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Weniger strenge Bedingungen

So pokert Lufthansa um Alitalia

In Frankfurt will man nicht, dass Alitalia mit Delta erstarkt. Deshalb möchte Lufthansa nun doch Minderheitseigentümer bei der italienischen Nationalairline werden.

Eigentlich war das Trio gesetzt. Der Flughafenbetreiber Atlantia und Delta Air Lines würden unter der Führung der Ferrovie dello Stato Italiane FS Alitalia übernehmen. Doch die Verhandlungen über die definitive Ausgestaltung der Kooperation und der künftigen Strategie der italienischen Nationalairline ziehen sich immer weiter hin. Auch die letzte Frist verstrich ohne Resultate. Nun steht der 21. November als Datum, an dem alles entschieden sein muss.

Auch Lufthansa hatte immer Interesse an Alitalia gezeigt, aber wiederholt Bedingungen gestellt, etwa Mehrheitsanteil, keine staatliche Beteiligung oder massive Verkleinerung. Das lehnte man in Rom ab. Seit einigen Wochen verhandelt die deutsche Fluggesellschaft aber doch wieder mit den Beteiligten. Offenbar hat man in Frankfurt Angst, dass norditalienische Kunden zur erstarkten Konkurrenz überlaufen, wenn Delta Langstreckenpartner von Alitalia wird.

Weniger Entlassungen bei Alitalia

Deshalb ist Lufthansa gemäß verschiedenen italienischen Medienberichten inzwischen auch bereit, Minderheitseigentümerin bei Alitalia zu werden. Am Donnerstag (31. Oktober) reiste eine italienische Delegation nach Frankfurt, um die Ideen der Deutschen besser zu verstehen. Wie die Zeitung Corriere della Sera schreibt, offeriert Lufthansa inzwischen 150 Millionen Euro für eine Beteiligung. Die Übernahme der Anteile solle allerdings nicht sofort, sondern schrittweise erfolgen, heißt es im Bericht.

Die Anforderungen für den Einstieg habe man heruntergeschraubt, so der Bericht. So verlangt der deutsche Konzern nicht mehr den Abbau von 6000 Stellen und eine Flotte von maximal 75 bis 80 Flugzeugen. Inzwischen gibt man sich in Frankfurt gemäß Corriere della Sera, der sich auf drei Quellen stützt, mit 90 bis 100 Flugzeugen (heute sind es 116) und einer Reduktion von 4000 der derzeit etwas über 11.000 Arbeitsplätze zufrieden. Für die Italiener ist das allerdings immer noch zu viel.

Flotte wird deutlich kleiner

Bei den Entlassungen soll Lufthansa aber zumindest den Piloten der Alitalia Regionaltochter Cityliner entgegenkommen. Die Deutschen bieten ihnen laut dem Bericht eine Anstellung bei ihrer italienischen Tochter Air Dolomiti. Die Flotte von 15 Embraer E175 soll nämlich ganz aufgelöst werden, so der Plan. Zudem sollen fünf alte Airbus A321 und die einzige 777-300 ER ausgeflottet werden.

Unklar ist noch, wie Delta reagiert. Offenbar sollen die Amerikaner inzwischen ihr Angebot für die vorgesehene Beteiligung erhöht haben.