So viel Weltraumschrott kreist um die Erde (Nasa-Visualisierung): Es wird laufend mehr.

WeltraumschrottTrümmer aus dem All: Eine neue Herausforderung für die Luftfahrt

Eine Boeing 737 Max von United Airlines musste mit einer zersplitterten Cockpitscheibe außerplanmäßig landen. Möglicherweise war Weltraumschrott die Ursache. Der Fall rückt ein Risiko in den Fokus, das laufend größer wird. Auch für den Flugverkehr.

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Es war ein Routineflug von Denver nach Los Angeles. 134 Passagiere, sechs Crewmitglieder, ein klarer Herbsttag. Doch auf Flugfläche 360, rund elf Kilometer über dem Boden, zersplitterte plötzlich eine Schicht der linken Cockpitscheibe von United-Airlines-Flug UA1093 am 16. Oktober. Die Piloten der Boeing 737 Max 8 von United Airlines entschieden sich für eine sofortige Sicherheitslandung in Salt Lake City.

Bilder zeigen Glassplitter im Cockpit und eine Verletzung am Arm eines der Piloten. Von außen ist eine Einschlagstelle zu erkennen. Was genau die Scheibe beschädigt hat, ist noch unklar – doch eine Theorie sorgt für Aufsehen: Könnte ein Stück Weltraumschrott das Flugzeug getroffen haben?

Risiko von Unfällen durch Weltraumschrott steigt

Fachleute warnen seit Jahren, dass herabfallende Trümmer aus dem All zunehmend ein Thema für die zivile Luftfahrt werden. Immer öfter müssen Airlines ihre Routen anpassen, wenn Raketenreste in die Atmosphäre eintreten.

Qantas etwa verzögerte dieses Jahr bereits öfter Flüge mit Airbus A380 zwischen Südafrika und Australien, weil Reste von Space-X-Raketen über dem Südpazifik niedergingen. Im Januar explodierte ein Starship-Prototyp des Unternehmens von Elon Musk über Texas. Die Trümmer sorgten für Störungen im Luftraum über der Karibik. Ein Airbus A330 von Iberia musste damals durch das betroffene Gebiet fliegen, kam aber sicher ans Ziel.

Hunderttausende Teile stellen potenzielle Gefahr dar

Inzwischen kreisen laut Schätzungen von Forschenden und Weltraumbehörden rund 29.000 größere Objekte von über zehn Zentimeter Durchmesser im Erdorbit, dazu hunderttausende kleinere Teile. Während die meisten Fragmente beim Wiedereintritt verglühen, erreichen manche – vor allem besonders widerstandsfähige Raketenteile – die unteren Atmosphärenschichten.

Was früher als äußerst unwahrscheinliches Zusammentreffen galt, wird angesichts der steigenden Startzahlen in Richtung Weltraum zunehmend real. Die Zahl der Satellitenstarts hat sich in den letzten Jahren vervielfacht. Tausende neue Satelliten von Starlink, One Web oder Kuiper bevölkern den erdnahen Raum. Und jede Mission hinterlässt Spuren.

Forschende berechneten das Risiko durch Weltraumschrott

Eine Studie der University of British Columbia hat kürzlich berechnet, wie wahrscheinlich ein Wiedereintritt großer Objekte über dicht beflogenen Regionen ist. Das Ergebnis: gering, aber steigend. Die Forschenden errechneten für Gebiete mit hohem Flugaufkommen - etwa den Nordosten der USA, Nordeuropa oder Asien – ein jährliches Risiko von bis zu 26 Prozent, dass ein Raketenkörper beim Wiedereintritt in diese Lufträume gerät. Für dicht besiedelte Regionen nahe großer Flughäfen liegt die Wahrscheinlichkeit bei knapp einem Prozent.

In der Praxis heißt das: Zwar bleibt die Chance, dass ein Passagierflugzeug tatsächlich getroffen wird, extrem klein. Die FAA berechnet die Wahrscheinlichkeit eines Absturzes durch Weltraumschrott mit 0,0007 pro Jahr. Aber der Luftraum ist längst nicht mehr frei von potenziellen Gefahren.

Auch Meteoriten können zur Gefahr werden

Nicht jeder potenzielle Einschlag stammt zudem aus Menschenhand. Auch winzige Meteoriten durchqueren regelmäßig die oberen Atmosphärenschichten. Nasa-Forschende schätzen, dass jährlich rund 17.000 davon auf die Erde niedergehen. Fast alle verglühen vollständig, doch einige wenige könnten theoretisch in Flugflughöhen geraten. Das Risiko eines Treffers liegt laut Behörde allerdings bei weniger als eins zu einer Billion – praktisch ausgeschlossen, aber eben nicht null.

Die zentrale Herausforderung bleibt: Immer mehr Raumfahrtaktivitäten treffen auf immer dichteren Luftverkehr. Über 2300 Raketensegmente umkreisen derzeit unkontrolliert die Erde. Jede wird irgendwann zurückkehren. Wann und wo, lässt sich meist nur grob berechnen. Fachleute fordern daher verbindliche Regeln für kontrollierte Rückführungen: Raketen sollen gezielt in abgelegene Ozeanregionen gelenkt werden, statt unkontrolliert über bewohnte Gebiete zu fallen. Derzeit geschieht das bei weniger als einem Drittel aller Starts.

Spanien und Frankreich mussten Luftraum schließen

Etwa im Jahr 2022. Spanien und Frankreich mussten damals vorsorglich Teile ihres Himmels sperren, als der unkontrollierte Absturz einer chinesischen Raketenstufe erwartet wurde. Rund 645 Flüge verspäteten sich oder mussten umgeleitet werden.

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