Letzte Aktualisierung: um 16:08 Uhr

Paro International Airport

So landet man mit einem Airbus-Jet in den Bergen von Bhutan

Er liegt in einem engen Tal zwischen hohen Bergen, besitzt keine technischen Hilfsmittel und kämpft mit wechselndem Wetter. Wie man den herausfordernden Paro International Airport anfliegt, erklärt der Chefpilot von Drukair.

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Eine Sache lässt Dhondup Gyaltshen nicht gelten. «Die Leute reden immer davon, dass Paro ein gefährlicher Flughafen sei. Er ist nicht gefährlich», sagt der Chefpilot der staatliche Fluggesellschaft Drukair. «Aber der Betrieb dort ist eine Herausforderung.»

Der Paro International Airport ist der nationale Flughafen von Bhutan und liegt im Tal des Flusses Paro Chhu auf 2235 Metern über dem Meeresspiegel. Rundherum erheben sich die Berge bis auf 5500 Metern. Wegen der großen Höhe können Flugzeuge hier nicht mit voller Ladung starten und landen. «Die Dichte der Luft nimmt mit zunehmender Höhe ab», erklärt der erfahrene Pilot.

Der beste Ort für den Flughafen von Bhutan

Dieses Problem wird noch verschärft, wenn die Temperaturen im Sommer steigen. Derzeit liege die Temperatur bei 33 Grad. «In großer Höhe und bei hohen Temperaturen wird die Luft dann sehr dünn», sagt der Pilot. Doch das und die Lage in dem engen Tal sind nicht die einzigen Herausforderungen, denen sich Gyaltshen und seine 23 Kollegen täglich stellen müssen.

Hinzu kommen die Start- und Landebahn, die mit 2265 Metern recht kurz ist und wegen der Topografie kaum verlängert werden kann, und das Wetter. «Wenn man alle Punkte so aufzählt, haben wir eigentlich negative Aspekte, die gegen den Bau eines Flughafens sprechen würden.» Dennoch sei es der beste Ort für einen Flughafen, so der erfahrene Pilot. «Vom Paro International Airport aus kann man die Hauptstadt Thimphu in einer Stunde Fahrt erreichen.»

Sehr starke Winde im Frühling

Das Wetter am Flughafen Paro sei vor allem im Sommer eine Herausforderung, sagte er. «Während des Monsuns kann sich das Wetter alle 15 bis 20 Minuten ändern», so der Chefpilot von Drukair. Auch der Frühling sei schwierig. «Dann haben wir sehr starke Winde», sagt Gyaltshen. «Aber wir haben uns schon gut daran gewöhnt.»

Der einzige internationale Flughafen in Bhutan kennt keine technischen Hilfsmittel. Es gibt kein Instrumentenlandesystem ILS. «Wir fliegen immer auf Sicht an», erklärt Gyaltshen. Seine Airline hat drei Airbus A319-100, einen A320 Neo und eine ATR 42.

Meistens Landung aus dem Süden

Die meiste Zeit landen die Drukair-Piloten von Süden her auf der Landebahn 33. «Es gibt einen Wegpunkt südlich des Flughafens, der Takti heißt und an dem wir auf 16.000 Fuß oder 4876 Meter sinken», erklärt der Chefpilot der nationalen bhutanischen Fluggesellschaft. Wenn man das Leuchtfeuer südlich des Flughafens sieht, sagt er, sinkt man auf 13.500 Fuß und dann auf 12.000 Fuß. «Dort müssen wir die Landebahn sehen, sonst können wir nicht landen», sagt er.


Dhondup Gyaltshen: Chefpilot von Drukair. Bild: Drukair

«Wenn wir die Landebahn sehen, orientieren wir uns an Punkten in der Landschaft», so Gyaltshen. Jetzt steht eine Kurve an. In etwa 10.000 Fuß Höhe erblickt die Cockpitbesatzung einen Tempel. «Es sind noch zwei bis drei Minuten bis zum Aufsetzen.» In der letzten Minute wird eine weitere scharfe Kurve geflogen, um das Flugzeug auf die Landebahn auszurichten.

Alles findet auf Sicht statt

Um auf dem internationalen Flughafen Paro landen zu dürfen, müssen die Piloten ein intensives Training absolvieren. Zuerst kommt das Training im Simulator. «Wir machen drei oder vier Sitzungen, in denen wir Anflüge auf beide Landebahnen, Triebwerksausfälle beim Start und das Wenden üben», sagt Chefpilot Gyaltshen. Danach müssen die Neulinge 40 Flüge mit einem Ausbildungskapitän absolvieren.

Wer in Bhutan fliegt, muss das Fliegen wirklich lieben, sagt der erfahrene Kapitän. «Heute ist alles überall automatisiert, man hat GPS, man hat ILS. Natürlich gibt es viele kleine Flughäfen auf der Welt, aber für kleinere Flugzeuge. Aber für die Größe unserer Airbus-Jets ist Paro eine der größten Herausforderungen, weil wir rein manuell und visuell fliegen», sagt Gyaltshen. Beim Anflug muss das Cockpit-Personal sogar das Ground Proximity Warning System GPWS ausschalten, das vor Kollisionen mit dem Gelände warnt. «Es würde ständig anschlagen.»

Zwei Ausweichflughäfen

Um in Bhutan landen zu können, mussten die Airbus A319 von Drukair noch speziell für die Landung in Paro umgerüstet werden. «Das normale Triebwerk, das von anderen Betreibern verwendet wird, kann nicht genug Leistung liefern», sagte Gyaltshen. Die nationale Fluggesellschaft des Himalaya-Königreichs setzt auf CFM-56-5B-Triebwerke mit einer Schubkraft von 120 Kilonewton.  Der Airbus A320 Neo hingegen ist baugleich mit den von anderen Fluggesellschaften eingesetzten Maschinen. Seine Triebwerke sind stark genug.

Und was ist, wenn eine Landung nicht möglich ist? «Wir haben zwei Ausweichflughäfen in Indien», sagt Gyaltshen. Der nächste ist Bagdogra und ist etwa 15 Minuten von Paro entfernt, der andere ist Guwahati und etwa 25 Minuten entfernt.

Jedes Mal überwältigt

Aber genießt der Pilot die faszinierende Landschaft noch, oder ist er zu sehr beschäftigt? «Jedes Mal, wirklich jedes Mal. Ich fliege seit über 33 Jahren, und jedes Mal, wenn ich auf dem Flughafen ankomme, bin ich sehr, sehr zufrieden», sagt Gyaltshen.

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