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Treuhänderstruktur

So könnte Condor indirekt verstaatlicht werden

Bevor der Ferienflieger einen neuen Eigentümer findet, muss er die Corona-Krise überleben. Dabei soll der Staat Condor helfen - wohl mithilfe eines Treuhänders.

Die polnische PGL will Condor nicht mehr. Alleine aber ist der deutsche Ferienflieger kaum überlebensfähig und so braucht er einen neuen Käufer. Allerdings ist es schwierig bis unmöglich, mitten in der Corona-Krise einen Investor zu finden, der nicht nur den Willen hat, in eine Fluggesellschaft zu investieren, sondern auch über die nötigen Mittel verfügt.

Darum braucht es wohl eine Übergangslösung. Condor nennt eine Treuhänderstruktur als eine der Optionen. Doch was bedeutet das? «Die Anteile an einem Unternehmen werden vom alten Gesellschafter auf eine für diesen Zweck gegründete Treuhandgesellschaft übertragen», erklärt Anwalt und Insolvenz-Experte Jochen Rechtmann von der Kanzlei Buchalik Brömmekamp in Düsseldorf.

Alleinaktionär aus Baden-Württemberg

Dieser Treuhänder bekomme einen Treuhandauftrag. Zum Beispiel kann das sein, die Firmenanteile zu bestimmten Bedingungen zu veräußern. «Zweck ist, dass der alte Gesellschafter keinen Einfluss mehr nehmen kann», so der Anwalt im Gespräch mit aeroTELEGRAPH. Der alte Gesellschafter war im Fall von Condor zunächst die insolvente Konzernmutter Thomas Cook Group.

Allerdings hat die Airline die Trennung mithilfe einer Treuhandgesellschaft für die Zeit des Schutzschirmverfahrens bereits vollzogen. Einziger Condor-Gesellschafter und -Eigentümer ist aktuell die Erdsiek Vermögensverwaltung aus dem baden-württembergischen Achern. Deren Geschäftsführer ist ein auf Restrukturierung spezialisierter Anwalt.

Kredit-Rückzahlung als vorrangiger Punkt

Um das Schutzschirmverfahren als zahlungsfähiges Unternehmen zu verlassen, braucht Condor ausreichend Kapital. Dazu könnte die staatliche Förderbank KfW zum Beispiel den aktuellen Kredit in Höhe von 380 Millionen Euro verlängern, der eigentlich Mitte April zurückbezahlt werden müsste. Womöglich stellt sie auch weiteres Geld zur Verfügung.

Dass der deutsche Staat selber als Gesellschafter bei Condor einsteigt, gilt als unwahrscheinlich. Aber er könnte als Bedingung für staatliche Hilfe eine neue Treuhandgesellschaft ins Spiel bringen. Im Treuhandvertrag wäre die Kredit-Rückzahlung dann als vorrangiger Punkt verankert. Es wäre eine Art indirekte Verstaatlichung.

Indirekte Verstaatlichung

So könnte die Fluggesellschaft sich durch die Corona-Krise retten. Danach müssten Condor und ihr Treuhänder aber einen neuen Eigentümer suchen, der auch eine Modernisierung der Flotte ermöglicht.