlagnahmt. Mit dem Verkauf von 49 Prozent der Anteile an Markab Capital hofft UAC auf einen Befreiungsschlag.

Drei Varianten des Superjet 100

«Diese Vereinbarung hat einen großen Wert für unser Unternehmen, da die Unterbrechung der industriellen und kommerziellen Beziehungen mit UAC es dem Unternehmen ermöglichen wird, nicht mehr durch die Beschränkungen belastet zu werden, die sich aus den von der Europäischen Union festgelegten Sanktionsvorschriften ergeben», kommentiert Camillo Perfido, Chef von Superjet International. Allerdings – so fügt er an – gehe der Plan nur auf, wenn die Behörden in Italien ihn genehmigen.

Markab werde nicht nur in den Vereinigten Arabischen Emriraten investieren, so Perfido. 110 Millionen Euro seien für Venedig vorgesehen. Seine Prognosen gehen von mindestens 240 Flugzeugen in verschiedenen Versionen aus. Superjet International will den Superjet 100 als Passagierflugzeug, Businessjet und Frachter anbieten. Als Absatzmarkt hat das Unternehmen vor allem die arabische Welt und Indien im Visier.

Viele offene Fragen

Allerdings bleiben einige Fragen unbeantwortet. Gemäß dem Plan wird künftig Markab Capital 49 Prozent an Superjet International halten. Über das Unternehmen und seine Aktionäre ist kaum etwas bekannt – wer sind sie? Als Minderheitsaktionäre verbleiben Leonardo mit 10 Prozent sowie das Römer Beratungsunternehmen Studio Guidotti & Associati Dottori Commercialisti e Avvocati mit 41 Prozent – für wen ist es aktiv? Und wie werden künftig die Verbindungen zwischen dem russischen Hersteller UAC und Superjet International geregelt sein?